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Golf gegen Corona
Die Pandemie und der Golfsport – auf den ersten Blick zwei verschiedene Paar Schuhe, auf den zweiten Blick hängt beides doch zusammen, sagt Dr. Gunther Hardt. Die Bewegung an der frischen Luft trägt zur Stärkung des Immunsystems und damit zum Schutz gegen das Virus bei, Golf ist als kontaktloser Sport für viele derzeit attraktiver denn je – und nicht nur das …
Der Vorsitzende des Ausschusses Umwelt- und Platzpflege beim Deutschen Golf Verband (DGV) betont: „Die Mehrzahl aller Pandemien werden durch Tiere übertragen. Wenn das Ökosystem ins Ungleichgewicht gerät, Tieren immer weniger Lebensraum bleibt, dann begünstigt dies die Ausbreitung von Krankheiten. Umwelt-, Natur- und Artenschutz ist deshalb auch gleichzeitig Seuchenschutz. Wir müssen das Ökosystem bewahren. Den Golfanlagen kommt dabei besondere Bedeutung zu!“
Die Krise als Chance
Die Golfanlagen in Deutschland erstrecken sich über eine Gesamtfläche von mehr als 45.000 Hektar. 40 bis 60 Prozent ihrer Fläche werden nicht für den Spielbetrieb genutzt, sondern bleiben naturbelassen und bieten Pflanzen und Tieren wertvolle Lebensräume. „Mit ihren Club- und Spielbeiträgen aus privaten Mitteln sind Golfer also per se Naturschützer!“, so Hardt. „Doch leider gibt es immer noch viele Golfer, für die egoistisch ihr Spiel im Vordergrund steht, die den Mehrwert der Natur nicht erkennen und die sich sogar an Totholz und anderen Umweltmaßnahmen auf der Anlage stören.“
Spiel in und mit der Natur
Hardt ärgert sich: „Auf der Runde werden leere Plastikflaschen oft weggeschmissen, die Divots nicht zurückgelegt, Pitchmarken nicht ausgebessert, es ist bestürzend!“ Der Experte plädiert für mehr Etikette und Achtsamkeit auf dem Platz: „Golf ist ein Spiel in und mit der Natur!“ Er betont, dass die Natur ein Riesenpfund sei, mit dem die Anlagen wuchern können. Auch wenn der Spielbetrieb viele Ressourcen bindet und nachhaltige Natur- und Umweltschutzmaßnahmen Geld kosten, setzen sich immer mehr Anlagen für die Artenvielfalt ein.
Leben Raum geben
„Golfplätze sind durch ihre verschiedensten landschaftlichen Strukturen Perlen der Natur. Durch gezielte Maßnahmen können sie die biologische Vielfalt fördern“, betont Dr. Hardt. Ein herausragendes Beispiel dafür ist der Golf & Country-Club Seddiner See. Er installierte als erster Golfclub Deutschlands auf dem Parkplatz Ladesäulen für Elektroautos und initiierte zahlreiche erfolgreiche Umweltschutzmaßnahmen, unter anderem legte er eine Streuobstwiese und vielfältige Lebensräume an. Wildbienen und 66 Brutvogelarten wie der Eisvogel und der seltene Steinkauz leben auf der Anlage. Ein von seinen Mitgliedern durch Spenden mitgetragenes, wissenschaftliches Flora-Fauna-Monitoring belegt die deutliche Zunahme der Artenvielfalt auf der Anlage, darunter zahlreiche Rote-Listen-Arten: Innerhalb von zehn Jahren stieg die Anzahl der Tierarten um 21 Prozent auf 152, der Pflanzenarten sogar um 47 Prozent auf 172!
Oasen der Natur
Mit gutem Beispiel voran geht auch das Golf- und Hotelresort Wittenbeck. Die für ihre Natur- und Umweltschutzmaßnahmen mehrfach ausgezeichnete Anlage hat eine Wasserfläche von insgesamt rund 5,5 Hektar. Rund 1.000 Spiegel- und Graskarpfen leben in den Teichen der Anlage. Um das Wasser sauber und sauerstoffreich zu halten, setzt der Club auf tierische Helfer: In einem Lebendfilterbecken wird das Wasser durch 300 unter Naturschutz stehende Teichmuscheln, 300 Bitterlinge und 400 Nasen, beides Fischarten, gereinigt. Die Muscheln filtern täglich 45.000 Liter Wasser! Die Fische verzehren Algen, Blätter und Schwebeteilchen, die für die Muscheln zu groß sind. Auch für Rinder der seltenen „Dexter“-Rasse und Schafe der „Skudden“-Rasse schafft die Anlage Lebensraum. Sie stehen wie die Sperberhühner, die auf der Streuobstwiese der Anlage leben, auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Haustiere. „Die Möglichkeiten, auf dem Golfplatz der Natur Raum zu geben und sie zu bewahren, sind vielfältig“, sagt Hardt. „Wir Golfer und die Golfanlagen können die Welt nicht retten, aber punktuell dazu beitragen, dass sie erhalten bleibt.“