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Golfer aus Leidenschaft: Julian Bachmaier (li) und Christoph Schmück
Golfer aus Leidenschaft: Julian Bachmaier (li) und Christoph Schmück Bild: RocketGolf
24.09.2020 / Interview

Golf(er)freund

Mit einem Diebstahl fing alles an ... heute ist Julian Bachmaier mit seiner Firma RocketGolf auf Erfolgskurs.

Autor:in: Imke Ulrich
Lesedauer 8 MIN
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Die Golfwelt kennt ihn und er kennt sie – mit all ihren Facetten: Julian Bachmaier hat sich nicht nur als leidenschaftlicher Golfer, sondern auch als Geschäftsführer der Firma RocketGolf einen Namen gemacht, für die er mit seinem Compagnon Christoph Schmück verantwortlich zeichnet. Dass aus seiner Golfbegeisterung eine erfolgreiche Geschäftsidee wurde, ist unter anderem einem Diebstahl zu verdanken ...

VcG: Herr Bachmaier, Sie haben Maschinenbau und Management im Master sowie Ingenieurwissenschaften im Bachelor studiert und nebenbei Webseiten für kleine Firmen und Privatleute erstellt. 2013 gründeten Sie noch während des Studiums mit Christoph Schmück die Firma RocketGolf. Sie sind beide leidenschaftliche Golfer, Sie selbst golfen seit 20 Jahren. Entstand die Firmenidee, weil Sie mit dem bis dato vorhandenen Equipment unzufrieden waren, und inwieweit war Ihre Vorgeschichte hilfreich für die Gründung Ihres Start-ups?

Julian Bachmaier: Die Geschäftsidee entstand etwa 2012 und hat mit drei Faktoren zu tun: Zum einen bin ich in der Tat ein leidenschaftlicher Golfer und spielte schon früh größere Amateurturniere in ganz Europa. Da war für die Proberunde ein Entfernungsmesser Pflicht, denn ansonsten hatte man einen Nachteil. Dann kam das Jahr 2013, in dem es eine Regeländerung im Golf gab. Ab 2013 wurden Entfernungsmesser offiziell in Turnieren erlaubt, was bisher verboten war. Das war der zweite Faktor. Ich kann mich noch erinnern, dass wir vor 2013 in den Amateurmeisterschaften die Entfernungen zum Grün teilweise abgegangen sind. Wie lange eine Turnierrunde gedauert hat, kann man sich denken. Und der dritte Faktor war, dass es bis dato nur sehr teure Golflaser von zwei großen amerikanischen Firmen gab, die mehr als 500,- Euro kosteten. Und so einer wurde mir 2012 gestohlen. Dadurch entstand die Idee, selbst Entferbungsmesser zu entwickeln und diese im Direktvertrieb zum bestmöglichen Preis anzubieten, bei gleicher Qualität. 

VcG: Sie betreiben seit über zehn Jahren Leistungssport und spielen seit sieben Jahren in der Bundesliga, aktuell in der 2. Bundesliga des GC Feldafing. Welche Stärken als Sportler kommen Ihnen im Geschäftsleben zugute?

Julian Bachmaier: Ganz klar, Golf ist meine Leidenschaft und ich habe sehr viel Zeit auf dem Golfplatz verbracht. Dadurch kenne ich mich in der Golfwelt sehr gut aus und habe auch ein sehr gutes Verständnis vom Golfmarkt, z.B. welche neuen Produkte angesagt sind oder welche Trends kommen. Wenn man dann seine Leidenschaft zum Beruf machen kann, ist das was Tolles, aber auch nicht immer einfach. Durchhaltevermögen ist gefragt.

VcG: Das erste Produkt Ihrer Firma RocketGolf war 2013 der Golflaser, den Sie nach wie vor über Ihren exklusiven Online-Shop golflaser.de vertreiben. Mittlerweile bieten Sie dem Credo „Golf-Technik zu fairen Preisen“ in den beiden Modellreihen „Birdie“ und „Eagle“ acht verschiedene Lasermodelle ab 169,99 Euro an. Im Vergleich schneiden diese in puncto Genauigkeit ebenso gut ab wie die sehr viel teureren Laser der Konkurrenten Bushnell und Leupold. Warum sind Ihre Produkte so viel günstiger und welche Intention steckt hinter Ihrem Firmennamen RocketGolf?

Julian Bachmaier: Anfangs haben wir uns auf die Domain und zugleich Marke „Golflaser.de“ konzentriert und unsere Laser auch so genannt. Aber mittlerweile ist unser Produktportfolio größer geworden und so rücken wir unseren Firmennamen immer mehr ins Zentrum. Das Konzept war 2013 im Golfsport ziemlich einzigartig, denn wir haben unsere Laser direkt über unseren Shop verkauft, ohne Zwischenhändler. Bis heute haben wir fast keine Händler aufgenommen, da wir eigentlich keine Händlermarge auf unseren Produkten haben. Diese Preisdifferenz geben wir eins zu eins an unsere Kunden weiter. So können wir einen unschlagbaren Preis zu bester Qualität bieten. Nur als Beispiel, unsere Produktionskosten pro Stück sind in etwa genauso hoch wie die der großen Firmen, nur müssen die noch zwei oder sogar drei Margen für Distributoren und Händler hinzuaddieren. So kosten unsere Laser weniger als 200,- Euro und nicht über 500,- Euro, getreu unserem Motto "Von Golfern für Golfer" und "Beste Qualität zum niedrigsten Preis". 

VcG: Produzieren Sie in Deutschland?

Julian Bachmaier: Das hatten wir anfangs lange vor und haben es auch geprüft, es ist aber schlicht preislich nicht machbar. Auch die bekannten großen Marken produzieren in Asien.

VcG: Der Kundennutzen steht bei Ihnen im Fokus. Sie experimentieren gern, probieren nach eigenen Angaben also auch Sachen aus, die erstmal nicht gewinnorientiert sind, und vertreiben Ihre Produkte ausschließlich selbst. Dies setzt nicht nur Begeisterung für die Sache und Risikofreudigkeit voraus, sondern offenbar können Sie sich diese Freiheit und Unabhängigkeit auch wirtschaftlich erlauben. Wie hat sich Ihre Firma seit 2013 entwickelt?

Julian Bachmaier: Anfangs war es neben dem Studium ein Experiment. Wir hatten nichts zu verlieren. Aber wir haben schnell gemerkt, dass es funktioniert. So habe ich es nach dem Studium zum Beruf gemacht. Wir wachsen nicht rasend schnell, dafür ist der Golfmarkt zu klein, aber gesund.

VcG: Sie haben ein Handicap von +2, Ihr Compagnon -4, bringen also beide viel Golferfahrung mit. Entwickeln und testen Sie Ihre Produkte selber?

Julian Bachmaier: Das ist der wohl wichtigste Punkt: Wir entwickeln und verkaufen nur Produkte, die wir selbst nutzen und auch benötigen. Im Golf gibt es so viel „Schmarrn“, den man gar nicht braucht. Wir bekommen wirklich viel Rückmeldung unserer Kunden, dass sie den Entfernungsmesser nicht mehr missen möchten. Er bereichert das Golfspiel und spart laut Statistik sogar etwa 2,5 Schläge pro Runde. Das ist doch was. Aber auf Messen hören wir auch häufig, dass das eigene Golfspiel noch viel zu schlecht sei und dass man darum noch keinen Golflaser benötige. Da müssen wir nur unsere über 500 positiven Kundenbewertungen entgegenhalten, die etwas Anderes sagen.

VcG: Haben Sie viele Mitarbeiter oder stemmen Sie alles zu zweit? Ich habe gesehen, dass Sie die News auf Ihrer Homepage zum Beispiel selber schreiben … Kümmern Sie sich hauptberuflich um RocketGolf und haben Sie dafür sichere Jobs aufgegeben?

Julian Bachmaier: Anfangs haben wir neben dem Studium gearbeitet, mittlerweile mache ich RocketGolf hauptberuflich. Wir haben ein Büro samt großem Lager und ein eigenes Fulfillment mit Mitarbeitern. Wir verschicken jeden Tag unsere Bestellungen.

VcG: Sind Golflasergeräte ein Wachstumsmarkt oder geht es um Verdrängung über den Preis?

Julian Bachmaier: Der Golfmarkt ist leider nicht sehr groß und auch nicht sehr innovativ. Auf den Messen waren wir die letzten Jahre enttäuscht, wie wenig Innovation es gibt. Ein Beispiel ist der Teilrückzug von Nike und Adidas aus dem Geschäft. Wir wollen aber mit unserer Spezialisierung auf Golf-Technik mit an vorderster Front stehen, denn da sehen wir noch Potenzial.

VcG: Welchen Vorteil hat ein Golflaser gegenüber einem GPS-Gerät? Ist er schon für Anfänger sinnvoll?

Julian Bachmaier: Ein Laser hat ein paar Vorteile gegenüber einer Golfuhr. Er ist viel präziser und flexibler einzusetzen, zum Beispiel auch im Training auf der Range. Auch die Batterie hält mehrere Jahre. Die Uhr hat den Vorteil, dass sie etwas einfacher zu handhaben ist. Ein Blick genügt und man hat die ungefähre Entfernung zur Fahne. Daher kann man sagen, gute Spieler benutzen alle einen Laser. Alle anderen müssen es für sich entscheiden. Unsere Golflaser sind für Turniere zugelassen.

VcG: Zu Ihrem Portfolio gehören mittlerweile auch Launch Monitore. Diese Trainingstools messen mittels Radar und Kamera verschiedene Parameter beim Schlag, die Daten lassen sich per App auswerten. Was kostet so ein Gerät und für wen ist es gedacht?

Julian Bachmaier: Ich nutze selbst den ES B1 und finde es ein wirklich nützliches Trainingstool. Eigentlich für jeden ambitionierten Golfer zu empfehlen. Unsere Geräte liegen bei 470,- Euro. Wenn man auf die Tour schaut, dann trainieren fast alle Profis mit solchen Geräten. Auch im Fernsehen sieht man sie jetzt häufig, da so die Flugbahn des Balls nachgezeichnet wird. Auch als Ergänzung zur Trainerstunde sind Launch Monitore nützlich, der Pro kann Schwungänderungen anhand der Werte vornehmen.

VcG: Solche Trainingsgadgets werden offenbar verstärkt nachgefragt, beim Launch Monitor B1 hatten Sie im August sogar Lieferengpässe – hat Corona den Trend, sich selbst durch entsprechende Tools und Online-Angebote zu verbessern, verstärkt?

Julian Bachmaier: Ja durchaus, solche Geräte machen vor allem im Winter auf der Range, in der Garage oder im Keller Spaß und halten einen im Schwung.

VcG: Zudem haben Sie eine eigene Trainingsreihe mit acht Kapiteln entwickelt und senden Interessenten auf Wunsch kostenlos Golfübungen zu. Wollen Sie diese Bereiche künftig noch stärker ausweiten, also noch mehr Produkte für das Heim- bzw. eigenständige Training entwickeln?

Julian Bachmaier: Die Golfübungen, die wir allen Kunden zusenden, die aber auch öffentlich einsehbar sind, wende ich in meinem eigenen Training an und empfinde ich als sehr nützlich. Wenn es jemandem hilft, freue ich mich. Es soll auch einen Mehrwert für unsere Kunden darstellen und das werden wir auch in Zukunft ausbauen.

VcG: Ihr neuestes Projekt ist die Entwicklung der GPS-Golfuhr „Par.4“. Wann wird diese auf den Markt kommen? Auch Hersteller wie Garmin, TomTom oder Tag Heuer haben GPS-Golfuhren im Programm. Was unterscheidet Ihre Golfuhr von ähnlichen Produkten?

Julian Bachmaier: Daran arbeiten wir gerade fieberhaft. Mit der GPS-Golfuhr vervollständigen wir unser Portfolio! Wir rechnen damit, dass die Uhr bereits bei Erscheinen des Interviews oder ein paar Tage später bestellbar sein wird. Aber nicht unter www.golflaser.de, sondern direkt unter www.rocketgolf.de. Hier kommt der entscheidende Impuls von meinem Vater. Dem ist eine Golfuhr lieber, er nutzt aber hin und wieder auch einen Laser. Er fand aber die Uhren auf dem Markt nicht befriedigend, hat oft geschimpft und die Akkus gingen auch schnell kaputt, sodass die Uhr keine 18 Löcher mehr durchhielt. Teilweise zu viele Funktionen haben die Handhabung erschwert. So haben wir uns auf das Wesentliche konzentriert und eine minimalistische Golfuhr namens „Par.4“ entwickelt. Wir lassen alles weg, was wir für überflüssig halten. So einfach wie möglich. Uns sind eine gute Verarbeitung, ein langlebiger Akku und eine gute Golfplatzdatenbank wichtig, das war’s. Kein unnötiger Schnickschnack, der die Uhr nur teurer macht. Die Uhr bietet alle Funktionen, die man als Golfer benötigt: automatische Platz- und Locherkennung, über 38.000 Golfplätze weltweit in der Datenbank, Entfernung Anfang, Mitte und Ende Grün, Entfernung zur 100-Meter-Marke, Entfernung zu Hindernissen, Schlagweite messen, Scorecard speichern und natürlich die Uhrzeit samt Datum. Wir freuen uns schon auf das Kundenfeedback!

VcG: Wie haben Sie den Lockdown im Frühjahr erlebt? Hat die Corona-Krise Ihnen die Bilanz verhagelt oder läuft es dieses Jahr besser denn je?

Julian Bachmaier: Durchwachsen, wir hatten schon deutliche Umsatzeinbußen, zumal es ja Anfang der Golfsaison war. Wir wollen uns aber nicht beschweren. Andere kämpfen um die Existenz.

VcG: Neben dem wirtschaftlichen Erfolg konzentrieren Sie sich auf Ihr soziales Engagement. Sie unterstützen u.a. die NCL-Stiftung, die sich für Kinder mit Demenz einsetzt, und die Initiative krebskranke Kinder München. Warum liegt Ihr Fokus dabei auf Kindern, Jugendlichen und Bildung?

Julian Bachmaier: Diese Initiativen sind auf uns zugegangen und wir haben gerne Sachspenden für die Tombola oder Turnierpreise gegeben. Besonders bei Kindern fällt mir eine Spende leicht. Ich finde es übrigens sehr schade, dass immer weniger Kinder golfen. Dass die VcG eine Kindermitgliedschaft anbietet, finde ich gut.

VcG: Was möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Julian Bachmaier: Erst einmal vielen Dank für das Gespräch, mit einem so ausführlichen Interview habe ich jetzt gar nicht gerechnet. Ich würde mich freuen, wenn der ein oder andere Leser jetzt bei uns vorbeischaut. Statistisch gesehen spart man sich mit einem Entfernungsmesser 2,5 Schläge pro Runde. Wenn das kein Grund ist! Und vielleicht sieht man sich ja mal zufällig auf dem Golfplatz! Ein sehr schönes Gefühl für mich als Unternehmer ist es, wenn ich auf dem Golfplatz einen Spieler mit unseren Produkten entdecke.

VcG: Vielen Dank für das Gespräch!

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