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Flach mit vielen Seen: Golf macht Laune in Estland
Flach mit vielen Seen: Golf macht Laune in Estland Bild: Dr. Johannes Martin Wagner
12.07.2023 / Reisen

Ballparadies Baltikum

Ungewöhnlich, nicht allzu teuer, nachhaltig – das Baltikum ist eine Golfreise wert und überzeugt mit schönen Anlagen.

Autor:in: Dr. Johannes Martin Wagner
Lesedauer 5 MIN
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Regelmäßig bin ich auf der Suche nach neuen Ideen für Golfreisen. Die Anforderungen an meine Planung sind dabei simpel: Es soll ungewöhnlich und dennoch nicht allzu teuer sein. Auch sollte die Reise nach Möglichkeit nachhaltig verlaufen. Der Zufall will es, dass ich bei meiner Recherche über eine Region stolpere, die für Golfreisen eine besondere Destination darstellen dürfte: das Baltikum

Drei Länder, 15 Golfplätze

So stelle ich schnell fest, dass die drei Länder Litauen, Lettland und Estland auf einer Fläche von etwa 175.000 Quadratkilometern rund sechs Millionen Menschen, aber gerade einmal 15 Golfplätze beherbergen, die größtenteils erst nach der Jahrtausendwende angelegt wurden. Die starke geografische Verstreuung der Clubs und der überschaubare Ausbau des Schienennetzes erschweren meine Planung und mein Ziel, mich lediglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen.

Hauptstädte als Ausgangspunkte

Es erweist sich als brauchbare Idee, die drei Hauptstädte Vilnius, Riga und Tallinn als Ausgangspunkte zu wählen. So entdecke ich im Stadtgebiet aller drei Städte bzw. in deren unmittelbarer Umgebung Golfplätze, die sich mit Bus und Bahn erreichen lassen. Die Reisen zwischen den Hauptstädten sowie die Anreise ins Baltikum plane ich mit dem Fernbus zurückzulegen.

Litauen: Schön und teilweise herausfordernd sumpfig

Litauen: Schön und teilweise herausfordernd sumpfig

Herausfordernd: Litauen 

Gesagt, getan: Bald sitze ich im Fernbus nach Vilnius. Mein erstes Ziel, der V Golf Club, liegt circa 20 Kilometer vom Stadtzentrum der litauischen Hauptstadt entfernt. Eine Bahn- bzw. Busverbindung zwischen Innenstadt und Golfplatz existiert nicht. Dafür wartet bei meiner Ankunft am innerstädtischen Busbahnhof bereits der clubeigene Shuttle-Bus, der mich zügig zum Golfclub befördert. Dieser entpuppt sich als ein modernes, im Jahr 2009 eröffnetes Golfresort, das neben einem 18-Löcher-Platz ein eigenes Hotel mit Restaurant und Wellness-Bereich umfasst. Im Clubhaus werde ich freundlich in deutscher Sprache empfangen und erhalte ein tadelloses Leihschlägerset. Der Platz erstreckt sich über ein waldiges, mit vielen Seen versehenes Terrain. Kleine, sich aus den Seen speisende Flüsse schlängeln sich auf den engen und zum Teil ondulierten Bahnen entlang.

Erforderlich: präzises Spiel

Die Flüsse verwandeln das Rough mit seinem alten Baumbestand in eine regelrechte Sumpflandschaft. Entsprechend ist ein präzises Spiel erforderlich, um ein gutes Ergebnis zu erzielen – und trockene Füße zu behalten. Der zeitweise einsetzende Regen und die bescheidenen Temperaturen verstärken die Notwendigkeit von Ausdauer und Konzentration. Beides kommt mir im Laufe der Runde zunehmend abhanden. So muss ich nach der Runde feststellen, dass ich an diesem Tag den technischen Ansprüchen des Platzes nicht gewachsen bin. Mit dem Shuttle-Bus geht es, aufgrund des hohen Ballverlusts mit merklich leichterem Gepäck, in die Innenstadt von Vilnius zurück und von dort weiter mit dem Fernbus nach Lettland. 

Wind, Wellen, Wasserhindernis: Lettland

Wind, Wellen, Wasserhindernis: Lettland

Windig: Lettland

In Riga angekommen steige ich in einen lokalen Linienbus, der mich zum im Osten der Stadt gelegenen, im Jahr 2002 eröffneten Ozo Golf Club bringt. Bereits bei der Ankunft bemerke ich den starken Wind, der aufgrund der direkten Nähe zur Ostsee über den Platz weht. Das helle Clubhaus vermittelt einen einladenden Eindruck. Meine Stimmung trübt sich jedoch, als mir die Service-Mitarbeiterin einen bunt zusammengewürfelten und dezent angegriffenen Leihschlägersatz überreicht. Dass dieser darüber hinaus einen Putter vermissen lässt, stelle ich erst am ersten Grün fest, was mich auf dem Weg zur zweiten Bahn zu einem unfreiwilligen Abstecher ins Clubhaus zwingt. Zurück auf dem Platz macht sich schnell seine Vielfältigkeit bemerkbar. Die ersten Bahnen sind von einem dichten Baumbestand gesäumt. Jedoch ändert sich das Bild schlagartig mit Übergang zu Bahn 4. So weichen die leicht hügeligen, im Schutze der Bäume fast windstillen ersten Bahnen den flachen, brachliegenden Folgebahnen, die aufgrund ihrer direkten Angrenzung an den benachbarten See dem Wind erbarmungslos ausgeliefert sind. Auch die Bahnen der Back 9 sind mit vielen kleinen Hügeln und strategisch gut platzierten Bunkern abwechslungsreich gestaltet, wenngleich nicht sonderlich herausfordernd. Der Wind und das maritime Ostsee-Flair verleihen dem Platz dennoch eine sehr natürliche Aura.

Estland: Plätze mit viel Weite und durchgängig flach

Estland: Plätze mit viel Weite und durchgängig flach

Gemütlich: Estland

Nach meiner Rückkehr zum Stadtzentrum geht es von dort mit dem nächsten Fernbus weiter in die estnische Hauptstadt Tallinn. Am Bahnhof steige ich in eine Regionalbahn um, die direkt am circa 35 Kilometer südwestlich von Tallinn liegenden Niitvälja Golf Club hält. Die sehr gepflegte Anlage und das landestypisch mit Holz verkleidete Clubhaus lassen schnell erkennen, warum der 1994 gegründete Club mehrfach ausgezeichnet wurde. Dass er gleichzeitig der älteste Golfclub des Baltikums ist, scheint hingegen schwer vorstellbar. Mit einem Premium-Leihschlägerset ausgestattet begebe ich mich auf die Runde. Das Terrain ist durchgängig flach, der alte, aber aufgelockerte Baumbestand ermöglicht weite Blicke über den mit einigen kleineren Seen bestückten Platz. Gepaart mit den wenigen Sonnenstrahlen, die der Platz an diesem Tag erblickt, und einem leichten Wind gleicht das Golfspielen einem entspannten Spaziergang durch eine weitläufige Parklandschaft. Gleichwohl machen die durch die Seen entstehenden Wasserhindernisse die Anwendung einer devoten Spielstrategie erforderlich. Als absolutes Highlight erwartet mich an Bahn 15 ein Inselgrün. Mein Ball findet dieses zwar nur mit Umwegen, dies trübt meine Stimmung aber kaum. 

Fazit: Natürlich und modern 

Positiv überrascht und durchweg erfreut, dass eine Golfreise ohne Auto und Flugzeug problemlos möglich ist, nutze ich die lange Fernbusfahrt zurück nach Deutschland, um meine vielfältigen Eindrücke Revue passieren zu lassen. Die drei perfekt in ihre jeweilige Umgebung eingelassenen Plätze eint ihre Moderne, vielmehr aber noch ihre Natürlichkeit und die gelungene Symbiose mit Wasser und Wald. Die raue, kühle, zum Teil mystische Atmosphäre des Baltikums ist auf allen drei Plätzen spürbar, der Empfang des Clubpersonals und der lokalen Golfspielenden dennoch warm und herzlich. Trotz ihrer sehr unterschiedlichen technischen Anforderungen bieten die drei Anlagen Golfenden aller Spielstärken herausfordernde und doch meisterbare Spielsituationen. 
 

(Bildquellen: Alle Bilder von Dr. Johannes Martin Wagner)
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