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Sorgt für Bewegung im Golfmarkt: die PGA
Sorgt für Bewegung im Golfmarkt: die PGA Bild: Berufsverband PGA of Germany, Stefan Heigl
30.03.2022 / Interview

Aktiv für die Golf-Profis

Einst als Verband der Golflehrer gegründet ist die PGA of Germany heute weit mehr als das …

Autor:in: Imke Ulrich
Lesedauer 6 MIN
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Wir haben mit Kariem Baraka, dem 1. Vorsitzenden der Professional Golfers Association of Germany (PGA), gesprochen. Er kennt alle Seiten – die des Amateurgolfsports (da Golfer seit 31 Jahren), die des Profi-Golfs (da bis 2008 Player auf der Challenge und der European Tour) und die des Golfmanagements (seit 2013 Geschäftsführer des GCs München-Riedhof): Kariem Baraka bringt neben einer charismatischen Persönlichkeit alle Vorraussetzungen für sein neues Amt als 1. Vorsitzender der PGA mit. Wir sprachen mit dem Münchner über die Aufgaben der 1927 als „Deutscher Golflehrer Verband“ gegründeten Organisation – gibt es einen Umbruch?

Herr Baraka, Sie managen den GC München-Riedhof und sind zudem seit einem halben Jahr ehrenamtlich 1. Vorsitzender und Präsident der PGA of Germany. Bleibt da noch genug Zeit für die Familie?

Baraka (lacht): Golf fasziniert mich und spielt immer schon eine wichtige Rolle in meinem Leben, meine Frau ist zum Glück sehr verständnisvoll. Wir haben uns bereits mit 14 Jahren durch die Bayerischen Ranglistenturniere kennengelernt und in meinen Jahren als Profigolfer hat sie mich begleitet. Nicht nur sie spielt Golf, auch meine Kinder. Das Gute ist, wir wohnen nur zehn Minuten vom GC München-Riedhof entfernt und zur PGA-Geschäftsstelle in München ist es auch nicht weit, ich bin dem Verband jetzt seit 22 Jahren sehr stark verbunden, den wahnsinnigen Zusammenhalt der Mitglieder und die internationale Vernetzung, den gegenseitigen Respekt schätze ich besonders und deshalb engagiere ich mich gerne, es passt alles sehr gut!

Ihr Vorgänger Stefan Quirmbach war 21 Jahre im Amt. Neue Besen kehren gut: Was haben Sie vor? 

In unserem siebenköpfigen Vorstand sind vier Personen schon lange dabei, auch ich gehöre bereits seit vier Jahren dem PGA-Präsidium an, insofern war der Wechsel kein großer Cut. Es gab keinen kompletten Umbruch, auch nicht die PGA grundsätzlich betreffend. Wir führen die Strukturen und Projekte in gewohnter Form fort. Der Ausbau des Ausbildungsangebotes steht im Fokus, mir ist zudem die „Business Division“, also der Aufbau eines übergreifenden Netzwerkes in der Golfbranche, sehr wichtig. Wir möchten eine Plattform für alle, die professionell im Golfmarkt tätig sind, sein und die Entwicklung des Golfsportes dadurch positiv beeinflussen.  Unser Berufsverband kann und soll allen Golfexperten langfristig Mehrwerte bieten, zum Beispiel durch Seminare, Turniere, Publikationen und Auszeichnungen wie die PGA-Awards. 

Liegt bedingt durch die Verbandshistorie der Fokus nicht ganz klar auf den Golflehrer:innen?

Nicht nur. Unser Verband ist in Europa die zweitgrößte Vereinigung von Golfprofessionals und sechstgrößte weltweit. Er umfasst neun unabhängig agierende Landesverbände, eine eigene Aktiengesellschaft, die PGA Golf Klinik und mehrere GmbHs, unter anderem die „PGA Aus- und Fortbildungs GmbH“. Die PGA-Mitgliederzahlen haben sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als vervierfacht und natürlich machen die Golflehrer, also „Teaching Pros“, 80 Prozent unserer 2032 Mitglieder aus, die weiteren arbeiten anderweitig in der Golfbranche, als Clubmanager, Pro-Shop-Betreiber, Greenkeeper, in der Golfindustrie etc. Nur 158 Mitglieder sind „Playing Professionals“ wie Martin Kaymer, Sophia Popov und Bernhard Langer.

Lassen Sie uns zunächst über die „Teaching Pros“ sprechen. Wie viele gibt es bundesweit? 

Das ist schwer zu sagen, denn „Golflehrer“ ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. 1622, und damit sicher der größte Teil, sind in unserem Verband organisiert und dürfen sich „PGA-Professional“ nennen, aber es gibt noch mehr als diese, vermute ich ...

Ist der Beruf Golflehrer:in heute attraktiver denn je?

Der Golfmarkt hat sich in den vergangenen zwei Jahren sehr positiv entwickelt und ist noch nicht annähernd erschöpft. Vor der Pandemie hatten wir um die 35 neue Auszubildende im Jahr, jetzt sind es 74 … Golflehrer werden händeringend gesucht und der Beruf ist nach wie vor sehr attraktiv: Er bietet gute Verdienst-, Reise-, Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, ist abwechslungsreich und vielfältig. Man ist als Selbstständiger sein eigener Herr, hat mit Menschen zu tun … 

Aber lohnt es sich überhaupt noch, Golflehrer:in zu werden? Online-Tutorials, -Apps, Trackman-Ranges … Kannibalisiert die Digitalisierung nicht den Beruf der Golflehrer:in?

Nein, das glaube ich nicht. Diese technischen Tools haben nur ergänzend einen Wert. Golf ist sehr komplex und nach Stabhochsprung die zweitschwerste Sportart überhaupt. Keiner sollte und kann sich das selbst beibringen, es ist kaum möglich, alleine das eigene Potenzial voll auszuschöpfen. Um nachhaltig Spaß am Golfsport zu haben, braucht man einen qualifizierten Trainer.
Übung macht den Meister, auch in der PGA-Ausbildung (Foto: PGA; Stefan Heigl)

Übung macht den Meister, auch in der PGA-Ausbildung (Foto: PGA; Stefan Heigl)


Was zeichnet eine gute Golflehrerin oder einen guten Golflehrer aus? 

Der größte Fehler ist es, falsch zu trainieren, deshalb ist die regelmäßige Kontrolle durch einen Pro, zum Beispiel einmal im Monat, so wichtig. Man sollte sich einen PGA-Pro oder eine PGA-Golfschule suchen, denn ich bin überzeugt, dass ein PGA-Pro aufgrund seiner Ausbildung immer den qualitativ besseren Unterricht erteilen kann als jemand ohne diesen Background. Der PGA-Pro erkennt die persönlichen Voraussetzungen des Lernenden und vermittelt Informationen so, dass das Gegenüber sie nachhaltig umsetzen kann. Er bringt der Person den für sie optimalen Golfschwung bei. Ein gutes Gespür für die Physis und Psyche des Schülers ist wichtig. Darauf legen wir in der Ausbildung großen Wert!

Die PGA bietet eine in der Regel dreijährige Ausbildung an. Steht sie jedem offen?

Grundsätzlich ja, sofern er mindestens die Hauptschule besucht hat, älter als 16 Jahre ist und ein HCPI von 12 oder besser vorweisen kann. Auch Quereinsteiger sind willkommen. Die Ausbildung erfolgt in Vollzeit auf einer Golfanlage oder berufsbegleitend in mehreren Schritten. Die Gestaltung und Organisation der Berufsausbildung zum „Fully Qualified PGA Golfprofessionals“ gehört zu den Kernaufgaben unseres Berufsverbandes. Ebenso liegt uns die lebenslange Fortbildung der Pros am Herzen. Es gibt zwei PGA-Ausbildungszentren und fünf Stützpunkte, an denen PGA-Seminare stattfinden. Unser Ausbildungs- und Fortbildungskonzept ist immer auf der Höhe der Zeit, auch Seminare für angehende Playing Professionals sind in Zukunft denkbar!

Ja, kommen wir zu den „Playing Professionals“. Was tut die PGA für diese?

Ich war bis 2008 selbst als Profi unterwegs und weiß: Wenn man Profigolfer wird, ändert sich viel. Es kommen Reisen, Organisatorisches, Steuerfragen, Sponsorensuche und Ähnliches auf einen zu. Wir möchten Spieler, die auf den Sprung ins Profilager sind, noch stärker unterstützen und Anlaufstelle, Mentor, Coach für sie und ihre Familien sein, ihnen mehr Know-how mit auf den Weg geben – und Chancen eröffnen. Durch unsere  Pro Golf Tour, heute die wahrscheinlich attraktivste Third Level Tour Europas und ein Sprungbrett für junge Amateure, sowie durch die Big Green Egg Challenge Tour powered by VcG, die wir zusammen mit anderen Berufsverbänden realisieren, schaffen wir wertvolle Spielmöglichkeiten für qualifizierte Playing Pros und machen den Profisport hautnah erlebbar. 

Ist diese Zusammenarbeit der Verbände wichtiger denn je?

Auf jeden Fall. Der Golfmarkt ist zu klein, als dass die einzelnen Verbände parallel agieren sollten. Wir müssen uns austauschen und abstimmen, dann können wir den Golfmarkt positiv beeinflussen. Deshalb haben wir uns mit dem Deutschen Golf Verband (DGV), dem Golf Management Verband Deutschland (GMVD), dem Greenkeeper Verband Deutschland (GVD) und dem Bundesverband Golfanlagen (BVGA) zu der Initiative „Wir bewegen Golf!“ zusammengeschlossen und uns eine ganze Reihe an Kooperationspartnern gesucht. Auch die VcG zählt jetzt dazu, was uns sehr freut! 

Wo sehen Sie Potenzial, den Golfsport in Deutschland weiter voranzubringen?

Der Golfsport unterlag während der letzten beiden Jahre deutlich weniger Einschränkungen als viele andere Freizeitaktivitäten. Das hat sich besonders bei jüngeren Altersklassen bemerkbar gemacht, doch immer noch spielen nur 0,8 Prozent der deutschen Bevölkerung Golf. Hier sind uns andere Länder weit voraus. Wir müssen noch stärker am Image unserer Sportart arbeiten, uns mehr für neue Konzepte und unkompliziertes Golfen öffnen, ein breites Angebot schaffen. Wir können nicht gegen eine gesellschaftliche Entwicklung gehen, nicht stehenbleiben. Alles, was die Leute an die Schläger bringt, ist richtig. Es ist ein langer Prozess mit vielen Mosaiksteinen, aber wir sind auf dem richtigen Weg! 

Kariem Baraka (Foto: PGA, Stefan Heigl)

Kariem Baraka (Foto: PGA, Stefan Heigl)

 

Zur Person Kariem Baraka:
HCPI: Professional, Heimatclub: GC München-Riedhof Golfer seit: 1990, Jahrgang: 1978, verheiratet, zwei Kinder, spielte bis 2008 über 200 Turniere auf der Challenge Tour und der European Tour, bis 2013 Mitarbeiter der Langer Sport Marketing GmbH und PGA of Germany, seit 2013 Geschäftsführer des GC München-Riedhof, zudem seit 2018 im Vorstand der PGA und seit 19.9.2021 Präsident und 1. Vorsitzender der PGA, Kontakt: Tel. 089-1795880, Mail: baraka@pga.de

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