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Erfolgsprogrammierer
Warum eine Liebe auf den dritten Blick nicht die schlechteste sein muss und was hinter golfstun.de, dem größten deutschsprachigen Golf-Blog steckt ...
Die Chancen des Mediums Internet hat er schon früh erkannt: Bereits im Alter von sechs Jahren entdeckte Christophe Spéroni seine Computer-Begeisterung und programmierte 1999 noch vor Beginn seines Wirtschaftsinformatikstudiums einen Online-Shop für sein erstes Start-up, ein eigenes Label für Sportnahrung. Er entwickelte mit einem Freund ein Online-Befragungssystem, arbeitete unter anderem bei ImmobilienScout24 und baute mehrere Internet-Portale auf. 2008 folgte bettermarks, ein sehr komplexes, mittlerweile preisgekröntes Online-Lernsystem für den Matheunterricht, dessen Chief Product Officer er bis heute ist. Als ihm 2014 der Mangel an digitalen Lerninhalten im Golfbereich klar wurde, lag es für Christophe Spéroni deshalb auf der Hand, aktiv zu werden: Er gründete golfstun.de, den heute größten deutschsprachigen Golf-Blog. Was dahinter steckt und warum eine Liebe auf den dritten Blick nicht die schlechteste sein muss, hat uns der 39-Jährige verraten.
VcG: Christophe, deine Online-Affinität und der Mut, Chancen zu ergreifen, ziehen sich wie ein roter Faden durch dein Leben. Ist golfstun.de die perfekte Symbiose aus allem Vorherigen?
Spéroni: Ja, das kann man so sagen. Ich bin ein ,Einfach-machen-Typ‘, probiere vieles aus, versuche, Probleme mit Hilfe moderner Technologien zu lösen. Ich habe mich intensiv mit den Themen Programmierung, Online-Marketing und Lernen auseinandergesetzt. Als ich auf den Golfsport traf und feststellte, dass es für diesen kaum brauchbare digitale Lerninhalte gab, gründete ich golfstun.de und nutzte mein Know-how aus allem Vorherigen dafür.
VcG: Woher kommt deine Begeisterung für das Golfen?
Spéroni (lacht): Das war Liebe auf den dritten Blick. Vor circa 20 Jahren nahm mich mein Vater mal mit auf eine neueröffnete Driving Range. Das hat Spaß gemacht, aber ich hatte schon andere Sportarten. Da war kein Platz für Golf. Später habe ich auch mal einen Schnupperkurs mitgemacht, aber richtig übergesprungen ist der Funke erst 2014 in einem Mallorca-Urlaub: Der Vermieter der Finca steckte mich mit seiner Golfbegeisterung so an, dass ich die Platzreife machte und richtig einstieg. Heute ist Golf mein liebstes Hobby. Ich liebe es, andere dafür zu begeistern und auf Reisen fremde Kulturen quasi zu ergolfen.
VcG: Schaffst du es trotz Arbeit und Kindern an deinem Wohnort Berlin regelmäßig auf den Platz?
Spéroni: Wir wohnen nahe einer Driving Range, ich bin oft dort, quasi ein Trainingsweltmeister. Eine 9-Löcher-Runde ist aber zeitlich höchstens alle zwei Wochen drin, 18 Löcher vielleicht einmal im Jahr. Ohne golfstun.de würde ich wohl mehr Runden im Jahr spielen.
VcG: Warum hast du golfstun.de gegründet? Genug zu tun hattest du durch deine anderen beruflichen Aktivitäten doch schon zuvor.
Spéroni: Das stimmt, aber wenn mich etwas fasziniert, dann muss ich es ausprobieren. So war es auch beim Golfen: Als ich die Platzreife hatte und tiefer in die Technik einsteigen wollte, hatte ich einige Rückschläge und suchte Hilfe. Die Trainerstunden entsprachen nicht meinem Verständnis von Didaktik und systematischem Lernen und auch im Netz fand ich nichts Brauchbares, sprich keine Trainingspläne, wie ich sie von anderen Sportarten kenne, und auch keine für Anfänger hilfreichen Videos über die Basics. Das wollte ich ändern. Über einen Freund kam ich in Kontakt zu einem Pro und gründete golfstun.de. Das Timing passte: Bei bettermarks hatten wir die Produktentwicklung runtergefahren, ich nahm Elternzeit, hatte also ein bisschen mehr Zeit. Zudem hatte ich immer schon Spaß am Schreiben, wollte mal Journalist werden, kann gut Internetseiten bauen … Mit einem Glossar und einigen Grundlagen-Videos fingen wir 2014 an und seitdem arbeiten wir kontinuierlich an weiteren Inhalten.
VcG: Spielten auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle?
Spéroni: Geld zu verdienen, ist nie mein primärer Treiber und kein guter Motivator. Wichtig für gute Inhalte ist die Begeisterung für eine Sache. Ich habe schon immer beruflich Projekte in Angriff genommen, die meinen Interessen und Hobbys entsprachen. Auch bei golfstun.de ist alles zusammengekommen: Golf, Lernmethodik, Internet. Mir geht es darum, für Golfinteressierte Wissen erfahrbar zu machen und ihnen konstruktives Feedback zu geben, also Golf digital und qualitativ hochwertig zu vermitteln. Anderen zu helfen, das war und ist mein Antrieb.
VcG: Heute gilt golfstun.de als größter deutschsprachiger Golfblog, umfasst Techniktipps, Testberichte, Online-Golfkurse, einen Shop, einen Podcast, einen regelmäßigen Newsletter und vieles mehr – wie viel Christophe Spéroni steckt noch in golfstun.de?
Spéroni: Nach wie vor sehr viel. Golfstun.de ist mein Herzensprojekt. Ich kümmere mich um das komplette Design, die Technik und Kommunikation. Der persönliche Draht zu meinen Usern ist mir wichtig, ich bin Empfänger und Absender aller Mails, verfasse Beiträge und jeden Sonntagabend den wöchentlichen Newsletter. Dabei stelle ich mir vor, ich würde an einen Golffreund schreiben. Feste Mitarbeiter habe ich nicht, aber ein großes Netzwerk aus Experten, mit denen ich die Inhalte gestalte.
VcG: Neu ist deine Kooperation mit der Facebook-Gruppe „Wir lieben Golf“, auf Instagram bist du ebenfalls aktiv – was steckt hinter diesem Engagement in den sozialen Medien?
Spéroni: Vor allem Facebook ist als Plattform für Golfer relevant, viel mehr noch als Instagram. Ich sehe Facebook als virtuelles Clubhaus, als Forum für den Austausch, als Informationsbörse, Impulsgeber – und als Möglichkeit, golfstun.de noch bekannter zu machen. Seitdem ich mit „Wir lieben Golf“ kooperiere, hat sich die Zahl der Direkteingaben von golfstun.de im Browser verzehnfacht!
VcG: Wie erklärst du dir den Erfolg – warum ist golfstun.de so groß geworden?
Spéroni: In der Golfwelt gibt es noch viele veraltete Strukturen. Viele, auch Pros, nehmen die Chancen, die ihnen das Internet anbietet, noch gar nicht richtig wahr. Viele Golfinteressierte und -spieler suchen aber bereits Hilfe im Netz. Sie wollen sich informieren, um effizienter zu trainieren. Golfstun.de unterstützt sie dabei und ist eine Plattform, die neue Wege geht.
VcG: Inwiefern?
Spéroni: Seit August letzten Jahres gibt es zum Beispiel die golfstun.de-Akademie. Sie umfasst mittlerweile zwölf Kurse mit hunderten von Videos. Der Trend zum autodidaktischen Lernen ist groß, die Bandbreite an Golfproblemen auch. Die Online-Kurse sind modular aufgebaut, folgen einem roten Faden und beinhalten Kontrollübungen und Tests zur Selbstanalyse mit entsprechenden Empfehlungen. Golfstun.de erklärt Probleme auch aus der Perspektive des Anfängers, gibt einen umfassenden Überblick und schafft damit nachhaltig einen Wert.
VcG: Kann ein Online-Golfkurs die realen Stunden beim Pro ersetzen?
Spéroni: Ich sehe Online-Golfkurse als Ergänzung und zeitgemäße Lernform. Früher konnte man nur Bücher und DVDs zur Hilfe nehmen. Der Pro war der Wissensgatekeeper. Heute kann ich mit einem Online-Kurs systematisch lernen und dann viel effektiver mit dem Pro arbeiten. Für Autodidakten und technisch Interessierte ideal. Der Online-Kurs vermittelt unheimlich viel Wissen, das Präsenzfeedback und Zwischenmenschliche einer Golfstunde sind eine sinnvolle Ergänzung. Buch, DVD, Prostunde, verschiedene Online-Formate – generell gilt: Lernen ist individuell, jeder muss sehen, was für ihn am besten passt und wie intensiv er unterhaltsame, technische, strategische oder mentale Inhalte nutzt.
VcG: Du bist zudem Co-Autor zweier auch als eBooks verfügbaren Golfbücher. Sind weitere Veröffentlichungen geplant?
Spéroni: Auf jeden Fall. Es gibt immer noch viele Menschen, die gern ein Buch zum Lernen in die Hand nehmen, und der Vertrieb über Amazon sorgt für die Sichtbarkeit der Marke. Wir haben jedes Kapitel zeitgemäß mit Videos ergänzt, die sich per QR-Code mit dem Smartphone aufrufen lassen. Der Fokus liegt aber auf dem Ausbau des Akademie-Kursprogramms. Es gibt zwar auf Youtube mittlerweile eine Vielzahl an kostenlosen Golflernvideos, übrigens auch von golfstun.de, aber ein Online-Kurs wirkt, auch dank der Struktur, Übungen und Lerneinheiten, intensiver!
VcG: Hat sich Corona auf dein Business ausgewirkt?
Spéroni: Ja, enorm. Bei bettermarks und bei golfstun.de schnellen die Zugriffszahlen steil nach oben. Wir merken ein verstärktes Interesse an unseren Inhalten und Mitgliedschaften. Der Trend zum eLearning ist krass und die Wertschätzung von Online-Lernangeboten ist gestiegen, ein großer und wichtiger Schritt in Richtung Zukunft!
VcG: Vielen Dank für das Gespräch!