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Golf Resort Weimarer Land
Auf ein Par mit Goethe. Weimar. Ein kulturträchtiges Pflaster. Anna Amalia, Rokoko, Schiller, Liszt, Nietzsche, Bauhaus und Goethe. Natürlich. Hier grüßt die Geschichte aus allen Ecken. Lange hatte weder Goethe noch dieses Fleckchen deutscher Hochkultur etwas mit Golf zu tun. Das hat sich geändert, seitdem die Tore des Golf Resorts Weimarer Land geöffnet sind. Ein Besuch zeigt, dass die 36-Löcher-Anlage nicht zufällig den Golf Magazin Award 2013 erhielt und als bester neuer Golfplatz Deutschlands ausgezeichnet wurde.
Wenn man von Wiesbaden nach Berlin reist, fährt man im Grunde über Weimar. Na ja. Nicht ganz. Aber fast. Also packe ich die Golftasche, nehme 12 Bälle mit und drücke auf die Tube. Nach knapp drei Stunden trudelt meine Kiste im Golf Resort Weimarer Land ein. Ein herrliches Fleckchen Erde. Natur pur. Wälder ringsherum. Vöglein zwitschern. Häschen knabbern. Und rechts von mir höre ich eifriges Bällekloppen. Das muss die Range sein. Vom Parkplatz aus ist nichts von den beiden 18-Löcher-Plätzen zu sehen. Wo sind sie nur?
Nach kurzem Gang erreiche ich die "Golfhütte" – Anlaufstelle, Club-Sekretariat und Restaurant in einem. Wer bei „Hütte“ an eine olle Baracke, einen schäbigen Verschlag oder einen miefigen Stall denkt, hat sich geirrt. Denn diese Hütte ist anders. Sie ist irre. Glanzvoll. Und gleichzeitig dezent. Der Architekt hat das historische Ambiente erhalten, das Gebäude entkernt und mit hochwertigen Materialien ausgekleidet. Hier regieren Holz, Licht und Glas. Alles passt zusammen. Ohne prunkhaft oder aufdringlich zu wirken. Und weil ich mich so wohl fühle, lasse ich mich treiben. Bis auf die Terrasse. Hier muss ich mich einfach setzen, um diesen herrlichen Ausblick zu genießen. Dazu gibt’s eine Portion Kohlenhydrate: „Penne al Pecorino“, begleitet von einer amtlichen Apfelschorle. Lecker.
Zwischendurch studiere ich Birdie-Book und Scorekarte. Rechts liegt der Feininger-Course. In 12 Minuten bin ich mit dem Goethe-Course verabredet. Um ihn kennenzulernen, muss ich also links runter. Alle Achtung: Mit knapp 6.000 Metern hat der werte Herr Geheimrat ein recht ausgewachsenes Maß.
Zur Begrüßung bietet er mir ein 345 Meter langes Par 4. Die Fahne hat er uneinsehbar hinter einem Hügel versteckt. "Auf geht’s, Meister!" Meine Kugel landet links im Fairway-Bunker. Am Ende notiere ich ein Bogey. Die zweite Bahn hat es in sich: Ein Par 5, leichtes Dogleg, 474 Meter, meist ein wenig abschüssig, schwer einzusehen. "Wow! Was für ein Abschlag!", rufe ich guter Hoffnung. Da haue ich lieber einen Provisorischen hinterher. Die Leiden des jungen Golfers: Der erste Ball ist tatsächlich im Rough verschwunden, ein schönes Doppel-Bogey die Folge. Auch diese Bahn geht an Goethe. Dann läuft es besser für mich: Bei den nächsten sechs Löchern einigen wir uns auf Unentschieden.
Die Hanglagen machen mir besonders zu schaffen. Es gibt kaum eine Bahn, die sich nicht in irgendeine Richtung neigt. Dafür läuft der Putter rund. Die ondulierten Grüns sind schnell, treu und einfach bestens in Schuss. Es folgt die Bahn 9. Ein kurzes Par 4, 278 Meter. Und ich wittere eine Chance, einen Punkt gut zu machen. "Ffffuumppp!" Ein exzellenter Treffer, eindeutig. Aber wo liegt nur die Kugel? Ich kann sie nicht finden. "Schau mal links hinter dem Grün!", ruft mir Wolfgang zu. Tatsächlich. Wie auch immer sie dahingetrudelt ist. Ein Chip. Ein Putt. Ein Birdie. Und ein Honigkuchenpferd.
Jetzt bin ich eingespielt. Die nächsten beiden Bahnen gehen an mich. Und dann offenbart mir der Geheimrat ein besonders verführerisches Schätzchen. Die Bahn 12. Ein herrlicher Blick auf ein Inselgrün, das sich 355 Meter entfernt im tiefen, tiefen Tale in der Sonne rekelt. Natürlich nehme ich den Driver. Und mache Neptun zwei runde Geschenke. "Plumps!" "Plumps!" Den Geheimrat scheint es zu freuen. Jetzt steht es wieder unentschieden. Auf den nächsten Bahnen freunden wir uns richtig an. Erst lobt er mein kurzes Spiel, dann schenkt er mir einen 1,5-Meter-Putt. Und als wir uns auf dem letzten Grün die Hand geben, ist mir ein wenig wehmütig zumute. "Es hat mich sehr gefreut", sage ich und überlege ernsthaft, ob ich nicht eine Nacht hierbleiben soll.
Der Blick auf die Uhr holt mich zurück: "Mein Gott. Es ist ja schon 16:15 Uhr!" Und um 20:00 Uhr bin ich in Berlin verabredet. Jetzt heißt es: Gas geben. Als ich auf dem Weg zum Parkplatz am feinen Lindner-Hotel vorbeigehe, kneife ich die Augen zu und fühle eine Gewissheit in mir aufsteigen. "Ja Wolle, wir sehen uns wieder!" Und deinen Freund, den Feininger, möchte ich auch bald kennenlernen.