
Entfernungsmesser
Früher war alles besser – oder doch nicht? Ohne GPS starke Helferlein scheint es heutzutage auf dem Golfplatz nicht mehr zu gehen …
Zu meinen Golf-Anfangszeiten spielte man vorwiegend auf dem eigenen Platz, in meinem Fall auf einem „naturbelassenen“ Platz im Hessischen. Ich wusste, wenn der Ball auf der vierten Bahn auf Höhe der alten Eiche lag, brauchte ich ein Eisen 7 ins Grün. Mit steigender Spielfertigkeit Eisen 8, dann reichte die 9 – eine Entfernungsangabe brauchte ich nicht.
Früher so …
Auf fremden Plätzen fanden sich mit etwas Glück verschiedenfarbige, halb zugewachsene Blechscheiben auf dem Fairway-Boden. Als besonders chic galten stattdessen exotische Büsche am Fairway-Rand, die man erst identifizieren musste, ehe man ihren Entfernungsangaben doch misstraute. Renommierte Destinationen boten präzise Zahlen auf Sprinklerdeckeln. Später setzten sich weltweit Pfosten durch, die im 50-Meter/Yard-Abstand die Distanz zum Grün wiesen.
… und heute so
GPS auf dem Golfplatz? Brauchbaren Fortschritt finde ich gut. Ein Blick auf die Golfuhr zeigt nicht nur, wie kurz mein Abschlag wirklich war, sondern auch die verbleibende Entfernung zum Grün. Ein Knopfdruck informiert über die Lage der Hindernisse. So kann ich schon auf dem Weg zum Ball über die richtige Schlägerwahl nachdenken. Allerdings gibt es Leute, meist männlich, die die Distanzbestimmung ähnlich zelebrieren wie die ersten Nutzer mobiler Telefone (meist männlich):
Seht her, ich habe ein neues Spielzeug!
Das in kostbares Leder gehüllte Teil wird aus der Schutztasche des Bags gezerrt, dem Etui entnommen, mit weichem Tuch gereinigt, eingeschaltet, aufs Ziel gerichtet, abgesetzt. Der Spieler überprüft die Angaben mit eigenem Auge, zweifelt, setzt erneut modernste Technik ein, murmelt „114,8“ und packt das Schätzchen wieder ein. Dann schlägt er und verfehlt das Grün auf der rechten Seite. Spätestens, wenn er das Ding wieder hervorholt, um die Länge seines 15-Meter-Putts zentimetergenau zu bestimmen, wünsche ich mir die gute alte Zeit zurück, als man den Abstand zum Ziel noch mittels Auge, Erfahrung und alter Eichen ermittelte. Ready Golf? So bestimmt nicht.