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Golfen mitten in der Millionenstadt - in Neuseeland
Golfen mitten in der Millionenstadt - in Neuseeland Bild: Jürgen Maßen
21.08.2024 / Reisen

Golf in Neuseeland

Über 400 Golfplätze bei nur rund 5,2 Millionen Einwohnern: In Neuseeland ist Golf tatsächlich Volkssport und aufgrund der Preisgestaltung allen zugänglich, wie ich es selbst erlebt habe.
 

Autor:in: Jürgen Maßen
Lesedauer 6 MIN
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Meine letzte Reise war eigentlich nicht explizit eine Golfreise. Ganz im Gegenteil, ich machte mich lediglich mit einem Rucksack und Wanderschuhen um die halbe Welt auf nach Neuseeland, ohne Golfschläger. Zu sperrig, zu teuer. Doch fanden eine kurze Golfhose und ein Poloshirt den Weg in den Rucksack und auch ein paar Golfbälle als Mitbringsel für meine golfverrückten Freunde am anderen Ende der Welt – ein Glück, wie sich schon kurz nach der Ankunft herausstellte …

Willkommen im Kiwiland
Nach einigen Zwischenstopps und langen Flugzeiten kam ich in Aotearoa (Neuseeland) an und wurde von meiner lieben Bekannten herzlich am Flughafen begrüßt. Bereits auf der Fahrt in die Stadt unterrichteten sie mich darüber, wie die Pläne für gemeinsame Golfrunden aussehen würden: Bereits zwei Tage später sollte das gute Wetter genutzt werden, um Golf zu spielen. Viel wurde mir im Vorfeld nicht verraten, nur dass es ein erstklassiger Platz sein soll und man Top-Schläger für mich bereithält. Das Wetter hielt sich an die Vorhersage und so machten wir uns also schon bald auf den 45-minütigen Weg zum Golfplatz.

Los geht's: Bereit für den Muriwai Golf Couse (Foto: Jürgen Maßen)
Los geht



Golf & Meer: Muriwai Golflinks

Bereits auf der Zufahrt konnte man sehen, was den Golfplatz ausmachte: Er liegt wunderbar in die Landschaft eingebettet und bietet viel Meerblick. Muriwai Golflinks ist eine wahre Golfperle mit Blick auf die Tasmanische See, vom NZ Golf Magazin zum zwölftschönsten Platz der Insel gewählt. Ausländer spielen hier für 84,- Euro 18 Löcher. Das ist ein Preis, mit dem ich fast nicht gerechnet hatte, das kostet ja genau so viel wie fast jeder 18-Löcher-Platz in meiner Heimatregion. Dazu gab es noch sehr hochwertige Leihschläger für einen geringen Preis. Die Mitarbeiter waren gut gelaunt, freundlich und sehr hilfsbereit. Ebenfalls verlor man kein Wort darüber, dass ich lediglich Sportschuhe anhatte, was mich nicht sonderlich wunderte, da fast jeder recht leger gekleidet war. Hier ging es um die Freude am Spiel und die Erfahrung, nicht darum mit seiner Kleidung die Etikette zu erfüllen.

Herrliche Fairways (Foto: Jürgen Maßen)
Herrliche Fairways (Foto: Jürgen Maßen)


Auf geht’s!

Entsprechend gut gelaunt startete ich auf die Runde. Durch die anhaltende Trockenheit und den sandigen Untergrund waren die Fairways etwas gelb, die Abschläge und Grüns aber in einem hervorragenden Zustand. Ich war von den endlosen Bahnen, stets mit (mindestens seitlichem) Meerblick auf den Front 9 und dem Hole 9, das Signature Hole (Par 3) mit bestem Meerblick, begeistert. Auf den Back 9 spürte man die Nähe zum Meer durch das Wellenrauschen und die Kitesurfer. Die letzten zwei Löcher genoss ich wieder den Meerblick. Was für eine schöne Runde! Als Erinnerung kaufte ich mir eine Pitchgabel mit dem Club-Logo, was ich der Golfgemeinde in Deutschland auch ans Herz legen möchte. Wenn man mit dieser später seine Pitchmarken entfernt, hat man die Erinnerung an einen schönen Golftag immer zur Hand, egal wie die Runde läuft. 

Next stop: Akarana Golf Course
Zwei Tage später stand dann der Akarana Golf Course, der Heimatclub meiner Bekannten, auf dem Plan. Akarana ist eine der vielen Maori Bezeichnungen für Auckland und genau da befindet sich dieser großzügigen Golf Kurs, also mitten in einer Millionenstadt. Hier würde für Ausländer das Greenfee mit 72,- Euro zu Buche schlagen, glücklicherweise gewährte man mir den Preis für Inländer, die mit einem Clubmitglied spielen, das sind 45,- Euro. Dazu gesellten sich ein paar Euro für Leihschläger.

Bye-bye Score
Die Schläger waren schon etwas älter, machten aber einen guten Job, mit dem Putter stand ich allerdings auf Kriegsfuß. Mein Score winkte noch kurz und verabschiedete sich dann. Okay, mehr Zeit die Ausblicke zu genießen und mit dem beiden Jungs, die für ein Ligaspiel den Platz austesten und sich dazu gebucht haben zu quatschen, dachte ich mir und war zufrieden. Auch noch, als am Signatur Hole mein Abschlag gezielt den Weg ins Wasserhindernis fand, aber wer mag sich bei so einem Blick und Wetter schon ärgern. Loch 18, hinter der Hecke auf der linken Seite, liegen übrigens die Gärten und Häuser der Anwohner, die in ihren Gärten immer Sonnenschirme aufgespannt haben, damit ihre Scheiben bei Querschlägern heil bleiben. Es ist nicht gerne gesehen, wenn man über den Zaun in die Gärten klettert, dafür kann man günstig Lakeballs kaufen. ;-)



Weiter zum …
Nach den beiden Runden in Auckland, beschlossen wir uns nochmal in Christchurch zu treffen und gemeinsam mit dem Neffen meiner Bekannten eine Runde zu spielen. Gefühlt ist in Neuseeland jeder begeistertet Golfer. Was der breiten Masse dadurch einfach gemacht wird, dass es unzählige öffentliche Golfplätze in großartigem Zustand gibt. Ein Greenfee für 9 Löcher kostet zwischen 10 und 15 NZD (5,50 bis 8,50 Euro) und jeder darf dort spielen. Meist liegen diese Plätze in öffentlichen Parks und werden von den städtischen Landschaftsgärtnern mitgepflegt. Viele nicht öffentliche Plätze in ländlichen Regionen sind zu Preisen zwischen 15 und 25 NZD (8,50 bis 14,- Euro) bespielbar für 18 Löcher. Dies übrigens bei leicht höheren Lebenshaltungskosten, verglichen zu Deutschland, wo ein Par 3 Kurs in schlechtem Zustand schnell 35,- Euro pro Runde kostet.

… Bottle Lake Golf Club
In Christchurch haben wir gemeinsam im Bottle Lake Golf Club gespielt – zum erschwinglichen Preis von nur 25,- Euro (in Begleitung eines Clubmitgliedes 15,- Euro) für 18 Löcher, und das obwohl der Platz in der drittgrößten Stadt Neuseelands liegt. Der Bottle Lake Golf Club ist ebenfalls ein gepflegter Golfkurs, mit abwechslungsreichem Baumbestand und sogar einem Sumpf in der Mitte. Golf genießt eine höhere Priorität als ein sauberes Auto, wie mir gleich auf dem Parkplatz dank eines Autos mit dem Kennzeichen „I drive Golfballs“ deutlich wurde. Im Club erwartete uns der Pro und Betreiber des Golfclubs bereits freudestrahlend. Alles stand bereit und wir haben nochmal eine exzellente Runde bei bestem Wetter bis zum Loch 12 gespielt, wo wir dann von Starkregen vom Platz gespült wurden. Der Betreiber hat uns nach dem Regenguss noch mitgegeben, wenn wir wieder einmal in der Nähe sein sollten, sollen wir Bescheid sagen, dass wir die Runde beim letzten Mal wegen Regen nicht beenden konnten, dann können wir gratis spielen. Sehr gerne!

PS: Noch etwas Besonderes
Tatsächlich habe ich noch einen weiteren, ganz besonderen Golfplatz in Neuseeland besucht, dort aber nicht gespielt. Es ist der Wairakei Golf and Sanctuary in Taupo. Dort habe ich mich auf einen Tee mit dem Bruder meiner lieben Freundin aus Auckland getroffen, der dort Mitglied ist. Das Besondere an diesem Golfplatz ist, wie der Name schon sagt, dass es nicht nur ein top gepflegter und designter Platz ist, sondern gleichzeitig auch noch ein explizites Schutzgebiet für einheimische Vögel ist. Der Platz beherbergt einige gefährdete Arten, darunter Kiwis, die vom Department of Conversation/Neuseeländische Naturschutzbehörde (DOC) zur Nachzucht genutzt wurden und nun ihren verdienten Ruhestand auf dem Golfplatz verleben dürfen. Wahrhaft bezaubernd war jedoch der Moment, als ein Takahe aus einem Gebüsch direkt vor uns kam. Der Takahe galt bereits viele Jahre als ausgestorben, bis eine kleine Population entdeckt wurde. Auch hier hat das DOC direkt mit der Nachzucht begonnen und die verrenteten Paare an den Golfplatz gegeben. Den Takahe geht es jedoch so gut auf den Golfplatz, dass es dort inzwischen auch Nachwuchs gibt. Leider habe ich dort nicht fotografiert und war einfach zu bezaubert vom Anblick einer (fast) ausgestorbenen Art, die im Sonnenlicht wunderbar blau leuchtet.
 
 
Alle Bilder von Jürgen Maßen.

Autor:

Jürgen Maßen
Jahrgang 1979
HCPI: 29,9
Heimatclub: VcG
Beruf: Controller
 
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