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Das Magazin für clubfreie Golfer:innen
Noch nicht aller Tage Abend
Noch nicht aller Tage Abend Bild: Golf Gut Glinde/Stefan von Stengel
07.04.2020 / Mixed

Golf und Corona

Schönstes Frühlings- und Golfwetter, doch aufgrund von Corona ruht der Spielbetrieb hierzulande bis auf Weiteres. Wir haben uns Anfang April bei vier Golfclubs umgehört, wie sie die aktuelle Situation empfinden, sie nutzen und wie es weitergeht. Drei Fragen an … Carolin Lessau, Club-Managerin Golf Gut Glinde, Daniel Schulze, Club-Manager GC Bonn-Godesberg in Wachtberg e.V., Jillian Rockledge, Club-Managerin GC Siek/Ahrensburg und Klaus Pfannkuch, Club-Manager GC Schloss Monrepos:

Autor:in: Imke Ulrich
Lesedauer 6 MIN
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Die Welt befindet sich momentan in einem Ausnahmezustand. Wie beurteilen und empfinden Sie als Clubmanager die derzeitige Situation Ihres Clubs bzw. Ihrer Anlage?

Carolin Lessau: Die Ruhe auf der Golfanlage und im Restaurant ist gespenstisch, da keine Golfspieler da sind. Die Umsatzausfälle halten sich noch im Rahmen, die Situation ist aber zum Beispiel für Golflehrer recht schwierig. Wir versuchen gemeinsam mit unseren Mitarbeitern die Zeit optimal zu nutzen und Arbeiten zu erledigen, die nicht direkt mit Kunden im Zusammenhang stehen. Der Kontakt zu den Mitgliedern halten wir über die Website, Facebook und Instagram aufrecht. Die Stimmung ist noch gut und zum ganz überwiegenden Teil sehr solidarisch. 

Daniel Schulze: Es ist schon eine befremdliche Situation, wenn wir an diesem Wochenende fast 20 Grad haben, aber die ganze Anlage leer ist. Anderseits sind der März und April in den letzten Jahren witterungsbedingt nicht besonders einladend gewesen, so dass sich die Saison ja generell nach hinten verlagert. Aber ich bin der festen Auffassung, dass jetzt Gesundheit und Solidarität gefragt sind. Ich finde es unpassend, wenn aktuell in den sozialen Medien kommuniziert wird „Golf ist doch nur ein Spaziergang mit einer Tasche voll Schläger“ und müsste daher erlaubt sein. Gegen dieses Vorurteil kämpfen wir doch seit zig Jahren an! 

Jillian Rockledge: Wie sicherlich alle Golfanlagen können auch wir sagen, dass es sich für uns alle um eine noch nie da gewesene, extreme Ausnahme- und bedrückende Krisensituation handelt, mit dessen Ausmaß vor ein paar Wochen noch niemand gerechnet hätte. Besonders traurig, dass sich alle Golfer und auch wir als Golfanlage so auf den ersehnten Frühling und das „Angolfen" gefreut haben und nun die dramatische Corona-Pandemie uns allen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hat. 

Klaus Pfannkuch: Unzweifelhaft befinden wir uns in einer für uns alle unvorhergesehen, in dieser Form nie dagewesenen und von niemandem von uns zu vertretenden Situation. Diese zu meistern, stellt unsere Gesellschaft und natürlich auch unsere Golfanlage, neben den großen Anstrengungen im Gesundheitsschutz auch vor wirtschaftliche Herausforderungen, die wir auf dem Weg hin zur Normalität nur mit gemeinsamer Kraftanstrengung und solidarischem Handeln bewältigen können. Noch wissen wir nicht genau, wann wieder Normalität eintritt. Ich würde mir wünschen, dass unsere Bevölkerung diese Situation auch als Chance nutzt, die Zeit danach anders zu bewerten, weg vom überhöhten Anspruchsdenken, weg vom Wegwerfkonsum und hin zu mehr Reflektion über die wichtigen Dinge des Lebens. Ich persönlich bin mir sicher: Nach dieser Zeit werde ich das Leben mit der Familie und Freunden, die Freude am Leben, den Genuss und letztlich unseren schönen Golfsport noch sehr viel intensiver wahrnehmen als je zuvor.  

Wie ist es bei Ihnen derzeit um die Platzpflege und das Greenkeeping bestellt?

Carolin Lessau: Das Greenkeeping-Team arbeitet mit voller Kraft auf den Plätzen und nutzt die Zeit, um intensive Pflegemaßnahmen vorzunehmen, zum Beispiel werden alle Grüns mit sehr großen Spoons aerifiziert und gesandet. Diese Pflegemaßnahmen wären im normalen Spielbetrieb kaum möglich gewesen, von daher ist dies einer der wenigen positiven Aspekte der aktuellen Situation. 

Daniel Schulze: Das Greenkeeping arbeitet unter verschärften Schutzmaßnahmen weiter und nutzt die Zeit, um „ungestört“ zu arbeiten. Wir versuchen die aktuelle Situation optimal für die Platzpflege auszunutzen.

Jillian Rockledge: Die Platzpflege und das Greenkeeping ist das „A und O" einer jeden Golfanlage und muss natürlich weiterlaufen, um nach einer hoffentlich bald endenden Krise, die Golfer doppelt zu erfreuen, dass sie einen gepflegten Platz vorfinden. 

Klaus Pfannkuch: Im Augenblick werden noch intensiv Arbeiten durchgeführt, die sonst eine massive Beeinträchtigung des Spielbetriebs gerade im Frühjahr mit sich bringen würden, wozu beispielsweise das Aerifizieren der Grüns, das Entwässern feuchter Bereiche und das Sanden der Fairways gehören. Eine Pflege der Funktionsflächen wie Grüns, Abschläge etc. findet weiterhin statt, aber eingeschränkt. Zusätzlich werden noch eine Reihe Reparatur und Verschönerungsarbeiten vorgenommen, für die normalerweise wenig Zeit ist. Wie sich allerdings das weitere Pflegeprogramm darstellt, hängt im Wesentlichen vom Zeitpunkt der Wiedereröffnung der Golfanlage ab.

Es ist zu hoffen, dass sich die Situation möglichst bald normalisiert. Wie geht es bei Ihnen nach der Krise weiter? Werden Sie besondere Maßnahmen ergreifen?

Carolin Lessau: Aktuell ist ja noch nicht abzusehen, wann es wieder einen Spielbetrieb geben wird. Wir warten in dieser Sondersituation ab, um dann Lösungen zu finden, vor allem für jene Mitglieder, die in diesen Zeiten Solidarität beweisen und ihrer Golfanlage die Treue halten.

Daniel Schulze: Die Auflagen werden durch die Behörden kommen und uns noch lange begleiten. Ich glaube nicht, dass wir zeitnah einen Kanonenstart mit 100 Leuten und großer Abendveranstaltung erleben werden. Wir haben uns schon früh mit den Themen wie Steuerung des Zutritts zu den Caddyräumen, Wegeführung vom/zum Parkplatz etc. beschäftigt und ich stehe diesbezüglich auch im engen Austausch mit Kollegen. 

Jillian Rockledge: Natürlich hoffen auch wir, dass die Krise schnell an uns allen vorüberzieht, alle gesund bleiben und einem fröhlichen Golf und Aprés-Golf schon ganz bald nichts mehr im Wege steht. Wann und in welchem Ausmaß ist noch nicht abzusehen. Sicherlich werden wir weitere Vorsichtsmaßnahmen auch nach der Krise vorbeugend vornehmen. Was wir uns wünschen ist, dass die Menschen all' das, was sie haben und auch in diesem Zusammenhang die Golfer diesen sagenhaft tollen Sport mit allem was dazu gehört, noch viel mehr zu schätzen wissen. In diesem Sinne, bleibt alle gesund und „negativ"!

Klaus Pfannkuch: Ich bin der Ansicht, dass sich die Situation nicht einfach „normalisiert“. Wir werden eine Übergangsphase haben, deren Zeitdauer nicht einschätzbar ist. In dieser Zeit wird sicherlich ein Golfspiel möglich sein. Um für diese Phase vorbereitet zu sein, werden wir frühzeitig Szenarien entwickeln, wie wir den Spielbetrieb und den zukünftigen Kundenkontakt organisieren. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass in einer Anfangsphase nur in Zweier-Flights gespielt wird oder das Fenster für Startzeiten, zum Beispiel auf alle 15 Minuten, vergrößert wird. Damit soll der erwartete „Ansturm“ (zum Schutz der Mitarbeiter aber auch der Mitglieder selber) auf die Anlage eingedämmt werden. Ebenfalls wird auch das Thema der Digitalisierung weiter vorangetrieben. Ich bin der Meinung: Es kann in der ersten Zeit „danach“ nicht in der Form Golf gespielt werden, wie es unsere Mitglieder und Gäste gewohnt sind. Das zu vermitteln, wird noch eine große Herausforderung für die Golfanlagen.

Vielen Dank. (Stand 6.4.2020)

Befragte Clubmanagerinnen und -manager:

Carolin Lessau, 26 Jahre alt, DGV-Golfbetriebswirtin, seit Oktober 2016 Club-Managerin des GC Golf Gut Glinde

Daniel Schulze, 39 Jahre alt, Club-Manager des GC Bonn-Godesberg in Wachtberg e.V., seit zehn Jahren Club-Manager. 

Jillian Rockledge, seit 2018 Management GC Siek/Ahrensburg

Klaus Pfannkuch, Dipl. Sportlehrer/Sport-Ökonom, seit 2018 Berater und Interimsmanager der GC Schloss Monrepos, über 25 Jahre Erfahrung im Golfmanagement, Referent für diverse Golfclubmanagement-bezogene Seminare der Landesverbände, GMVD und ASG/ASGM (Schweiz)

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