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Aschaffenburger GC
Auf der Suche nach dem Wohlfühlort ... es lohnt sich!
Ein Blick auf die Satellitenkarte eines bekannten Online-Mappers zeigt auf dem Gelände des Aschaffenburger Golfclubs einen speziellen, „Bunkerlo“ genannten „Entspannungsort“. Interessant! Nun ist ja ein Golfplatz oft entspannend und meist ein Wohlfühlort, aber dieser konkrete Hinweis macht neugierig …
Um vier Ecken zum Ziel
Nur vier Kilometer trennen den Aschaffenburger Golfclub von der A 3. Die Route führt zwischen dem dritten und dem elften Grün hindurch und weist so eine Besonderheit auf: Der Platz wird von zwei Straßen geteilt. Aber keine Sorge, die eine ist schmal und wenig befahren, unter der anderen führt ein schützender Tunnel die Spieler zum nächsten Abschlag. Die Teilung ist das Ergebnis der bewegten Clubgeschichte . Seit 1977 haben wechselnde Vorstände mit viel Geduld und diplomatischem Geschick von über 50 Eigentümern, teils winzigen Parzellen, erworben oder gepachtet und die Bedenken mehrerer Gemeinden und von rund 25 Ämtern ausgeräumt. So entstanden zunächst neun und erst rund 20 Jahre später weitere neun Golfbahnen sowie eine 6-Löcher-Übungsanlage samt größerem Clubhaus. Im Zuge von Vertragsveränderungen wurde immer wieder umgeplant, verlegt oder, wenn möglich, verlängert und zum Schluss der Bahnverlauf komplett gedreht. Heute starten wir mit den neueren Löchern. In diesem Jahr lohnt sich der Besuch des Clubs besonders. Für VcGler gibt es attraktive Angebote …
Corona im Griff
Das Sekretariat, der Pro Shop und die Gastronomie sind pandemiebedingt Mitte April geschlossen. Aber der Club begegnet den Herausforderungen mit viel Engagement. Die Sekretärin hat mit einem Rollcontainer vor dem Eingang eine Outdoor-Theke geschaffen und der Pro Shop allerlei nützliche Kleinigkeiten deponiert. Für Hungrige gibt es hausgemachte Snacks to go. Schade, dass die Innenräume des frisch renovierten Restaurants mit verschiedenen attraktiven Bereichen zurzeit noch nicht genutzt werden dürfen: Unter dem Dach thront ein großer Tisch mit Aussicht auf den zehnten Abschlag, vor und auf der Terrasse steht bequemes Mobiliar für einen schnellen Stopp oder einen gemütlichen Rundenausklang bereit. In einer Ecke laden schöne Gedecke zum Hinsetzen im Ambiente alter Schwarz-weiß-Filme ein und die rustikale Einrichtung in einem separaten Raum beherbergt größere Gruppen. Wer zu lange beim Golf verweilt und deshalb die Daheimgebliebenen versöhnen will, findet zudem nett verpackte, selbst hergestellte Kleinigkeiten: Marmeladen, Chutneys, verschiedenfarbige Liköre ... Für die Beschwernisse eines hügeligen Parcours stellt der Club edle Carts mit Stern bereit, deren Straßenausstattung überrascht und braune Ledersitze mit passendem Papierkorb Ästheten begeistern. Nur bei der innovativen Konzeption der Bag-Halterung hätte man mal einen Golfer fragen sollen.
Wo geht’s zum Bunkerlo?
„Bunkerlo – nie gehört …“ Bei den Mitarbeitern sind Name und Ort unbekannt. Aber Google lügt nicht. Und irgendwer muss den Eintrag ja veranlasst haben. Wir werden das Ding schon finden. Über eine schmale Straße geht es zum ersten Abschlag. Die großformatige Bahnübersicht neben dem Starterhäuschen zeigt, dass der verfügbare Raum bis in den letzten Winkel genutzt wurde. Mach dich also auf eine ganze Reihe mehr oder minder abgewinkelter Doglegs mit blinden Schlägen gefasst. Die großen Bewässerungsteiche kommen hingegen kaum ins Spiel. Rund um die Kuppe drohen Schräglagen, zum Teil ohne schützende Auffangmulden. Wenn auch das Course Rating wegen der Kürze einiger Bahnen etwas unter Par 71 liegt, das Slope Rating (Herren 132, Damen 125) wird der Schwierigkeit durchaus gerecht.
Golfen und wohlfühlen
Schon das erste Grün ist ein Wohlfühl-Kandidat. Weit schweift der Blick. Durch einen Tunnel kommt man problemlos zur zweiten Bahn. Achtung auf dem Weg zum dritten Abschlag. Der ist links hinter Bäumen verborgen. Wer geradeaus die Straße quert und auf das Grün zu marschiert, kommt möglicherweise den Spielern an diesem Par 3 in die Quere. Da wir gerade dabei sind: Der Mitgliederwunsch nach längeren Bahnen und einem entsprechend höheren CR-Wert führt ebenfalls auf dem Weg zum elften und zum dreizehnten Abschlag zu einer Kreuzung mit der zwölften bzw. dreizehnten Bahn. Wer hier den dichten Wald bewundert, statt auf die dezenten Hinweisschilder zu achten, bringt sich in Gefahr und die vorausspielende Gruppe in Rage. Vorsicht bitte auch bei eigenen Abschlägen an diesen Löchern. Die 6 ist nach zwei „Nur-Doglegs mit schöner Aussicht“ eine herausfordernde Kombination von krumm, schräg und blind. Wer hier Par spielt, ist der Held. Dabei hat das Loch nur Vorgabe 14. An der 8 eine weitere Bunkerlo-Möglichkeit: Rechts von der Bahn wölbt sich ein künstlich aufgeschütteter Hügel mit Riesenbank, auf der man leicht in der Betrachtung des blauen Himmels mit den weißen Wolkenhaufen versinken kann. Für zügiges Spiel sorgt jedoch die frostige Luft.
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Bergauf, Bergab
Zur Entspannung trägt eine weitere Bank an Loch 11 bei, deren launige Inschrift sie zum heißen Bunkerlo-Aspiranten macht. Aber nach einem genussvollen Blick auf den Himmel, Wolken und Bäume spiegelnde Wasserfläche des großen Speicherteiches ist erst die Hälfte der Runde geschafft. Deshalb heißt das aus Bruchstein gemauerte Häuschen neben dem zehnten Abschlag Halfway House, obwohl es genau neben dem Clubhaus steht. Die gemütliche Spielunterbrechung wurde aus der Herrengolf-Kasse finanziert. Die Damen tragen mit den vielen (Damen-)Abschlägen präsenten Bänken zum Wohlfühl-Effekt bei. Und neben den zehnten Grüns bieten die Greenkeeper Ersatz für eventuellen Ballverlust. Hinter dem 13. Abschlag posieren drei große Findlinge dekorativ neben einem komfortablen Insektenhotel, ein echter Hingucker für Harmoniesüchtige. Plötzlich ist unser Vorflug weg und trotz Aussichtstreppe nicht mehr zu sehen. Später erfahren wir, dass so mancher Spieler seine Runde nach der 15 beendet und so das „Tal der Tränen“ vermeidet: Die 16 ist das laut Vorgabe schwierigste Loch und führt so steil bergab und bergauf, dass sogar das elektronisch ausgesteuerte Cart sehr sorgfältig manövriert werden muss. Dann folgt die 17, ein Par 3, wiederum bergab auf ein kleines, nicht einsehbares und nach dreieinhalb Seiten abfallendes Grün. Vorgabe 9? Unmöglich! Nach dieser Herausforderung ist das Schlussloch zwar lang und nochmals krumm, aber irgendwie doch – entspannend.
Entdeckt!
Während unserer Runde haben wir viele wohlige Momente erlebt und können uns nicht richtig entscheiden, ob Steinkreis, Wasserspiegel oder Talsicht in Frage kommen. Ein genauer Vergleich der Map-Koordinaten mit der GPS-Realität ergibt jedoch eindeutig, dass „Bunkerlo“ nur die Riesenbank an der Bahn 8 sein kann, deren auffällig angebrachtes Herstellerschild möglicherweise auch den PR-tüchtigen Urheber des Karteneintrags verrät. Außerhalb des Golfplatzes, an der Staatsstraße 2307 steht übrigens noch eine „Bunkerlo-Entspannungsbank“, diesmal komplett mit Foto und der Bezeichnung „Nachtclub“. Ein Kommentar: „Hervorragend zum Tanzen. Hübsche Mädchen …“ Sollte Google doch nicht unfehlbar sein?
(Alle Bildrechte, außer Titelbild, bei Monica Deniers)