GOLF Fleesensee

Fünf Plätze, 73 Löcher, Halfway zwischen Ostsee, Hamburg und Berlin: Hätte ich gewusst, wie entspannt die Golfanlage Fleesensee ist, wäre ich schon viel früher hierhergekommen. Hier geht es um Golf in der Natur, der Rest ist zweitrangig.
 

Um es gleich zu spoilern: Die Golfanlage Fleesensee ist für mich eine positive Überraschung in mehreren Hinsichten. Zuvor war ich etwas skeptisch, denn der Blick auf die Website hinterlässt bei mir einen nicht ganz so verlockenden Eindruck. Aber lass dich davon nicht täuschen. In Fleesensee herrscht eine authentische, entspannte und menschlich angenehme Atmosphäre.

Formlos locker
An diesem Tag erreiche ich im T-Shirt-Modus die Anlage und frage naiv am Counter, ob ich ausnahmsweise auch darin spielen könnte. Natürlich rechne ich mit einem „Nein“ und verdrehe prophylaktisch schon mal innerlich meine Augen. Wir sind schließlich in Deutschland und die Kleidungstrends der internationalen Freizeit-Golfszene sollen gefälligst 20 Jahre später bei uns ankommen. Stattdessen bekomme ich ein offenes und ehrliches „Natürlich“ als Antwort. In Fleesensee kann jede und jeder in dem Outfit golfen, in dem man sich wohlfühlt. Und das scheint aus Überzeugung so gemeint zu sein. I like! (Die Greenkeeper:innen sind übrigens auch sehr freundlich.)

Trainingsplätze en masse
Für das riesige Trainingsgelände habe ich zu wenig Zeit eingeplant. Die 360°-Range bietet mehr als genügend Platz und gute Ziele. Außerdem zähle ich vier Übungsgrüns zum Chippen, Pitchen und Putten, dazu noch ungewöhnlich interessante Trainingsbunker. Der Rasen vor einem schattigen Übungsgrün hat Vintage-Flair, auch ein fünftes Übungsgrün ist im Umbau. Insgesamt ist das hier aber eine tolle Trainingsanlage mit vielen Fahnen, auf der du jeden Shot trainieren kannst. Auch für eine Trainingswoche ist das hier eine gute Adresse.

Birdie-Chancen für alle
Auf zur Runde! Ich spiele den B2B-Platz, einen von fünf Golfplätzen hier und vom Schwierigkeitsgrad liegt dieser genau in der Mitte. Für mich und garantiert auch für viele weitere von euch ist dieser Platz interessant, da er sehr kurz, aber trotzdem schwierig ist: ganze sieben Par 3 (im Schnitt süße 120 Meter lang, lieb es!), ein Par 5 und teilweise kürzere Par 4. Hier gibt es an guten Tagen nicht nur die Chance auf einen niedrigen Score, sondern auch auf das Rory McIlroy-Gefühl, nach dem Drive ein Wedge auf das Grün zu haben. Trotzdem solltest du nicht mit dem Risiko übertreiben, denn viele Löcher sind charmant begleitet von Strafschlag-Wasser und ich habe auch kein einziges Loch in Erinnerung, das ohne (mehrere) Bunker gebaut ist. Auf dem B2B werden Turniere gespielt, der Platz ist kein Selbstläufer.



Spieltipp & Highlights
Die Grüns sind etwas langsamer als auf den meisten Plätzen. Die Breaks fallen nicht so stark aus, wie sie aussehen. Das alles macht die Putts für höhere und mittlere Handicaps leichter. Wer schnelle Grüns gewohnt ist, gibt auf dem B2B aber ein bisschen mehr Juice dazu. Kleine Highlights sind der Downhill-Abschlag auf Loch 4 (wer keine Linksrechtskurve kontrollieren kann und über 200 Meter schlägt, nimmt lieber ein Eisen), das Wasser-Par 3 Loch 6 (linke Grünhälfte anvisieren), der Abschlag auf Loch 7 (entspannt drüber), der Grünschlag auf die 9 (bloß keinen zu langen Schlag, direkt hinter dem Grün ist die Terrasse) und der Abschlag an Loch 10 (ebenfalls direkt an der Terrasse mit Publikum im Rücken). Der B2B macht wirklich Spaß.

Natur pur
Meinen Score an dem Tag lasse ich hier trotzdem mal unerwähnt (…), aber die Runde ist sehr entspannt und mitten in der Natur. Ich sehe Hasen, Rehe, Enten, Gänse und viele verschiedene Vögel, die ich als Stadtkind nicht benennen kann. Aber hübsch sind sie. Auf dem teils hügeligen Course ist zwischen Loch 8 und 9 der höchste Punkt der Anlage mit fantastischer Penthouse-View. Auch die zahlreichen (!) Rotbuchen an Loch 9 sind ein Hingucker. Eine tolle Mischung aus gepflegten Fairways und wilder Natur.

 

Andere Plätze und Gossip
Es gibt noch vier weitere Plätze hier, unter anderem zwei Kurzplätze. Für mich stehen aber die beiden Championship-Plätze beim nächsten Besuch definitiv auf der Liste. Sie sind länger als der B2B und sollen schwieriger zu spielen sein. Kleiner Insider: Auf dem Schlossplatz soll vor Jahren mal jemand an einem Par 3 das Cart in einem Wasserhindernis bis zum Dach versenkt haben – geradeaus, ohne Sichteinschränkungen, vollkommen nüchtern, mit Platzkenntnis. Klingt nach einer guten Runde.

Übernachtung
Vorab: Ich habe keine der Übernachtungsmöglichkeiten getestet und kann somit über Komfort, Frühstücksauswahl und Teppichfarben keine Aussage treffen. Das Schlosshotel ist ganz in der Nähe, quasi zwei (metaphorische) Driverlängen entfernt. Man kann auch den Robinson-Club wählen (wenn man sowas mag), der nur eine Driverlänge entfernt ist. Zahlreiche Ferienwohnungen auf den gängigen Portalen sind ebenfalls in der Region zu finden. Hier kann ich den Ort Malchow empfehlen: süße Altstadt, von Wasser umgeben, Urlaubsfeeling. Wahrscheinlich aber eine überschaubare Gastronomie-Auswahl. Die Locals empfehlen außerdem den Ort Waren (Müritz). Übrigens: Für die Vanlife-Liebhaberinnen hat GOLF Fleesensee zahlreiche Wohnwagen-Stellplätze direkt auf der Anlage (Drivergrifflänge).

Tennis, Fußballgolf, Bootfahren
Ja, ich weiß: Es gibt keine Alternative zu Golf. Aber bei der Einfahrt auf die Anlage fallen mir sofort die Tennisplätze auf, die einen nostalgischen Charme versprühen. Ich liebe diese Kunstrasenplätze, weil sie mich an alte Frankreich-Urlaube erinnern. Außerdem gibt es einen Fußball-Golfplatz. Bestimmt eine lustige Idee, das mal auszuprobieren. Die Kneipenstraße am Hafen in Waren (Müritz) soll sehr entspannt sein. Auch lassen sich hier Boote ohne Bootsführerschein ausleihen, um über die weite Seenplatte zu schippern. Klingt auch toll.

Fazit: Für einen entspannten Golf-Trip ist Fleesensee definitiv zu empfehlen. Die Trainingsanlage und Plätze bieten für jede Spielstärke abwechslungsreiche Möglichkeiten. Großer Pluspunkt: Die Angestellten sind authentisch freundlich.
Bis zum nächsten Birdie.  
Autor:
Bars Birdie
Jahrgang: 1983
HCPI: 12,7
Heimatclub: VcG
Lehrer und Rapper