
Go statt slow
Ein Mega-Trend unserer Zeit ist die Entschleunigung: Statt „schneller, höher, weiter“ geht es plötzlich in vielen Lebensbereichen darum, dem hektischen, modernen Leben Einhalt zu bieten, um gesünder und entspannter zu existieren. Ausmalbücher für Erwachsene boomen, Slow Motion in Form von Slow Food und Slow Reading gilt als Nonplusultra – aber ich habe meinen eigenen Weg zur Entschleunigung gefunden …
Ob im Business oder Alltag: Mehr Achtsamkeit durch Verlangsamung lautet das Motto unserer Zeit. So wird zum Beispiel Putzen als meditative Maßnahme empfohlen. Hab ich ausprobiert, wirkt bei mir nicht: Statt versonnen Staubflocken auf- und wegzuwirbeln, kriege ich beim Putzen Aggressionen. Und auch dem Slow-Cooking-Trend kann ich nichts abgewinnen. Kochen macht aus mir, vor allem wenn ich hungrig bin, eine ungeduldige Furie. Es muss wenn, dann schnell gehen, denn während Gerichte beim Slow Cooking gefühlte Ewigkeiten im Niedrigtemperatur-Wasserbad vor sich hin garen, habe ich, bequem und unbedacht, schon zwei Tüten Chips und eine Schokolade intus. Die Warterei ist nichts für mich!
Schwelgen statt schweigen
Auch Slow Reading ist mir suspekt: Man trifft sich, schaltet das Smartphone aus und liest – nebeneinander sitzend und schweigend. Laaaangweilig! Wenn ich schon neben jemandem atme, dann möchte ich auch reden, lachen, in Worten schwelgen und nicht als einziges Geräusch das Umblättern der Buchseiten hören. Klar, der Slow-Trend wirkt der permanenten, vor allem digitalen, Ablenkung unserer modernen Welt entgegen. Die ist enorm, wir sind quasi ständig online: Einer Studie der Universität Bonn zufolge beschäftigen wir uns täglich bis zu drei Stunden mit unserem Mobilgerät und unterbrechen 88 Mal am Tag Handlungen, um aufs Smartphone zu schauen. Dauerstress für Geist und Körper: Dauernd wird geklickt, gepostet, gelesen, gesurft, gewischt. Nach spätestens acht Sekunden Nichtstun werden wir hektisch. Entschleunigung und digitale Auszeiten sind da quasi die Notbremse, der Versuch, wieder Raum für Gedanken und Gefühle zu schaffen, sich selbst, Tätigkeiten und die Umwelt bewusster wahrzunehmen.
Gefühle und Gedanken
Daran ist auch nichts auszusetzen. Statt neumodischem Slow Reading und Slow Cooking wähle ich aber lieber den seit Jahrhunderten bewährten Weg der Entschleunigung: Ich gehe, und zwar golfen! Platz ist da für Gefühle und Gedanken. Handy aus und raus in die Natur – Schläger und Ball zur Hand, das erdet mich dank Natur- und Spielerlebnis und trotz Ready Golf, also zügigen Spiels, derart, dass ich zu Hause dann tiefenentspannt sogar ein Tänzchen mit den Staubflocken wage. ;-)
Weitere Infos: https://www.huffingtonpost.de/guenther-wagner/slowness-wird-der-trend-der-zukunft---in-allen-bereichen-auch-in-der-wirtschaft_b_17090210.html