
Golf für Genesende
Gymnastikraum ade: Reha-Sport ist jetzt im Freien möglich, auch auf dem Golfplatz.
Nach einer Krankheit kann sportliche Bewegung helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Rund 1,6 Millionen Deutsche nehmen deshalb jedes Jahr im Anschluss an einen Klinikaufenthalt an einer Reha-Sportmaßnahme teil, die ihnen vom Arzt verschrieben wird. Tendenz steigend: Das Segment des Reha-Sports wächst jährlich dem DGV zufolge um die fünf Prozent.Ob Herzinfarkt oder orthopädische Beschwerden: Seit 2001 haben Patienten einen gesetzlichen Anspruch auf Rehabilitationssport. Der vom Arzt verschriebene Gesundheitssport wird grundsätzlich von den Krankenkassen bezahlt, war bislang jedoch nur in geschlossenen Räumen erlaubt und, da überwiegend auf Bewegungsspiele und Gruppenübungen in einem Gymnastikraum beschränkt, für viele Teilnehmenden dem Deutschlandfunk zufolge eher unattraktiv. Seit Anfang 2022 ist das jetzt anders: Reha-Maßnahmen sind, unter dem Aspekt Ausdauer und Kraftausdauer, nun auch unter freiem Himmel erlaubt und gewollt. Auch Golf ist jetzt offiziell als Reha-Sport anerkannt – laut Golfsportmagazin.de eine große Chance für die Golfanlagen, Nicht-Golfer bei sich vor Ort zu begrüßen, Hemmschwellen abzubauen und langfristig neue Mitglieder zu gewinnen.
Voraussetzungen schaffen
Die Krankenkasse bezuschusst durchschnittlich 50 Sporteinheiten als Reha-Sport. Ziel ist es, den Patienten zu motivieren, sich aus eigenem Antrieb sportlich zu betätigen und idealerweise nach der Reha ohne Verschreibung in Bewegung zu bleiben. Die anspruchsvollen Bewegungsabläufe, das erforderliche Balance- und Rhythmusgefühl, das wiederholte Schlagen und das längere Gehen an der frischen Luft durch die Natur, das macht das Golfen nicht nur für Genesende als Sportart ideal. Findet die Reha-Maßnahme auf der Golfanlage statt, muss diese vom Rehasport Deutschland e.V. anerkannt sein und nicht nur über geeignete Flächen, sondern auch entsprechend für den Rehabilitationssport qualifizierte Golflehrer verfügen. Die Ausbildung „Übungsleiter/in Rehabilitationssport“ in Theorie und Praxis ist zum Beispiel auf der Anlage des GC Prenden bei Berlin möglich.
Impulse geben
Hauptsächlich geht es beim Golf als Reha-Sport darum, in der Gruppe die Ausdauer und Kraft zu stärken sowie Koordination und Flexibilität zu verbessern. Die Förderung der Gesundheit, nicht das Erlernen des perfekten Golfschwungs oder der Erwerb der Platzreife auf Krankenschein steht dem Deutschlandfunk zufolge im Vordergrund. Die Patienten werden im Zuge der regelmäßigen Reha-Stunden körperlich spielfähig gemacht. Knie, Rücken, Kraft und Beweglichkeit stehen im Fokus der 45minütigen Gruppenkurseinheiten. Bei den Übungen kommen Golfschläger, zum Beispiel als Langhantel-Ersatz, zum Einsatz. Auch als spielerische Element zwischendurch oder im Anschluss an die Trainingseinheit kann Golf genutzt werden, um den Spaß an diesem Sport zu wecken.
Am Ball bleiben
Durch die Reha-Maßnahme kommen Nicht-Golfer auf die Golfanlage. Der Weg ins Grüne ist einfach: Interessierte geben dem DGV zufolge bereits in ihrem Antrag auf Reha-Sport den gewünschten Golfclub an, bei dem sie aktiv werden möchten, reichen den Antrag bei ihrer Krankenkasse ein und starten nach seiner Genehmigung als Rehasportler. Wenn sie durch die Maßnahme dauerhaft für den Golfsport begeistert werden können, umso besser. Dass das funktioniert, konnte der Diplom-Golflehrer und Sportwissenschaftler Michael Lins in Kooperation mit einer Brandenburger Reha-Klinik durch eine Langzeitstudie belegen, bei der Herz-Kreislauf-Patienten Golf als Ausdauersport kennenlernten – und besonders schätzten: Sie fanden das Golfen viel attraktiver und spannender als die sonst übliche Reha-Gymnastik. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer:innen war dem Deutschlandfunk zufolge nach einem Jahr noch golferisch aktiv – ohne Verschreibung vom Arzt und auf eigene Kosten! Die Bahn ist frei für Golf als (Reha-)Sport!