GC Schaumburg e.V.
„Schaumburg – ein Golfgenuss“ … sagt einer. „Kenne ich nicht“, sagen die anderen. „Gut so!“, sage ich ...
... denn der Club zwischen Osnabrück und Hannover ist, obwohl fast neben der A2 gelegen, ein Geheimtipp für einen richtig schönen Wohlfühl-Golftag. Es sind nicht allein der Platz, der Service oder die Mitglieder, der stimmige Gesamteindruck macht den GC Schaumburg Obernkirchen zu einem Must-play. Aber bitte, das bleibt unter uns.
Golf & Kunst ...
Die Schaumburger Golfgeschichte liest sich ziemlich typisch und doch wieder ganz anders: Golfinteressierte suchen geeignetes Land und finden es unter anderem auf einem ehemaligen Gelände der Preussag AG. Das ist übersät mit Fabrikruinen und Bergbau-Schrott, trotzdem gibt es heftigen Gegenwind. Es dauert Jahre, Vorurteile zu überwinden und alle Genehmigungen zu bekommen. Man fängt klein an, auf sechs Löcher folgen neun kürzere, aus diesen entstehen neun längere. Um die Jahrtausendwende kommen neun weitere Löcher hinzu, aber erst 2008 erhält der Course seine heutige Gestalt. Ganz deutlich wird der Wunsch, das Vorhandene immer wieder zu optimieren, dabei das Alte wertzuschätzen und die Vergangenheit des Ortes im Gedächtnis zu bewahren. Letzterem sind auch die zahlreichen, aus Industrie-Überbleibseln geschweißten Skulpturen geschuldet, die immer wieder ins Blickfeld geraten.
... statt Industrie & Kohle
Es fängt gut an: 9:30 Uhr, auf dem Parkplatz stehen nur zwei Autos. Merkwürdig. Nach langer Fahrt galt das Augenmerk zunächst den anglophonen schamhaft genannten Einrichtungen. Rechts steht ein schmuckes Sekretariatshäuschen – zu klein. Geradeaus im Hauptgebäude eine offene Tür. Aus dem Bereich links des Ganges duftet es nach Koffein, also muss es rechts ums Eck sein. Ein mächtiger schwarzer Schriftzug „Herrenumkleide“ an der weißen Stirnwand weist mich (w) seitlich zu einer mehrfach überstrichenen Brettertür mit Fallriegel auf, dahinter helle, funktionale Sauberkeit. Auf dem Rückweg fragt eine Stimme aus dem Off, ob ich schon einen Kaffee wolle. Die Gastro öffnet ab 11:00 Uhr, also kommt ein Vorab-Angebot völlig unerwartet. Anmeldung und los. Der Beschilderung folgend geht es eine Straße hinunter. Und wird das Parkplatz-Rätsel gelöst: Erfahrene Schaumburger stellen ihre Fahrzeuge über eine besondere Zufahrt auf den „unteren Parkplatz“ und damit näher zum ersten Abschlag. Für Gäste auf Sekretariatssuche ist das keine Option, denn die kurze Verbindung von oben nach unten darf nicht befahren werden.
Die ersten Neun …
… sind raumsparend angelegt. Da kann es schon mal sein, dass „lang und krumm“ auf dem Parallel-Fairway landet. Die Bahnen 1, 2, 3 und 4 arbeiten sich seitlich den Hang hinauf, 7, 8 und 9 ebenso wieder hinunter. Charakteristisch für diesen Platzteil sind erhöhte Grüns, deren abfallende Seiten sehr präzises Anspiel erfordern, sonst landet der Ball wieder unten, im Gebüsch oder im Aus. Dabei sind die Grüns trotz des Sommerwetters so gepflegt, dass unsere in puncto Golf unerfahrene Begleitung zunächst auf Kunstrasen tippt und sich nur durch eine Streichelprobe überzeugen lässt. Du erreichst die eher flachen Löcher 6 und 7 über eine Straßenquerung. Vorsicht! In der höchstens von seltenem Hubschrauber-Geknatter unterbrochenen Stille dieser friedlichen Landschaft rechnest du nicht mit plötzlich auftretenden Tempofetischisten – aber es gibt sie. Das Kreuz hinter dem sechsten Grün gemahnt jedoch nicht an etwaige Unfallopfer, sondern lenkt den Blick wieder einmal in die Weite, über den Ort Obernkirchen mit der markanten Stiftskirche hin zu Weser- und Wiehengebirge. An der 6 steht auch die erste von drei neuen Schutzhütten, die die Schaumburger Golfsenioren („Schagose“) mittels Eigen- und Sponsorenleistung finanziert und gebaut haben. Was gibt es sonst noch außer Golf? Bunte Eisenkunst hinter Grün 7, ein dominanter Findling an der 8 und die malerische Ruine einer Brikettfabrik neben der 9.
… und die Spannung steigt
Bislang war das Spiel trotz vergleichsweiser kurzer Löcher technisch anspruchsvoll, der Bahnverlauf und die Schwierigkeiten jedoch vorhersehbar. Das ändert sich nun. „Bermuda-Dreieck“ nennen die Mitglieder die ersten drei Löcher der zweiten, älteren Platzhälfte. Neben der 10 (finde den Eingang zum Liethstollen!) hebt eine weitere Blechfigur schon mal warnend die Arme. Bei dem blinden Abschlag nutzt ein Blick auf den Bahnverlauf, ein echtes Dogleg. Dann ein Par-3, bergauf, Vorgabe 2 – gefolgt von der 12: in Schlagrichtung Bäume rechts, Bäume links, Gebüsch voraus. Unter dem Gestrüpp liegt das der Bahn ihren Namen gebende „Wasserwerk“, dessen Dach nicht betreten werden darf. Augen zu und durch! Besser wäre ein Blick hinter den Pflanzengürtel gewesen, denn ein breites Fairway bietet viel Landezone. Auch die 13 mit dem Drive übers Wasser ist für Unkundige schwer einzuschätzen. Erholung auf 14, 15 und 16, bevor die 17 noch einmal einen präzisen Erstling erfordert, damit der Ball die enge Bahn meistert, an dem Solitärbaum vorbeifliegt und deutlich dahinter zur Ruhe kommt. Nur dann bleibt ein kurzer Chip zur Fahne. Die Bezeichnung „Gassenhauer“ erinnert an die berühmte „hohle Gasse“, hier fällt das Gelände jedoch rechts sowie unvermutet auch links ab und bestraft jeden Fehler.
Am 17. Grün genießt du den letzten und besten Panoramablick. Die zunächst nicht einsehbare (Warnanlage!) und mehrfach verengte Bahn 18 erfordert noch einmal Planung, bevor die Runde am auch auf der Planskizze so bezeichneten 19. Loch endet. Apropos Plan – obwohl gut geleitet, müssen wir uns manchmal einen Augenblick orientieren. Ist jedoch ein Clubmitglied in der Nähe, kommt prompt ein Hilfsangebot. Danke für diese Aufmerksamkeit. Macht Lust auf mehr als einmal Schaumburg? Teste das attraktive Angebot für VcG-Mitglieder. Interessant ist auch die Wintergreenfee-Flatrate, Golf von November bis Februar (wann immer es das Wetter zulässt) für 119,- Euro.
Es hört auch gut auf
Zugegeben, ich bin durch das überraschende Kaffee-Frühangebot voreingenommen, aber nach einem abschließenden Imbiss an besagtem 19. Loch sind wir uns einig: Freundlicher Service ist nicht das Einzige, was die Gastronomie zu bieten hat. Innen edel-rustikal, außen luftig: Das Ambiente überzeugt ebenso wie die Karte und die Speisen. Schöne Runde, gutes Essen und eine Rückfahrt ohne Stau.
Neugierig geworden? Erste Impressionen findest du auf youtube mit den Überflügen über den Players Course und den Golfclub.
18 Löcher: 50,- Euro (WT & WE)
9 Löcher: 30,- Euro (WT & WE)
Rangefee: 0,– Euro
Bälle: 2,- Euro/34 Stück
(Fotos: Monica Deniers)