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Golfmanagement 4.0
Einfach nur Golf reicht heute nicht aus, dies und vieles mehr weiß Andreas Dorsch, Geschäftsführer des GMVD.
Golf ist ihr Business – und das hat es in sich: Fach- und Führungskräfte auf den Golfanlagen spüren täglich, dass in ihrem Job heute längst mehr als „nur“ ein gepflegter Golfplatz zählt. Das bestätigt auch Diplom-Betriebswirt Andreas Dorsch. Der Geschäftsführer des Golf Management Verbandes Deutschland (GMVD) hat uns verraten, worauf es heute in der Golfbranche ankommt und welche Rolle der GMVD dabei spielt.
Herr Dorsch, Sie haben renommierte Golfanlagen und Golforganisationen geleitet und sind unter anderem als Geschäftsführer des GMVD bestens in der Golfszene vernetzt. Was hat es mit diesem Berufsverband für alle im Golfbetriebsmanagement tätigen Personen auf sich, der im vergangenen Jahr sein 25. Jubiläum feierte?
Andreas Dorsch: Dazu muss ich etwas weiter ausholen. Also, in den 1990er-Jahren gab es in Deutschland einen regelrechten Golfboom. Jährlich entstanden bundesweit, insbesondere in den Ballungsräumen, an die 30 neue, auch kommerziell orientierte Golfanlagen und Golfclubs. Es herrschte Euphorie. Alle wollten irgendwie rein in diesen Markt. Golf wurde für immer mehr Menschen zugänglich, Schnupper- und Platzreifekurse waren enorm begehrt und der Professionalisierungsbedarf der aufstrebenden Golfbetriebsbranche wuchs. Arbeitsabläufe mussten strukturiert und kompetente Mitarbeiter für alle Bereiche gefunden werden. Um die große Nachfrage nach Personal und kaufmännisch adäquat geführten Golfanlagen befriedigen zu können, wurde 1994 der GMVD gegründet, übrigens anfangs, wie in unserer Chronik nachzulesen ist, noch kritisch vom Deutschen Golf Verband beäugt, mit dem wir heute in puncto Ausbildung zusammenarbeiten. Der neue Berufsverband sollte sich für die Interessen der Fach- und Führungskräfte auf den Anlagen einsetzen, ihnen den Erfahrungs- und Meinungsaustausch ermöglichen sowie Angebote für die Aus- und Weiterbildung schaffen. Im deutschsprachigen Raum gab es nichts Vergleichbares, es war bis dato ja auch nicht nötig, da Golf zuvor nur in wenigen Traditionsclubs von einer elitären Minderheit ausgeübt werden konnte.
VcG: Wie ging es dann weiter?
Andreas Dorsch: Mit Vollgas: Bereits kurz nach der Gründung konnte der GMVD mit dem IST-Studieninstitut in Düsseldorf einen Kooperationspartner gewinnen, mit dem er bis heute in der Aus- und Weiterbildung zusammenarbeitet. Als erstes wurde ein Fernstudienlehrgang zum Golfbetriebsmanager (IST/GMVD) realisiert. Im Februar 1995 trat der GMVD das erste Mal an die Öffentlichkeit mit einem Stand auf einer Golfmesse, die Null-Nummer des „golfmanagers“ erschien, er ist bis heute mit sechs Ausgaben im Jahr das offizielle GMVD-Organ, und weitere Aktivitäten folgten. Zum Beispiel gibt es seit 1995 jährlich ein großes Fortbildungsseminar (später dann Golfkongress) und seit 1997 jährlich eine GMVD-Meisterschaft.
VcG: Sie sind seit nunmehr 14 Jahren GMVD-Geschäftsführer. Wie hat sich der Verband entwickelt?
Andreas Dorsch: Als ich 2006 die Führung übernahm, hatte der Verband 330 Mitglieder und bot jährlich fünf Veranstaltungen an. Ich habe das Angebot erweitert und von Anfang an sehr viel Wert auf den persönlichen Kontakt gelegt, viele Golfanlagen besucht, auf dem DGV-Verbandstag und Messen für die GMVD-Mitgliedschaft geworben – mit Erfolg. Zum 31.12.2019 hatten wir den neuen Höchststand von 741 Mitgliedern im Verband. Das sind Verwaltungs-, Fach- und Führungskräfte aus der deutschsprachigen Golfszene in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz, darunter mittlerweile auch fast alle Geschäftsführer der Landesgolfverbände. Der GMVD ist heute ein Spiegelbild der deutschsprachigen Golflandschaft, er vereint alle Player der Golfbranche auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene!
VcG: Warum sollte man sich als im Golfmanagement Tätiger dem GMVD anschließen?
Andreas Dorsch: Nun, der GMVD fördert und vertritt die beruflichen Interessen seiner Mitglieder: Er bietet mit mittlerweile jährlich rund 70 Branchenveranstaltungen über 1000 Teilnehmern eine ideale Möglichkeit, sich mit Kollegen aus der Branche auszutauschen und zu vernetzen, zum Beispiel auf dem GMVD-Golfkongress und in den sechs Regionalkreisen, die zweimal jährlich jeweils ein Frühjahrs- und ein Herbstseminar anbieten und das gegenseitige Kennenlernen, den Erfahrungs- und Gedankenaustausch fördern. Ideal, um vom Fachwissen der Kollegen zu profitieren. Dieses Netzwerken macht die GMVD-Familie aus. Ein weiterer Schwerpunkt der Verbandsarbeit liegt auf der Lobbyarbeit, auf der Stellenberatung und -vermittlung und auf der Weiterbildung.
VcG: Sie sind selbst seit Jahrzehnten in der Golfbranche als Führungsperson tätig: Warum ist heute neben dem Netzwerken die Weiterbildung wichtiger denn je?
Andreas Dorsch: Für Golfanlagen ist es heute schwieriger als noch vor zwanzig Jahren, wirtschaftlich und kundenorientiert zu arbeiten. In den 90er-Jahren war die Nachfrage höher als das Angebot. Heute müssen wir uns um jeden einzelnen Kunden bemühen. Wir haben mit 730 Anlagen bundesweit eine hohe Golfplatzdichte, der Wettbewerb ist groß. Zudem muss Golf sich gegenüber einer Fülle an anderen Freizeitaktivitäten und -angeboten behaupten. Hinzu kommen die gestiegenen Forderungen der Mitglieder und Gäste nach umfassendem Service und Qualität. Einfach nur Golf reicht heute nicht, um zu bestehen. Die Golfanlagen müssen sich positionieren, viel Service bieten und durch zu ihnen passende Zusatzangebote wie Lesungen, Konzerte, Naturführungen etc. unterhalten. Auch der Service muss up to date sein. Durch Corona hat es in diesem Bereich einen enormen Digitalisierungsschub gegeben. Der Schulungsbedarf ist groß und der GMVD bietet entsprechende Seminare bzw. Webinare, auch für die in der Cluborganisation Tätigen in den Sekretariaten, den Service-Centern und Infopoints. Stark nachgefragt sind zudem Veranstaltungen zu den Themen Marketing/Vertrieb und soziale Kompetenz. Weiterbildungen sind heute wichtiger denn je, um am Puls der Zeit zu bleiben, Mitglieder zu halten und neue Interessenten anzusprechen.
VcG: Die Golfwelt hat sich seit den 90er-Jahren sehr verändert. Gilt dies auch für den Beruf des Clubmanagers?
Andreas Dorsch: Ja, die Anforderungen an ihn sind heute weitaus vielfältiger. Er ist der Mittelpunkt der Anlage und muss dafür sorgen, dass sie gepflegt ist, er ist zudem die Schnittstelle zum Greenkeeping, zur Golfschule, den Pros, zum Personal, zum Vorstand, Beirat, Präsidium, Aufsichtsrat, zur Clubgastronomie, zu den Gästen. Er muss heute ein hohes Maß an sozialer Kompetenz besitzen, denn auf der Anlage kommen heute die verschiedensten Arten von Golfern aller Altersklassen zusammen: Der eine will leistungsorientiert trainieren und Turniere spielen, der andere einfach nur so golfen, der nächste schätzt das Gesellige usw. Auf diese verschiedenen Bedürfnisse muss der Clubmanager eingehen und mit den Gästen und Mitarbeitern auf Augenhöhe kommunizieren können. Vor allem muss er extrem gut wirtschaften und, wie schon angesprochen, kreativ sein, um seine Anlage gut zu vermarkten.
VcG: Unattraktive Arbeitszeiten, teilweise mäßige Bezahlung, Dauerdruck von immer anspruchsvolleren Clubmitgliedern – würden Sie einem jungen Menschen heute noch zum Beruf des Golfclubmanagers raten?
Andreas Dorsch: Ja! Ich führe viele Gespräche mit Interessenten, darunter auch Quereinsteiger und junge Menschen, die den Beruf reizvoll und cool finden, und bin offen und ehrlich: Man sollte sich bewusst sein, dass es ein facettenreicher, herausfordernder Job an einem wunderschönen Arbeitsplatz ist, aber auch ein Saisongeschäft mit extrem viel Arbeit in den Sommermonaten und eher ruhigen Wintermonaten, wobei dies von der Anlage abhängt. Einige Golfanlagen haben ja bereits, auch dank Indoor-Angeboten, ganzjährig Betrieb.
VcG: Der GMVD bietet bereits seit 2008 ein Graduierungssystem an, mit dem Clubmanager als Certified Club Manager (CCM) zertifiziert werden können. Was steckt dahinter?
Andreas Dorsch: Wir möchten unsere Mitglieder zum lebenslangen Lernen motivieren. Vereinfacht ausgedrückt sammelt der Teilnehmer bei unserem Graduierungssystem für absolvierte GMVD-Veranstaltungen CCM-Punkte und erlangt dadurch eine bestimmte Graduierung, die seine persönliche berufsbildbezogene Qualitätsentwicklung, sein Engagement und seinen Ehrgeiz seriös und objektiv dokumentiert. Das System ist in dieser Art einzigartig in der Golfbranche und sorgt auf der Arbeitgeberseite für Orientierung und Transparenz!
VcG: Welche Maxime geben Sie Fach- und Führungskräften im Golfmanagement mit auf den Weg?
Andreas Dorsch: Das Leben ist Veränderung. Wichtig ist, sich nicht zurückzulehnen, sondern sich zu bewegen und mit anderen auszutauschen. Wir als GMVD unterstützen das!
VcG: Vielen Dank für das Gespräch!