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Mario Schomann gibt VcG-Redakteurin Imke Ulrich interessante Einblicke in den Golfreisemarkt
Mario Schomann gibt VcG-Redakteurin Imke Ulrich interessante Einblicke in den Golfreisemarkt Bild: VcG
19.06.2024 / Interview

Fokus Golfreisen

Wohin die Reise geht, hat uns Mario Schomann verraten. Er ist Gründer und CEO des Reiseunternehmens Golf Globe und mit seinem 15-köpfigen Team auf die weltweite Veranstaltung von Golfreisen spezialisiert.

Autor:in: Imke Ulrich
Lesedauer 7 MIN
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Wir haben mit dem leidenschaftlich gern Reisenden und Golfenden über die neuesten Entwicklungen auf dem Golfreisemarkt gesprochen.

Auf den Fairways dieser Welt zu Hause: M. Schomann (Bild: VcG)
Auf den Fairways dieser Welt zu Hause: M. Schomann (Bild: VcG)


Wer den 51-Jährigen sieht, dem fallen sofort seine grünen Augen auf, die perfekt zu seinem Oberteil mit Firmen-Logo passen. Grün – das ist auch seine Passion und Profession:

Herr Schomann, warum verreisen Golfende gern?
Nun, Golf und Reisen, das gehört einfach zusammen: Die aktuelle Studie von CMC & Partners „Zukunft Golf – Golf Horizons“ belegt, dass Golfende am meisten für Golfreisen ausgeben. Dies zeigt, welchen Stellenwert der Golfurlaub bei uns Golfspielern einnimmt. Corona bedingt gab es einen Rückstau, die Menschen haben die Freiheit, reisen zu können, wieder neu schätzen gelernt, die Golfer waren die ersten, die wieder reisten. Sie haben oft eine überdurchschnittliche Kaufkraft und aufgrund ihres Alters häufig auch die Zeit! Bei den über 50-jährigen Damen ist die Ausgabebereitschaft für Golfreisen übrigens am Höchsten. Sie sind häufig die eigentlichen Reise-Entscheidenden …
 
Sind Sie selbst auch ein Golfreisender?
(lacht) Natürlich, und das mit Leidenschaft. Ich selbst flog als Sechsjähriger zum ersten Mal mit meinen Eltern nach Spanien, seitdem hat mich das Reisefieber nicht mehr losgelassen. Ich segelte mit der Marine über die Weltmeere, wurde Reiseverkehrskaufmann, studierte BWL, arbeitete für TUI – und entdeckte den Golfsport für mich. Der Weg zum Golfreisespezialisten war geebnet. Seit 2014 bin ich selbstständig und betreue mit meinem Team unter anderem immer noch die Golfreisen von TUI. Ich bin berufsbedingt und privat ständig unterwegs. Meine Golfsachen habe ich eigentlich immer dabei!
 
Bei Ihnen ist es natürlich extrem. Wie oft und lang im Jahr wird denn generell verreist?
Studien zufolge hat die Reisefrequenz, bezogen auf Reisen von mindestens fünf Tagen Dauer, 2023 das Vor-Corona-Niveau von 61 Prozent erreicht. Sechs von zehn Personen waren letztes Jahr wieder unterwegs. Zwei von fünf Bürgern verreisen mehrfach im Jahr. Mit dem Einkommen steigt die Reisehäufigkeit: Der Anteil der mehrfach Reisenden ist bei Besserverdienenden mehr als dreimal so groß wie bei Geringverdienenden. Unsere Kunden tendieren zu einer Haupt- und ein, zwei kurzen Golfreisen im Jahr. Vor der Pandemie bestand die Hauptgolfreise aus sieben Tagen, aktuell sind es nach dem Motto: „Wenn, dann richtig!“ eher zehn, elf Tage, was dem generellen Trend zu längeren Hauptreisen entspricht.
 
Sind es eher reine Golf- oder „Hybridreisen“, also Golf und Kultur/Strand/Kulinarik?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten, denn die Art der Reise ist sehr von der Person und ihren Bedürfnissen, ihrer sportlichen Motivation abhängig. Soll es eine Trainings- und/oder Erholungsreise sein? Ist der Person ein Maximum an Golf wichtig oder auch das Essen, der Spa-Bereich, die Kultur? Möchte sie alleine reisen oder mit anderen? Etc. Englische und skandinavische Golfurlauber wollen oft möglichst viel golfen und Spaß haben. Für deutsche Urlauber sind dagegen auch der Spa-Bereich, die Restaurants und ähnliches wichtig.
 
Den klassischen Golfurlauber – männlich, gutbetucht, Mitte 50 plus – gibt es nicht?
Richtig, die Spanne reicht heute viel weiter und umfasst auch Freundinnen-Gruppen, jüngere Paare, Familien, Golfschüler mit ihrem Pro und viele mehr. Gruppenreisen machen die Hälfte unserer Buchungen aus.
 
Ist eine Golfreise nicht wahnsinnig teuer?
Auch das lässt sich nicht pauschal beantworten. Man kann aber durchaus Schnäppchen finden. Die durchschnittlichen Greenfee-Preise in der Hauptreisezeit, zwischen Oktober und März, sind allerdings auf heute 100,- Euro gestiegen. Generell ist die Höhe des Greenfees ein guter Indikator für die Qualität der Golfanlage.
 
Inwiefern?
Nun, wenn das Greenfee niedrig ist, wie zum Beispiel in der Hochsaison auf manchen Anlagen in Spanien, Portugal oder in der Türkei, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass der Betreiber der Anlage auf eine hohe Auslastung schielt und der Platz sehr voll ist. Das kann wiederum eine sehr enge Startzeitentaktung bedeuten. Entspannter sind dann Anlagen mit höherem Greenfee.
 
Wohin verreisen die Deutschen denn am liebsten?
Nun, generell ist aktuellen Studien zufolge Deutschland nach wie vor das beliebteste Reiseziel. 16 Prozent der Reisen führten 2023 ins europäische Ausland. Spanien liegt hier auf Platz 1, gefolgt von Italien und auf Platz 3 erstmals Skandinavien. Türkei und Griechenland haben Marktanteile verloren. Fernreisen werden wieder beliebter. Das deckt sich mit unseren Erfahrungen im Golfmarkt: Kurzreisen werden gern innerhalb Deutschlands, der Schweiz und Österreich verbracht und selten über einen Reiseveranstalter gebucht. Aber bei den größeren Reisen handelt es sich überwiegend um Flugreisen in warme, gern auch exotische Destinationen, da macht es schon Sinn, die Golfreise über einen professionellen Veranstalter wie Golf Globe zu buchen.

 
Golfreise ist nicht gleich Golfreise: Der Ratgeber von Mario Schomann gibt Tipps für die optimale Planung (Bild: VcG)
Golfreise ist nicht gleich Golfreise: Der Ratgeber von Mario Schomann gibt Tipps für die optimale Planung (Bild: VcG)

 
Warum? Ich finde doch alle Infos heute im Internet …
Ja, aber nichts ersetzt die persönliche Beratung. Als Reisespezialisten kennen wir unzählige Anlagen und Hotels persönlich, legen Wert auf mindestens vier Sterne nach der deutschen Landeskategorie, schauen uns die Weiterempfehlungsquoten an, kennen das Alter des Hotels, die HCPI-Vorgaben der Clubs vor Ort etc. Wir können das zu den Bedürfnissen des Reisenden passende Gesamtpaket empfehlen – und die Buchung übernehmen.
 
Was ist bei der Reiseplanung noch zu bedenken?
Oh, sehr vieles. Wie ist es zum Beispiel mit der Erreichbarkeit: Möchte ich mit dem Flugzeug, am liebsten einem Direktflug, anreisen? Wie viele Anlagen möchte ich vor Ort bespielen und gibt es einen Shuttle? Was ist mit Leihschlägern? Wie ist das Klima zu der Wunschreisezeit? Welche Hotel-Qualität und Verpflegung möchte ich? Etc.
 
Wahrscheinlich ist auch die politische oder wirtschaftliche Lage der Destination wichtig?
In der Tat reagieren deutsche Urlauber darauf sensibler als andere. Bis 2015 war beispielsweise die Türkei sehr stark, dann zogen sich die deutschen Urlauber aufgrund der politischen Lage zurück und wendeten sich mehr Spanien und Portugal zu. Die Fluglinien stellten sich entsprechend darauf ein. Belek war nicht zuletzt wegen seines Preis-Leistungsverhältnisses lange sehr beliebt, mittlerweile scheint der Hype vorbei, die Hotels sind in die Jahre gekommen, die Verbraucherpreise enorm gestiegen … Früher hatten wir zu 80 Prozent deutsche Golfurlauber in der Türkei, aktuell nur noch 30 Prozent, aber das Land wird trotz gestiegener Preise immer sein Geschäft haben aufgrund des Klimas und vor allem der sehr schönen Anlagen. Klassische Top-Reiseziele für Golfer sind jetzt Spanien, Andalusien, Mallorca und die Kanaren. Hier haben sich viele reine Badeorte zu attraktiven Golf- und Ganzjahresdestinationen entwickelt – mit wunderschönen Anlagen und, das ist entscheidend, sehr guter Erreichbarkeit. Wird die Region von mehreren Airlines und in hoher Frequenz angeflogen, kommen natürlich mehr Urlauber, das senkt wiederum die Preise.
 
                                                                                     „Nichts ersetzt die Natur und das Verreisen!“
 
Sind auch exotische Ziele gefragt?
Ja, jetzt wieder. Durch Corona waren mehr als fünf Flugstunden entfernte Ziele, die vorher 25 Prozent Marktanteil hatten, erstmal passé, mit Ausnahme von Dubai und den Emiraten. Wir sind noch nicht auf dem Vor-Corona-Niveau, aber mittlerweile wird aber alles wieder gut bereist. Auch Mauritius, Südafrika, die Dominikanische Republik oder Asien, die wichtigsten Fernstreckenziele, kommen wieder und Kreuzfahrten sind ein wachsender Markt in unserer Nische.
 
Ist so eine Golfreise mit Blick auf die ökologische Nachhaltigkeit überhaupt noch zeitgemäß?
Flugreisen sind nach wie vor wichtig und richtig. Viele Urlauber kompensieren bereits den CO2-Ausstoß, es wird sich hier sicher noch mehr tun. Reisen ist eine der größten Errungenschaften, die die Menschen zustande gebracht haben, ein Garant für die Weltoffenheit und Integration! Es ist unsere Chance, uns, über politische Systeme hinweg ein eigenes Bild zu machen und unsere Werte anderen Kulturen näherzubringen.
 
Wie sieht es aus mit versteckten Kosten vor Ort?
Teilweise kommen vor Ort für Leihschläger, an der Hotelbar etc. unerwartet hohe Kosten hinzu, vor allem wenn das Golfhotel entlegen ist und es keine Alternativen gibt. Hier sollte man sich vorab gut informieren. Kein „Google“ und keine KI weiß so gut Bescheid, wie jemand, der vor Ort war: Wir kennen unsere bislang mehr als 250 Golfhotels und 500 Golfplätze in 50 Destinationen und das vermeidet böse Überraschungen.
 
Erwarten Sie, dass die Reisefreudigkeit der Deutschen aufgrund der Inflation abnehmen wird?
Nein, im Gegenteil, das belegen ja auch die aktuellen Studien: Sie wird zunehmen. Das Reisen als Erholung und Alltagsflucht wird angesichts der Krisen noch wichtiger werden! Für die Gesundheit wird jetzt aktiv etwas getan, auch im Urlaub darf für viele die Bewegung nicht zu kurz kommen.
 
Bedeuten VR-Brillen eine Gefahr für die Reisebranche? Schließlich kann ich mich mit der Brille auch im heimischen Wohnzimmer auf fremden Plätzen tummeln …
Ganz klar: Nein! Nichts ersetzt die Natur und das Verreisen, das Rauskommen, das Kennenlernen fremder Kulturen. Die Reisebranche kann von VR-Brillen profitieren, denn diese können den Wunsch, das virtuell Gesehene in Echt zu besuchen, wecken, sie braucht sie nicht zu fürchten!
 
Sie sind selbst seit vielen Jahren begeisterter Golfer. Was ist Ihre persönliche Lieblingsdestination?
Ich bin in Norddeutschland geboren, reise sehr gerne und liebe das Meer, deshalb spiele ich gerne Links-Courses, schätze zum Beispiel Irland und Schottland. Aber auch Destinationen in Südeuropa oder in tropische Gefilden haben ihren Reiz. Es ist schwer, einen speziellen Platz, ein Resort herauszugreifen. Ich bin wie unsere Kunden: Gerne unterwegs!
 
Vielen Dank für das Gespräch!
 
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Mario Schomann, Reise- und Golfexperte, Jahrgang 1973, Golfer seit 2004 (HCPI 20), CEO/Gründer des Reiseveranstalters Golf Globe (das Unternehmen feiert 2024 sein 10-jähriges Bestehen), davor fünf Jahre bei TUI Leiter Golfreisen, 20 Jahre Erfahrung im Reise-Management. Golf Globe arbeitet mit dem weltweit größtem Reiseveranstalter TUI und seinen Golfmarken TUI Golf & airtours Golf zusammen.
                                                                     
 
 

 
 

 
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