Golfclub Rheinhessen
Mit Golfplätzen ist es so ähnlich wie mit Babys: Jeder Manager hält seine Anlage für die Schönste im ganzen Land. Dirk Eckgold vom Golfclub Rheinhessen - Hofgut Wißberg St. Johann macht da keine Ausnahme. Aber er hat auch gute Gründe für seine Begeisterung. Weitab vom Alltag bieten Course, Gastronomie und Hotel die perfekte Basis für eine Auszeit.
Blicke schweifen, Schläger schwingen
Anfang Juli, jenseits der Mosel zeigen sich große blaue Flecken mit Flauschwolken, der Tag fängt gut an. Über die A60/A61 ist der Golfclub Rheinhessen – Hofgut Wißberg St. Johann, kurz GC Rheinhessen genannt, gut zu erreichen. Kaum hat man die Autobahn verlassen, verändert sich die Welt: Schmale Straßen zwingen zur Entschleunigung, malerische Orte verführen zum Verweilen. Gut, dass der Club überall große Wegweiser aufgestellt hat, so gelangt man vorbei an Weinbergen, Weizenfeldern, Wäldern und Wiesen auf den Wißberg, immerhin „die zweithöchste Erhebung im Wein- und Hügelland Rheinhessen“ – idealer Ausgangspunkt für schweifende Blicke und eine schöne Golfrunde.
Auch im Morgennebel schön Foto: GC Rheinhessen
Golf mit Überraschungen
Nach dem freundlichen Empfang im Sekretariat geht’s los. Wer auf der ersten Bahn den Schlag ins Grün zu lang lässt, landet zuerst überraschend in „Paul’s (gut getarntem) Teich“ und dann auf der Dropping Zone nahe dem Grün. Rückwärts fällt der Blick ins Tal: „Soo hoch sind wir?“ Ja, 270 Meter hoch und auf dem tafelartigen Wißberg wie auf dem Präsentierteller. Nicht umsonst sind die Metallbänke an aussichtsreichen Stellen mit Blitzwarnschildern versehen und die Blitzschutzhütten TÜV-geprüft.
Heute ist aber kein Gewitter in Sicht, ringsum Weite. Nur Richtung Fahne sieht man manchmal nichts: Blinde Schläge, besonders vom Damenabschlag nicht ungefährlich, zwingen zu erhöhter Aufmerksamkeit – und gegebenenfalls zur Vorausschau. Die einzelnen Fairways sind durch Busch- und Baumreihen getrennt. Lücken öffnen Fenster auf die Weinhügel ringsum, aber auch auf benachbarte Bahnen und Grüns. Allein mit der Natur hört man nur Vogelgezwitscher (der Club ist besonders stolz auf die Wiedehopfe) und das Rauschen der Birken. Der nicht „Nicht zum Spiel gehörige“ Wind (Offizielle Golfregeln ab 2016, Erklärungen, S. 54) spielt doch gehörig mit. Aber wenn er wieder mal einen gerade noch geraden Abschlag ins rechte Blumenwiesen-Rough verweht hat, tröste ich mich damit, dass er zur Strafe auch die im fernen Hintergrund stehenden zahlreichen Windräder antreiben muss und damit die Energie für meinen Lieblingskaffee nach der Runde liefert. Deshalb verzeihe ich ihm und richte mich beim nächsten Schlag etwas mehr nach links aus. Der Wind schläft prompt ein.
Blumenpracht und gute Grüns
Wer die gepflegten Fairways verlässt und auch das dichte Semi-Rough überwindet, landet – zumindest im Juli – in einem bunten Meer von Wildblumen. Und während das Auge sich nicht sattsehen kann, sagen Verstand und Erfahrung, dass das eine wunderschöne, aber keine gute Lage ist. Weil Natur nicht Golf spielt, hat sie außerdem das Kletten-Labkraut („Klebkraut“) erfunden. Es schützt den Ball vor tiefem Fall, aber auch vor dem Schläger, den es erbarmungslos fesselt. Kapitulation und „Ball unspielbar“. Auf den Grüns fast keine Pitchmarken – Heinzelgreenkeeper? Zwischen Grün 6 und Abschlag 7 steht eine witzige Golfball-Toilette. Ohne den entsprechenden Code muss man jedoch bis zur Halbzeit warten. Erleichtert geht es auf die 10, ein scharfes Dogleg nach rechts. Im nicht einsehbaren spitzen Innenwinkel blitzen nur 200 Meter nach der letzten Austrittsmöglichkeit verräterische Papiertuch-Fetzen. Lieber außen herum oder darüber hinweg! Mein Lieblingsloch ist die 18! Das Dogleg mit Großbunker ist vom Abschlag aus nicht einzusehen (Treppchen nutzen!) und erfordert Vorstellungskraft und Präzision. Ein guter Abschlag ebnet den Weg zum Grün, vor das der Architekt aber noch einen Teich mit attraktivem Schilf gesetzt hat.
Dirk Eckgold, Geschäftsführer des GC Rheinhessen, kennt und liebt das Gelände. Hier hat er als Sportstudent seine Platzreife erlangt und hier ist der Diplom-Sportlehrer 2008 nach mehreren Management-Stationen sehr gerne wieder angetreten. Er bevorzugt die Bahn 5, ein für Herren 390 Meter langes Par 4, das hinter einer Kuppe steil nach unten geht, und rät: „Genießen Sie auf dem Abschlag die 360-Grad-Aussicht!“ Ein weiterer Tipp: „Ich spiele hier gerne eine Runde in den Abendstunden, das Land kommt zur Ruhe und es entsteht ein besonderes weiches Licht. Das ist wunderbar.“ Dann noch augenzwinkernd: „Und ab 17:00 Uhr gibt es ein ermäßigtes Greenfee, den Sundowner.“ Apropos Greenfee. Seit Juni zahlen VcGler einen Aufschlag von 10,– Euro? Dirk Eckgold: „VcGler sind herzlich willkommen. In der heutigen Golfszene ist die VcG unabdingbar. Der VcG-Aufschlag ist deshalb geringer als der anderer Spieler ohne Gold-Hologramm auf der Mitgliedskarte (20,– Euro). Vorstand und Geschäftsführung halten es aber für gerecht, dass Golfer, die nichts zum ‚Millionenprojekt Golfplatz‘ beigetragen haben, eine Art Investitionszulage zahlen.“
Gutes Essen und schlafen
Ein Golfrestaurant hat’s schwer: Mancher möchte üppig speisen, andere wollen nur eine Kleinigkeit nach der Runde. Das Clubrestaurant auf dem Wißberg bietet eine ambitionierte Karte und hat trotzdem ein Herz für hungrige Golfer. Auffällig ist die Bindung an regionale Küche und Keller. Empfehlenswert: „Schwartenmagen-Carpaccio mit Bratkartoffeln“, dazu ein Wein, unbedingt vom einheimischen Winzer. Weil der wirklich gut ist und es deshalb vielleicht nicht bei einem Glas bleibt, kommt das Golfhotel Rheinhessen ins Spiel, nach eigenen Angaben nur 152 Schritte vom ersten Abschlag entfernt. Hier könnte man für den nächsten Tag, dann gestärkt durch ein Frühstück auf der aussichtsreichen Hotelterrasse, fröhlich eine zweite Runde einplanen.