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Liebt die Herausforderung: Yvonne de Bark
Liebt die Herausforderung: Yvonne de Bark Bild: Yvonne de Bark
17.07.2018 / Interview

Die Schlagfertige

Schauspielerin, Autorin, Körpersprachecoach, Dozentin, VcG-Bloggerin – Yvonne de Bark ist ein berufliches Multitalent. Dass Golf für sie viel mit Humor zu tun hat, verriet uns die sympathische 45-Jährige im Gespräch …

Autor:in: Imke Ulrich
Lesedauer 4 MIN
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VcG: Frau de Bark, wie haben Sie das Golfen für sich entdeckt?

de Bark: Purer Zufall: Mein Ex-Mann versuchte sich im Golf. Und als er mich einmal wieder am Wochenende mit den beiden Kleinkindern alleine ließ, schnappte ich mir wütend einen Schläger, drosch auf seine Skulpturensammlung ein und merkte: „Hey, das macht ja Spaß!“ Nein, Scherz. Mich hat ein Freund ganz unspektakulär mit auf die Driving Range genommen. Und jeder, der einmal einen recht guten Abschlag hatte, kennt das verzweifelte Gefühl, diesen wiederholen zu wollen. Immer und immer wieder.

VcG: Sie haben die Rennfahrer-Lizenz, waren bayrische Triathlon-Meisterin, lieben reiten, joggen, tauchen, Bogenschießen – kurz: Sportarten mit Nervenkitzel. Wie passt da Golfen in die Reihe?

de Bark (grinst: Super, Golfen ist doch Adventure pur! Seit ich mich vor drei Jahren mit dem Golf-Virus infizierte, bin ich aufgrund meiner unpräzisen Schläge mehr in der Wildnis unterwegs als ein Survivaltrainer.

VcG: Sie sind bekennender GOLF LOVER. Wie begegnen Sie Mitmenschen, die dafür kein Verständnis haben? Verständnis haben?

de Bark: Am besten gar nicht. Ich hatte ein erhellendes Erlebnis bei einer Freundin, deren Mann Golf Lover ist. Er sah gerade die Golf Masters im Fernsehen. Ich setzte mich dazu. Ein 10-Meter-Putt stand bevor. In uns spannte sich alles an, wir hielten den Atem an, blickten starr auf den Bildschirm. Meine nichtgolfende Freundin guckte kurz hin und sagte: „Ob der den wohl reinbekommt?“ Der Ball rollte vier Zentimeter am Loch vorbei. Ihr Mann und ich zogen mitfühlend die Mundwinkel nach hinten und die Luft durch die geschlossenen Zähne ein. Meine Freundin sagte nur: „Ui, das war aber knapp.“ Das ist ungefähr so, wie wenn ich einem Fußballfan nach einem versauten Elfmeter sage: „Ach komm, sei nicht traurig, der war doch fast drin.“ Golf versteht man nur, wenn man selbst den Moment gefühlt hat.

VcG: Wie und mit wem würden Sie Ihren perfekten Golftag verbringen?

de Bark: Ich spiele nicht gerne alleine. Als Flightpartner mag ich Menschen, mit denen ich lachen kann. Ich mag Aufmunterung, aber keine geheuchelte. Ich mag es nicht, wenn man bei jedem Schlag erst schimpft wie ein Rohrspatz und gleich darauf eine ausführliche Analyse durchführt. Humor ist für mich beim Golfen sehr wichtig. Ich würde gerne mit Donald Trump auf den Platz gehen und dann sehr viel besser spielen wollen als er. Das wäre der unterhaltsamste Tag meiner Golfkarriere.

VcG: Sie sagen: „Mein Tag müsste 27 Stunden haben!“ In der Tat sind Sie nicht nur als Mutter zweier Teenager, sondern auch beruflich sehr beschäftigt. Bleibt da genug Zeit fürs Golfen?

de Bark: Es geht. Ich spiele bestimmt zehn Charity-Turniere im Jahr. Dazwischen schaffe ich es, je nach beruflicher Auslastung, immer zeitlich geknubbelt auf den Platz oder gar nicht.

VcG: Was war Ihr schönstes Golferlebnis?

de Bark: Ich war in Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe und fragte den Hotelmanager, ob er jemanden kenne, der mit mir auf die Runde ginge. Er bejahte. Ich wartete also zur angegebenen Zeit am Abschlag. Da erschien er höchstselbst mit einem Pro an seiner Seite. An Loch 3 telefonierte er kurz und an Loch 4 kam ein Golfcar gefahren mit Champagner in einem Flaschenkühler und drei Gläsern mit einem weißen Serviertuch. Das war schon ein Erlebnis!

VcG: Das ist ja nett. Hatten Sie auch schon skurrile Mitspieler?

de Bark: Ja, einmal habe ich richtig Angst bekommen. Ein Zweimetermann bekam am Abschlag einen Wutanfall. Er schlug mehrfach voller Wucht seinen Schläger auf den Boden und warf ihn danach in hohem Bogen in den Wald. Ich bin wahrscheinlich für andere ebenfalls skurril: Ich hüpfe auf der Suche nach meinem Ball durchs hohe Gras oder werfe mich in Dornenabhänge und komme mit zerrissenen Waden wieder raus, freue mich ekstatisch über ein gutes Loch und renne öfter mal meinem rollenden Bag hinterher. Manchmal herze und küsse ich meinen Schläger. So wie jeder, oder?

VcG: Hilft es Ihnen auf dem Golfplatz, dass Sie Schauspielerin sind? Haben Sie zum Beispiel bestimmte Konzentrationstechniken?

de Bark: Nein, aber mein Beruf als Körpersprachecoach nützt mir unglaublich viel im Umgang mit den Flightpartnern. Der eine ist mehr ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) orientiert (der ist begeistert, wenn er meine Schläge mitzählen darf), der andere ist eher auf schnelle Ergebnisse ohne viel Drumherum gepolt (bei dem versuche ich zügig meine Abschläge zu machen. Mit ihm kann man sicher sein, nie vom folgenden Flight eingeholt zu werden). Es gibt Menschen, die Teamplayer sind (die gehen immer in Herden den Ball suchen und hören erst auf, wenn der Ballverlustige sagt, dass es genug ist) und wieder andere, die überall sofort im Mittelpunkt stehen (die blühen auf, wenn sie Bewunderung bekommen). Es ist schön, Menschen zuzuhören und ihnen das zu geben, womit sie sich wohl fühlen.

VcG: Haben Sie eine Marotte auf dem Platz?

de Bark: Ha, Tausende! Ich bin eine einzige Marotte! Ich ziehe IMMER meine Hose hoch, bevor ich abschlage. Ich zuppel IMMER im Car meine Hose an den Knien zurecht, sobald ich sitze. Ich schaue beim Schlag mit den Eisen NIE korrigierend in die Richtung, in die ich schlagen werde, weil das Unglück bringt. Ich kann weder Sonnenbrille noch mit Basecap spielen, kann ein eingeschränktes Sichtfeld nicht gut ab. Völliger Blödsinn bei meinen Abschlägen. Ich muss IMMER essen beim Golfen. Ich klammere mich an einen Schläger, mit dem ich einen guten Schlag hatte, wie der Teufel an die arme Seele und spiele alles was geht mit ihm.

VcG: Zählt für Sie beim Golfen das Erlebnis oder das Ergebnis?

de Bark: Eine Mischung aus beidem. Ohne gutes Ergebnis ist es manchmal kein gutes Erlebnis. Ein paar schöne Schläge müssen schon dabei sein. Aber wichtiger sind der Moment, Schläger, Ball, Gras, Ich. Mein Genuss ist es, sich beim Golfen im Hier und Jetzt zu verlieren. Das ist wie Seele putzen.

VcG: Sie haben sich als Autorin von Ratgebern und Romanen einen Namen gemacht, verarbeiten Erlebtes textlich. Könnte der Golfsport für Sie auch ein Buch-Thema werden?

de Bark (nickt: Wenn es dafür genügend Leser gäbe, auf jeden Fall. Ich würde aber immer eine große Portion Humor reinpacken, denn den brauche ich auf dem Golfplatz.

VcG: Vielen Dank für das Gespräch.

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