Fängt mit 66 Jahren das Leben an?
Mehr als ein Vierteljahrhundert VcG sind nun passé: Mit Dietmar Schubert verlässt ein Mann der ersten Stunde die clubfreien Golfspieler.
Viele VcG-Mitglieder kennen ihn, schon immer war Dietmar Schubert für sie bei der VcG rund ums Handicap ein kompetenter Ansprechpartner und nach der Umstellung auf das neue World Handicap System noch gefragter als sonst. Nun hat er nach mehr als 25 abwechslungsreichen Jahren die VcG in Richtung Ruhestand verlassen. Leben könnte er nach eigenem Bekunden aufgrund seiner vielfältigen Interessen mehrere führen, eines, sein Arbeitsleben, ist nun abgeschlossen …
Ein Blick zurück
In Halle an der Saale geboren und aufgewachsen stand für Dietmar Schubert nach dem Abitur fest: Ein Journalismus-, Philosophie- oder Kunstgeschichtsstudium reizt ihn, ist aber in der DDR für ihn nicht machbar. So landet er beim Maschinenbau: „Das habe ich nie bereut, denn ich bin trotz meiner vielen schöngeistigen Interessen auch technikaffin und Maschinenbauingenieur war ein guter Beruf.“ In Berlin arbeitete er nach dem Studium zehn Jahre lang in einem Betrieb für Kraftwerksbau, eine gute Zeit, in der dem Naturfreund die Mark Brandenburg ans Herz wächst. „Die Wald- und Seenlandschaft ist einfach wunderschön“, schwärmt er.
Mann für alles
Nach Berlin folgt Wiesbaden: Schubert arbeitet in einem Ingenieur-Büro und sammelte erste PC-Erfahrung, die ihm wenig später zugute kommen. 1995 landet er bedingt durch die Krise in der Maschinenbaubranche durch Zufall mitten in der Saison bei der jungen VcG. „Das war eine tolle neue Herausforderung“, erinnert er sich. „Sportlich war ich immer, aber mit Golf hatte ich vorher nichts zu tun und hier war echte Pionierarbeit zu leisten.“ Die VcG, gerade zwei Jahre alt, hatte zu dem Zeitpunkt 4.000 Mitglieder und außer Schubert erst eine Mitarbeiterin. „Die Organisation der Turniere und GreenCard-Prüfungen, das Verzeichnis der Spielmöglichkeiten, der Datenbankaufbau – es war unendlich viel zu tun“, so Schubert. In den ersten vier Monaten sammelten sich über 350 Überstunden an. „Damals wurde ja noch viel mehr händisch erledigt als heute. Die Clubs sendeten z.B. die Turnierergebnisse per Fax und wir mussten sie dann ins System eintragen. Wäschekörbeweise hatten sich die Faxe angesammelt“, lacht Schubert. „Eine spannende und für mich mit die faszinierendste Zeit bei der VcG. Alles hatte seinen Reiz und die Euphorie hat alle Mühen vergessen gemacht!“
Die VcG aufgebaut und mitgestaltet
Mit den Jahren wird Golf für immer mehr Menschen interessant und die VcG wächst – die Zahlen der Mitglieder und Mitarbeiter steigen stetig über die Jahre, Geschäftsführer wechseln, Dietmar Schubert bleibt, nur die Aufgabenverteilung ändert sich. „Ich arbeitete mich in immer wieder neue Bereiche ein. Darin lag die Spannung“, so Schubert. Ab 1997 verantwortet er bis 2016 als Chefredakteur die Mitgliederzeitschrift „aktuell“, Vorgänger unseres heutigen eMagazines FREE GOLFER, ist im Vorgaben- und Spielausschuss der VcG und vieles mehr. Auch bei der Handicapführung gibt es immer neue Herausforderungen. Die Einführung des EGA-Vorgabensystems ist eine gravierende Veränderung. Dann wird 2016 das Vorgabensystem überarbeitet und ab 2020 bereitet der DGV schließlich die Einführung des World Handicap Systems in Deutschland vor. „Herr Schubert hat die vielen Veränderungen stets kompetent begleitet und war allseits geschätzt für seine Ruhe und Freundlichkeit“, so VcG-Geschäftsführer Marco Paeke. Dietmar Schubert ergänzt: „Ich habe immer gern gearbeitet, aber nach 45 Jahren Arbeitsleben bin ich zum 31. März dieses Jahres auch mit einem lachenden Auge in den Ruhestand gegangen.“
Was nun folgt …
… auf jeden Fall keine Langeweile: „Den Zeitblock, den die Arbeit belegt hat, kann ich gut mit anderen Tätigkeiten ausfüllen“, gesteht Schubert. „Ich habe so viele Interessen, ich könnte mehrere Leben füllen, zum Beispiel eines mit gärtnern, mit Archäologie, Ornithologie, Literatur …“ Gern erkundet der Neu-Rentner mit seiner Frau die Umgebung Wiesbadens. „Ob zu Fuß oder mit dem Rad, jeden Tag zieht es mich raus“, gesteht er. Unterwegs zu sein, vor allem zu reisen, ist seine Leidenschaft. „Als Kind las ich ‚Die Abenteuer des Marco Polo‘, damit fing meine Begeisterung für den asiatischen Raum an.“ 2019 ging mit einer großen China-Reise ein 40-jähriger Traum des Mittsechzigers in Erfüllung. „Die Nachwirkungen dieser Reise haben mich das ganze letzte Corona-Jahr über begleitet. Das war wunderschön“, so Schubert. Als nächstes will er Usbekistan erkunden – bis das wieder möglich ist, ist sicher auch der Umzug und das damit verbundene leidige Aufräumen und Ausmisten abgeschlossen. Dietmar Schubert geht zurück in die Mark Brandenburg. „Ein Neubeginn. Es ist schwer, Wiesbaden und die Freunde hier nach 30 Jahren zu verlassen, aber dort fühle ich mich heimisch“, sagt er. Mit 66 Jahren fängt das Leben an? Das gleichnamige Lied von Udo Jürgens mag er nicht besonders: „Das ist Quatsch. Das Leben ist in diesem Alter schon zum Großteil vorüber“, betont er. „Umso wichtiger ist es, wie ich es immer getan habe, die Momente zu genießen und die Kleinigkeiten zu schätzen.“ Nun hat er noch mehr Zeit dazu. Alles Gute!