GC Röttgersbach

Golfen im Ruhrgebiet? Und trainieren auf einer Wasser-Driving Range? Ja, beim GC Röttgersbach …

Das Ruhrgebiet ist eher für erfolgreiche Fußarbeit bekannt. Zunehmend beliebter wird jedoch auch das Spiel mit der kleineren Kugel – und ein interessantes Ziel ist der verkehrsgünstig gelegene GC Röttgersbach. Der Betreiber stellt zwei sehr unterschiedliche 9-Löcher-Plätze zur Wahl – und Deutschlands einzige Wasser-Driving-Range. Deshalb findet hier jeder, ob Frischling oder Koryphäe, Golfvergnügen und Herausforderung. 

Golfen in Duisburg

Die aufgeräumte Club-Website liefert Vorab-Informationen. Hier erfährst du Wesentliches zu Anfahrt, Platz, Restaurant und Übungsmöglichkeiten. Gefühlt liegt der Course näher an Oberhausen (A3: Abfahrt Oberhausen-Holten), residiert aber tatsächlich noch auf den Ausläufern der Stadt Duisburg (A59: Ausfahrt Duisburg-Fahrn). Von der A3 erreichst du in wenigen Minuten den „Nur-für-Golfer“-Parkplatz und knapp 200 Meter weiter Sekretariat und Restaurant. Weil die offizielle Parkfläche schlecht einsehbar ist (eines der erstaunlich vielen Hinweis-, Ge- und Verbotsschilder weist auf Haftungsausschluss bei Diebstahl hin) und ich neben dem Bag auch noch einen geschlechtsspezifisch umfangreichen Rucksack plus Kamera zu transportieren habe, buche ich die Startzeit(en) online, dazu jedoch telefonisch ein Cart für die längeren Neun. Bei dieser Gelegenheit hätte ich gerne erfahren, dass die Grüns auf beiden Anlagen gerade gesandet werden, aber die nette Dame schweigt dazu. So kann ich zwar die Qualität des reichlich verwendeten Sandes beschreiben (gleichmäßig fein), nicht aber den darunter verborgenen Zustand der Grüns.

Ballflug statt Erdbeerernte

Mit dem Slogan „Golfen für Jedermann“ signalisiert der Club sowohl ein pay&play-Angebot für Golfeinsteigende als auch eine Einladung für „Tagesgäste“. Greenfee-Spielende sind willkommen. VcGler erhalten 20 Prozent Greenfee-Ermäßigung. Die beiden Plätze sprechen unterschiedliche Spieltypen bzw. Trainingswünsche an. Gemeinsam ist beiden der flache Verlauf mit kurzen Wegen zwischen den Löchern, der gute Pflegezustand und die sorgfältige gärtnerische Gestaltung. Auf ehemaligen Erdbeerfeldern entstand eine Parklandschaft mit verschiedenen Laubbäumen in einem Farbspektrum von hellgrün bis blutrot. Hingucker im Mai: blühende Kastanien. Das Restaurant „Am Röttgersbach“ öffnet seine Küche Mittwoch bis Sonntag ab 12:00 Uhr. Ich (Dienstag, nur Theke und Snacks) habe sie nicht ausprobiert. Die Speisekarte liest sich jedenfalls vielversprechend und der Kaffee, mein persönlicher Qualitätsindikator, ist ausgezeichnet.

Mit Erfolg: Schlag ins Wasser 

Etwas Training gefällig? Zum Putten, Chippen, Pitchen gibt es spezielle Grüns einschließlich Bunker. Herzstück der Übungsanlage ist die doppelstöckige und deshalb überdachte Driving Range. Das Besondere: Du zielst mit Floatern (schwimmenden Bällen) auf einen rund 20.000 Quadratmeter großen See. Dümpelnde Inseln sind Orientierung und Längenangabe in einem. Nur wer zu kurz bleibt, landet auf dem Rasen!

Der Westplatz: ganz schön feucht

Die ersten sechs Löcher West liegen, vom Parkplatz zum Clubhaus gesehen, rechts der Straße. So kannst du im Anmarsch schon mal einen Blick riskieren. Die letzten drei Löcher umschließen den Ostplatz auf der anderen Straßenseite, der 7. Abschlag liegt neben dem Parkplatz, dann geht es immer rechts herum zurück zum Clubhaus. 

Solide und herausfordernd

Die Runde startet mit einem Par-5, auf den gelben Abschlägen bleibt es das einzige. Von Rot ist auch Loch 8 (379 Meter) ein Par-5 – frauenfreundlich. Loch 5 ist dementsprechend das einzige Par-3, 133/108 Meter auf ein kleines Inselgrün, welches nicht nur von einem hohen Pflanzengürtel, sondern zurzeit auch von wachsamen Gänsen geschützt wird. Wasser kommt ebenso an den Bahnen 1, 3, 4, 7 und 9 ins Spiel. Neben dem U-förmigen Teich am Grün irritieren am Schlussloch möglicherweise zusätzlich die Blicke (und Kommentare) von der Terrasse. 

Taktik versus „hit & hope“

Kein Wunder, dass dies das schwerste Loch am Platze ist. Bunker gibt es auch, vor dem Grün oder in Schlagweite und schlangenförmig längs der Fairways, sodass die Sandquote höher ausfällt, falls man sich nicht an die Ideallinie hält. Und dann das Rough: Hinter einem zirka zwei Meter breiten Semirough-Streifen, dessen saftige Halme schon Schlagkraft verlangen, erstreckt sich an einigen Löchern kniehohe Wiese. Provisorische Bälle haben gute Chancen, Ball im Spiel zu werden. Mit Taktik kannst du einige Schwierigkeiten umgehen, manchmal hilft nur „hit & hope“. 

Fazit Westplatz: Kein geschniegelter Championship-Course, aber solide und herausfordernd gestaltet. Spielbar ab HCPI 54 – bei entsprechender Frustrationstoleranz.

Der Ostplatz: ganz schön lang

Acht Par-3 und ein Par-4, das muss ein „Kurzplatz“ sein. Das erste Loch passt: 95 Meter auf ein erhöhtes Grün. Aber dann: 179 Meter, dazu ein leichtes Dogleg, fordernd für Par-3. Der Rest variiert Längen zwischen 133 und 189 Metern. Und niemand wird bevorzugt, die Distanzen gelten für „jedermann“ – und jede Frau. Bunker sind meist flach, Wasser kommt nur an der 7 ins Spiel. Du spielst über eine Ecke der H2O-Driving-Range und eine Baumreihe, HCPI 1! Anfänger sollten rechts bleiben oder das Loch auslassen. Auch hier dichtes Rough. Zwar begleitet es nur einige Bahnen, aber da macht es jeden Ballfund zum Lottogewinn.

Raum zum Ausprobieren

Der komplette Ost-Course schmiegt sich um die Driving Range. Die entwickelt sich im Frühsommer zur Landebahn für allerlei Geflügel, dessen Hinterlassenschaften auf den Fairways für hübsche Gänseblümchen und bei unachtsam Golfenden für Schuhputz sorgen. Ganz wie beim großen Vorbild sind die Abschläge mit Tafeln versehen, die Bahnverlauf und Längen angeben sollten, denn irgendwer fand es spaßig, bei einigen Exemplaren gerade diese Info wegzukratzen. Nicht nur da helfen die Angaben auf der Scorekarte, denn neben der richtigen Schlägerwahl musst du dich an drei Stellen zwischen zwei Fahnen entscheiden. Das letzte Loch (257 Meter/Par-4) endet am Parkplatz.

Fazit Ostplatz: Echtes Golfgefühl mit Raum zum Ausprobieren. Aufgrund der Längen auch für „Könner“ durchaus spannend

Und Fußball …

… spielt auf der kurzen Runde eine kleine Nebenrolle, denn ab Loch 5 schließt sich mir ein prominenter BVB-Fan an. Unübersehbar die Farben und das Logo auf Tasche, Handtuch, Jacke, Kappe … Auf meine unbedarften Fußball-Fragen gibt er geduldig verständliche Antworten. Hauptthema natürlich: Zur Meisterschaft fehlen dem BVB zu diesem Zeitpunkt noch zwei Siege sowie ein bayerisches Unentschieden. Da halte ich aus Sympathie mal die Daumen – leider vergeblich.

Golfclub Röttgersbach
18 Löcher: 45,- Euro (55,- Euro WE)
9 Löcher: 27,- Euro (30,- Euro WE)
Rangefee: 0,– Euro
Bälle: 2,50 Euro/32 Stück