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Garanten für präzise Putts: Kramski-Putter
Garanten für präzise Putts: Kramski-Putter Bild: VcG
24.10.2019 / Interview

Der Putter-Papst

Vom Werkzeugmacher zum internationalen Technologieführer und Putt-Guru – was Wiestaw Kramski anfängt, treibt er bis zur Perfektion, doch es gibt etwas, womit der vielfach ausgezeichnete 71-Jähriger noch nicht zufrieden ist …

Autor:in: Imke Ulrich
Lesedauer 6 MIN
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VcG: Herr Kramski, einem Magazin-Beitrag zufolge sind das Erfinden und Golfen Ihre größten Leidenschaften. Als Entwickler des berühmten Kramski Putters haben Sie sich einen Namen gemacht. Wann haben Sie das Golfen für sich entdeckt?

Kramski: Zum Golfsport kam ich mit ungefähr 40 Jahren. Ein golffanatischer Freund aus den USA nahm mich mit auf die Driving Range. Die ersten Schläge waren furchtbar – tiefe Schnitzel habe ich geschlagen. Doch der Golf-Virus hatte mich gepackt, so dass ich gleich mit Gründung des Golfclubs Pforzheim dort Mitglied wurde. Heute bin ich zwei, drei Mal die Woche auf der Runde, in der Regel 18 Löcher. Ich habe jetzt ein Handicap von -11,0, aber ich bin noch nicht zufrieden. Mein Ziel ist es, einstellig zu werden!

Auf dem Grün in seinem Element: W. Kramski (Foto: VcG)

Auf dem Grün in seinem Element: W. Kramski (Foto: VcG)

 

VcG: Gehen Sie auch mit Ihrer Frau Renate, Ihrem Sohn Andreas, seit 2003 Geschäftsführer der Kramski GmbH, oder Ihrer Tochter Sabine Torres-Kramski, Marketingleiterin der Unternehmensgruppe, auf die Runde oder spielen Sie lieber allein?

Kramski: Nein, ich bin immer gerne mit unterschiedlichen Spielern auf der Runde. Ich brauche Leute um mich herum. Ab und an golfe ich auch mit meiner Frau, seltener mit meinem Sohn, meine Tochter golft nicht. Oft bin ich aber mit meinem Enkel unterwegs. Er hat wie mein Sohn ein einstelliges Handicap und ich den Ehrgeiz, die beiden zu schlagen (mit Vorgabe natürlich!).

VcG: Was schätzen Sie am Golfen besonders?

Kramski: Am meisten schätze ich, dass Golf nicht nur eine sportliche, sondern auch eine mentale Herausforderung ist. Man muss in beidem gut sein und schlechte Schläge schnell wegstecken können. Ich habe schon viel ausprobiert, aber Golf bleibt für mich die faszinierendste Sportart. Ideal zum Abschalten und auch zum Fitbleiben – sofern man die 18 Löcher läuft!

VcG: Sie haben in den letzten Jahren als Erfinder des Kramski-Putters und einer Putt-Methodik von sich reden gemacht, aber ursprünglich kommen Sie aus einem ganz anderen Bereich …

Kramski: Das stimmt. Ich habe über 50 Jahre lang sehr komplizierte Stanz-Werkzeuge designt und gebaut. Das hat sich so ergeben. Ich war sehr gut in der Schule. Aber meine Eltern waren sehr arme Leute und sie hatten keine Mittel, um das Schulgeld zu bezahlen. So drängte mich mein Vater mit 14 Jahren zu einer Lehre als Werkzeugmacher. Ich wusste gar nicht, was das genau war und das war aus heutiger Sicht gut so. Ich habe mir fast alles selbst beigebracht, war mit 22 Jahren einer der jüngsten Meister meines Handwerks in Rheinland-Pfalz und habe mich 1978 nach dem Gewinn eines Gründerwettbewerbs der Zeitschrift CAPITAL selbstständig gemacht. Heute ist unser Unternehmen ein internationaler Technologieführer und stellt in Pforzheim, Sri Lanka, den USA und in Indien rund drei Milliarden Stanz- und Hybridteile mit geringsten Toleranzen für Global Player aus Automobil- und Medizintechnikbranche her. Ich analysiere gut und habe von Berufs wegen einen Zwang zur Perfektion: Präzision ist mein Steckenpferd, das zeigt sich auch in meiner Putter-Fertigung und der Kramski-Putt-Methodik. 

VcG: Ihr Unternehmen ist seit Jahren Titelsponsor der KRAMSKI Deutschen Golf Liga presented by Audi (DGL). Wie kam es dazu?

Kramski: Titelsponsor der DGL zu sein, war für uns als damals kleine Firma eine einmalige Chance, die wir begeistert ergriffen haben: Zum einen können wir uns als Marke präsentieren, um bekannter zu werden und so unsere Umsätze jedes Jahr zu steigern, zum anderen aber auch den Golfsport fördern. Der Druck des Mannschaftswettbewerbs in der KRAMSKI Deutschen Golf Liga hat für richtig gute Nachwuchsgolfer gesorgt. Heute spielen wieder einige deutsche Profis auf internationaler Ebene vorne mit. 

VcG: In der Golfbranche sind Sie auch durch den von Ihnen entwickelten High Precision Putter (HPP) und die 2004 gegründete KRAMSKI PUTTER GmbH bekannt. Warum?

Kramski: Ich habe immer schon gern und gut geputtet. Als ich mir 2002 einen neuen Putter zugelegt hatte, bei dem man den Lie-Winkel selbst einstellen konnte, ging plötzlich nichts mehr auf dem Grün. Im ersten Frust beschloss ich: Ich baue mir jetzt den besten Putter der Welt! Wissen Sie, Werkzeugmacher sind schwierige Menschen, nichts ist ihnen gut genug. Ich analysiere und tüftle gern, mein Ehrgeiz war geweckt und in den folgenden zweieinhalb Jahren baute ich zwölf verschiedene Putter-Modelle, arbeitete an Gewichtsverteilung, Schaftstellung, Design, allem Möglichen und steckte viel Geld (ungefähr einen VW Golf) in das Ganze, bis ich die jetzige Mallet-Form gefunden hatte. Das Ursprungsmodell, das heute jeder kennt. Ich wusste: „Das ist er! Diesen Putter gibt es in 25 Jahren noch. Ein Klassiker wie der Porsche 911er." Einige meiner Golffreunde hielten mich für verrückt. Und jetzt ist genau dieses Modell bereits seit Jahren erfolgreich. Das Verzwickte an diesem Mallet-Modell ist: Ich kann nichts mehr daran verbessern, denn dieser Putter ist sehr präzise und sehr fehlerverzeihend, kurzum perfekt – wenn er richtig gefittet ist!

VcG: Mittlerweile bieten Sie 18 Modelle, auch Blade-Putter und Half-Mallet, an. Ihre Putter werden von Topgolfern wie Richard Sterne, Paul Waring und Dominic Foos gespielt und kosten je nach Ausführung mehrere hundert Euro. Eine Investition, die sich lohnt?

Kramski: Absolut. Die beiden besten Runden Deutschlands, die 59er Runde von Martin Kaymer in Habsberg und die 59er von Hinrich Arkenau in Bochum, wurden mit Kramski-Puttern gespielt. Das macht mich sehr stolz! Meine Putter geben perfekt gefittet sozusagen ein eingebautes Selbstvertrauen: Ihre Form und ihr Liniensystem ermöglichen präzise Putts zum Ziel hin. Das Blade-Einsteiger-Modell kostet 375,– Euro. Und gerade entwickele ich einen Titanium-Putter für um die 3.500,– Euro. Im deutschsprachigen Raum, in Russland, Polen, der Türkei und in Korea sind wir sehr erfolgreich. 

VcG: Was unterscheidet Ihren Putter von anderen?

Kramski: Die meisten Putter werden in China hergestellt. Einheitsmontage, Einheitsgrößen. Unsere Mallet-Putterköpfe sind zu 100 Prozent made in Germany. Unser Produkt wird gefräst, perfekt gefertigt und auf den jeweiligen Spieler angepasst. Bei uns wird nichts gebogen, sondern nur geklebt. Wie andere größere Hersteller bieten wir natürlich Individualisierungsmöglichkeiten (Namensgravuren) an. Circa fünf Prozent der Käufer wollen ihren Namen darauf stehen haben. 

VcG: Macht es auch als Anfänger Sinn, sich einen Kramski-Putter anzuschaffen?

Kramski: Der Kramski-Putter macht auf jeden Fall für Golfer aller Spielstärken Sinn, auch für Anfänger. Wenn man sich erstmal etwas Falsches angewöhnt hat, ist es viel schwerer, das alles wieder zu korrigieren. Wichtig für den Spielerfolg ist unser Gesamtkonzept aus Putter, Griff, Methode und vor allem das Fitting. Durch das Fitting für 75,– Euro wird der Putter perfekt auf den Spieler angepasst. Der Lie ist dabei nur einer von vielen Faktoren. Hauptfaktor für Fehler ist der Mensch. Das habe ich alles über fast 20 Jahre analysiert. Mindestens die Hälfte aller Probleme kommen aus dem Griff. Also habe ich mal rund zwei Jahre lang nur Griffe entwickelt. Wir haben heute sieben Griffgrößen (davon zwei für Kinder) im Einsatz. 

VcG: Worauf kommt es beim Putten an: Können Sie Ihre weltweit anerkannte Putt-Methodik „Mastering the Green“ für unsere Leser bitte kurz umreißen?

Kramski: Kurz gesagt, kommt es auf den richtigen Griff, die Ballposition, den Schwungbogen und das Tempo an. Ich empfehle zum Beispiel den Griff fest zu halten, den Ball unter dem linken Auge zu platzieren und vor dem finalen Putt Probeschwünge über dem Ball zu machen. Um vieles mehr geht es in meinen Vorträgen und in den Seminaren meiner „Putting Academy für Topsportler, Trainer und Amateure" – übrigens mit Geld-Zurück-Garantie bei Nichtverbesserung. Bislang hat noch nie jemand sein Geld zurückverlangt!

VcG: Ist für Sie auch die Entwicklung von Schlägern mit häufigeren Innovationszyklen interessant?

Kramski: Nein, dafür sind wir als Firma viel zu klein. Die häufigen Innovationszyklen sind oft nur Show, auch bei den Puttern. Da geht es um die Optik, um die Rillen und Grooves. Das bringt aber alles nichts. Bei den Putter-Tests fragt keiner, wie viele Bälle aus drei Metern ins Loch gehen. Unser Fokus liegt auf den Putt-Ergebnissen mit unserem Putter und der Methode. Die Kramski Putter GmbH macht weniger als ein Prozent des 110-Millionen-Jahresumsatzes der KRAMSKI GRUPPE aus. Ich bin weltweit oft unterwegs, beobachte und entwickle Trainingsgeräte, halte Vorträge und Seminare. Das macht mir Spaß. Dadurch fühle ich mit topfit und freue mich, weltweit weiter Erfolg damit zu haben. 

VcG: Gibt es etwas, das Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Kramski: Ich halte es da mit John Ruskin: „Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.“ Kurz gesagt: Das Beste ist gerade gut genug!

VcG: Vielen Dank für das Gespräch!

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