Ab auf die Inseln
Wer „zum Golfen auf die Insel“ sagt, meint in der Regel Britannien. Doch warum über den Kanal, wenn das Gute auch auf Zeeland zu haben ist!
Corona, Brexit, Devisenstress und Herbststürme – das ist Britannien. Viel entspannter ist es dagegen diesseits des Kanals: Die Inseln der niederländischen Provinz Zeeland, verbunden durch wirklich sehenswerte Brückenbauwerke, locken mit nahe beieinanderliegenden, jedoch ganz unterschiedlichen und spannenden Golfplätzen ...
Die Niederlande und Golf
Beides verbindet man höchstens mit der nie endenden Diskussion um die Ursprünge des Sports. Zu Unrecht. Das Land „unter dem Meer“ weist eine große Anzahl schöner Plätze auf, von Küste bis Berg (na ja), von rustikal bis mondän. Die Provinz Zeeland ist ideal für den Kontakt mit den golfenden Nachbarn. Die sind freundlich und hilfsbereit, wenn man drei Dinge beachtet: Der Zeeländer ist Niederländer, jedoch kein Holländer. Er spricht manchmal, aber nicht automatisch Deutsch, dafür oft Englisch. Fußball und Weltkrieg eignen sich nur bedingt als binationale Themen auf der Runde.
Zwischen Windrad und Frachtschiff
Golfcentrum Reymerswael, das sind 18 langgestreckte Löcher zwischen Scheldedelta und Schelde-Rhein-Kanal. Im Hintergrund, aber weit genug entfernt, um malerisch zu wirken, Industrie. Im Vordergrund Windräder und Lastschiffe. Trotz heißer Tage dichte Grüns und satte, teilweise schmale Fairways, den beiden Teichen kann man gut aus dem Weg gehen. Kaum Schwierigkeiten, viel zu sehen – ein prima Einstiegsplatz.
So müssen Golfer sein
De Goese Golf ist, laut Eigenwerbung, „der beste Platz in Zeeland“. Auf jeden Fall sind seine Mitglieder die freundlichsten aller ohnehin freundlichen zeeuwschen Golfer. Gruß, Lächeln, Kopfnicken … und beim geringsten Anzeichen von Zweifel joggt ein hilfreicher Wegweiser herbei. Hier gibt es Wasser im Überfluss und oft in Schlagdistanz. Und der Wind treibt die Bälle von den sanft gewellten Fairways ins Rough.
Boomerang mit Aqua Range
De Zeeuwsche nennt sich der hauptstädtische Golfclub, neun Löcher schmiegen sich auf einem Gelände in der Form des australischen Wurfgeschosses rings um ein Wasser. Penalty Areas sind jedoch leicht zu umspielen. Eine Besonderheit: Auf der Aqua Range kann man Rangebälle (auch) ins Wasser schlagen und diesbezügliche Phobien lustvoll bekämpfen. Das Clubrestaurant ist einen Besuch wert.
Mehr Links geht nicht
Der Domburgsche Golfclub wurde 1914 gegründet, im WK II zerbombt, in den 50gern mühsam und liebevoll wiederhergestellt (Bombentrichter zu Grasbunkern!) und ist ein echter Hingucker – aber auch eine echte Herausforderung. Alles da: Harter Boden, kleine Grüns, Topfbunker, unerbittliches Rough und Dünen. Dahinter die echte See, nicht nur irgendein breites Flussdelta. Zuzeiten auch echter Sturm und Starkregen, dazu jedoch – Wunder der Natur – eine beachtenswerte Schmetterlings- und Libellenpopulation. Verlangt wird Handicap 36 und, ganz ehrlich, Anfängern wird der Course keinen Spaß machen. Selbst gute Spieler brauchen Ersatzbälle.
18 niedliche Löcher – eine Herausforderung
Die Lunchboerderij Molenberg ist Bauernhof, Restaurant, Café, Veranstaltungsort, Spiel- und Campingplatz. Der familiär geführte Hof verfügt aber ebenso über einen liebevoll gestalteten 18-Löcher-Par-3-Platz. „Niedlich“ ist der erste Eindruck, Wasser, Bunker – alles wie beim „richtigen Golf“, nur viel kleiner. Aber Vorsicht! Auch ein Bunkerchen kann ein Grünlein schützen, auch Wässerchen kann man treffen.
Die Ruhe vor dem Sturm
Der letzte Platz unserer Zeeland-Rundfahrt ist Grevelingenhout. Enge Fairways, imposante Villen. Aber niederländisches Understatement mildert die Präsenz der Bebauung und das Wasser ist nicht oft spielentscheidend. Zum Schauen und Schlemmen in das nur wenige Kilometer entfernte Muschelfischer-Städtchen Bruinisse? Touristen-Hotspot!
Im Winter an die See
Die meisten Plätze sind ganzjährig bespielbar, viele locken mit speziellen Greenfees oder Angeboten. Die Nähe zum Meer kann durchaus golffeindliches Wetter produzieren, sie sorgt aber auch für nur mäßig kühle Tage mit blauem Himmel und mildem Sonnenschein. Durch den sandigen Boden und bei stetigem Wind trocknen die Plätze selbst nach starken Güssen schnell ab. Manche Clubs informieren auf ihrer Website über Platzzustand und aktuelle Wettervorhersage. Meteo checken, kurzfristig anmelden und mit Schwung einen ungewöhnlichen Wintertag genießen. Noch mehr Informationen gibt es hier!