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Hab keine Angst vor Pittiplatsch
Hab keine Angst vor Pittiplatsch Bild: VcG
15.03.2023 / Platzporträt

GP München Aschheim

Vorbildliches Engagement für die Inklusion, üppige Botanik – doch wie spielt es sich auf der bekannten Anlage? Unser Autor will es wissen …

Autor:in: Johannes Podszun
Lesedauer 6 MIN
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Für mich hat der Golfpark München Aschheim einen Sympathie-Bonus. Denn er engagiert sich seit Jahren erfolgreich für die gleichberechtigte Teilhabe am Golfsport von Menschen mit und ohne Behinderungen. Das finde ich vorbildlich! Und wie spielt es sich auf der nicht nur für ihr Engagement, sondern auch für ihre üppige Botanik bekannten Anlage? Ich will es wissen …

Hier geht es rund - nicht nur VOR dem Clubhaus!

Hier geht es rund - nicht nur VOR dem Clubhaus!

Grüß Gott in Bayern!

Die erste Kontaktaufnahme per Telefon ist angenehm und freundlich, die Buchung einer Tee-Time erweist sich aber als umständlich. Online ist eine Buchung für Gäste nur zwei Tage im Voraus möglich, telefonisch geht es offenbar gar nicht. Also werde ich gebeten, eine E-Mail zu schreiben. Prompt erhalte ich Post und bekomme zwei Zeiten vorgeschlagen. Die Entscheidung fällt auf übernächsten Freitag, 12:16 Uhr.

Kompakt und gut in Schuss

Die im Nordosten von München gelegene Anlage ist vom Stadtzentrum aus in 30 Minuten erreicht. Im Sekretariat wird dezentes Bayrisch gesprochen und ich werde gefragt, ob ich schon einmal hier gewesen sei. „Nein, das ist mein erstes Mal.“ Daraufhin bekomme ich eine freundliche Einweisung, wie ich am besten zur Range, den Übungsanlagen und dem ersten Abschlag gelange und wo sich die sanitären Anlagen und das Restaurant befinden. „90,- Euro macht das dann, bitte!“ Oha, denke ich. Wenigstens das Birdie-Book ist inklusive. Ich lege einen großen Grünen auf die Theke und erhalte als Wechselgeld fünf Münzen. „Für den Ballautomaten“, zwinkert mir die Dame hinter dem Tresen zu. Am Automaten purzeln mir gelbe Wilson-Bälle entgegen. Sie sehen nicht nur gut aus, sondern fühlen sich auch gut an. Nebenan liegt das Pitching- und Chipping-Areal, das sich trotz der Nässe in einem guten Zustand befindet, ein paar Schritte weiter in Richtung des ersten Tees sehe ich zwei Putting-Grüns, die schmuck daherkommen. Das ganze Arrangement ist kompakt und klug angelegt. Alle wesentlichen Elemente wie Parkplatz, Clubhaus, Range, Übungsareale und Abschlag sind kuschelig beieinander – ohne dass ein Gefühl der Enge aufkommt. Das Gelände ist gemütlich, umrahmt von würdevoll wirkender Botanik.

Kuddelmuddel vor dem Start

Nach der Einschlagroutine schreite ich in erwartungsfroher Stimmung auf den ersten Abschlag. Doch als ich meinen Mitspieler begrüße, rauscht er davon – zur elektronischen Startzeitentafel. „Wann haben Sie Ihre Tee-Time? Sie sind nicht eingetragen!“ Verwundert gehe ich zur Tafel. Und tatsächlich: Mein Name taucht nicht auf. 

Leichte Erregung 

Während er fröhlich seinen Ball auf die Bahn drischt, laufe ich ins Sekretariat und bitte um Aufklärung. „Sie sind um 12:40 Uhr eingetragen.“ Ich suche die Mail mit der vereinbarten Startzeit. Da steht’s: 12:16 Uhr. „Wenn Sie möchten, buche ich Sie schnell um – dann können Sie um 12:24 Uhr spielen!“ „Ja, gern“, entgegne ich und renne zurück zum ersten Abschlag. Freudig begrüße ich meine beiden Mitspielerinnen. Statt mich willkommen zu heißen, schauen auch sie auf die Tafel und erklären, dass ich nicht eingebucht sei. Stimmt: Die Umbuchung hat nicht geklappt. Aber wenigstens erscheint mein Name jetzt auf der Tafel – um 12:40 Uhr. Ich lasse die Damen ziehen. Und warte. Fast zwanzig Minuten. Endlich ist es soweit. Ich harre zwei weitere Minuten aus, doch der Flightpartner erscheint nicht. Lustlos haue ich den ersten Ball vom Tee. Auf den ersten Bahnen bekomme ich meine Verärgerung nicht in den Griff. Ich bin genervt!

Fast wird es mir hier zu bunt!

Fast wird es mir hier zu bunt!

Gepflegte Botanik

Erst an der Vier, einem 133 Meter langen Par 3 (GELB), fange ich an, mich zu beruhigen. Endlich kann ich der schönen Umgebung und den Herausforderungen der Bahnen meine Aufmerksamkeit schenken. Ringsherum ein satter, teilweise alter Baumbestand, sorgfältig geschnittene Hecken, akkurat gemähte Grünflächen, sauber gestochene Bunkerkanten, saftige Grüns. Der Pflegezustand ist top. Das nach vorne leicht abfallende Grün wird rechts wie links von zwei Bunkern verteidigt, davor liegt ein größeres Wasserhindernis mit einer hübsch angelegten Steinmauer. Schön sieht’s aus. Hier gilt es, nicht zu kurz zu spielen. Also zücke ich das Eisen 7 und der Ball landet ein paar Meter rechts hinter der Fahne. Mit ein wenig Glück fällt der erste Putt. Und ich fange an, mich mit der Anlage zu versöhnen. 

Trickreiches Layout

Mit 5.725 Metern (GELB) ist der Platz sicherlich kein Monster. Das Herausfordernde ist nicht die schnöde Länge, sondern das überwiegend abwechslungsreiche und trickreiche Layout. Die gepflegten Fairways sind nicht selten onduliert. 

Überraschend & gut

Und obwohl der Platz sehr leicht zu Fuß zu bewältigen ist, werde ich von kleinen Mulden, plötzlichen Tälern, unerwarteten Steigungen und herrlichen Ausblicken ins Grüne überrascht.  An den Bahnen 3 und 17 ragt die breite Krone eines satten Baumes über das Fairway, was das Anspielen des Grüns nach dem ersten Schlag recht anspruchsvoll macht. Hier ist ein überlegtes und vor allem genaues Spiel erforderlich. Zwar bietet der Course mit einem 511 Meter langen Par 5 (Bahn 6) und einem 405 Meter langem Par 4 (Bahn 11) auch lange Bahnen, aber Aschheim ist definitiv kein Hau-drauf-Platz. Im Durchschnitt messen die insgesamt zwölf Par-4-Bahnen lediglich 325 Meter. Einfach sind die meisten von ihnen aber nicht zu spielen. 

Ich bin reif, reif, reif - für das Inselgrün auf Bahn 13

Ich bin reif, reif, reif - für das Inselgrün auf Bahn 13

Ein Platz mit Charakter

Jede Bahn hat ihre eigene Charakteristik, die ein überlegtes Vorgehen erfordert, um ein Par zu spielen. Exemplarisch zeigen die abwechslungsreichen Bahnen 13 bis 16, aus welchem Holz der Platz geschnitzt ist: Die Bahn 13, ein 303 Meter langes Par 4, ist ein Dogleg rechts. Am Ende wartet ein Inselgrün. Mir stellen sich zwei Optionen: Entweder spiele ich einfach 175 Meter geradeaus in den Knick und habe dann noch etwa 130 Meter ins Grün. Oder ich nehme die riskantere Variante und haue wenigstens 190 Meter Carry über das rechts liegende Biotop. Ich wähle das Risiko. Und werde belohnt. Es bleiben 72 Meter bis zur Fahne, eine Annäherung, zwei Putts: ein Par. Die nächste Bahn (14) sorgt für Entspannung: Ein 439 Meter langes Par 5, breit angelegt, etwas nach links gezogen, mit einem tiefer gelegenen Grün. Nicht knifflig, sondern erholsam. Wenn der Ball auf der Bahn bleibt, lässt sich hier ohne Weiteres ein Par spielen.

Mehrere Spieloptionen 

Auf dem Abschlag der 15 komme ich ins Grübeln. Vor mir liegt ein wunderschön anzuschauendes, leicht abfallendes, nach rechts geschwungenes Par 4 mit einer Länge von lediglich 278 Metern. Nach etwa 190 Metern verjüngt sich die Bahn, rechts und links lauern Teiche und erst nach 230 Metern wird die Bahn zum Grün hin wieder breiter. Draufhauen oder vorlegen? 

An den Baumkronen vorbei

Es kribbelt, aber die Vernunft siegt. Und ich ziehe das Eisen 4 aus dem Bag. Der Ball landet etwas links auf der Bahn, rund 100 Meter von der Fahne entfernt. Herrlich! Aus Spaß zücke ich den Driver und spiele einen zweiten hinterher, der prompt im rechten Teich verschwindet. Dann fliegt der erste etwas links neben das Grün, der Chip bleibt kurz, zwei Putts. Ein Bogey. Eine tolle Bahn! Auf dem nächsten Abschlag (16) muss ich erneut überlegen. Wieder präsentiert sich mir ein Par 4, dieses Mal sind es 321 Meter. 

Leichtes Dogleg links, rechts Botanik

Ein gerader Drive landet nach 190 Metern im Gebüsch, nach 200 Metern im Bunker. Auf der Ideallinie links – etwa 170 Meter entfernt – steht eine hohe Baumgruppe. Hm. Entweder spiele ich 180 Meter geradeaus und habe dann einen längeren Schlag ins Grün. Oder ich probiere einen Draw um die Baumgruppe herum, links am Bunker vorbei. Eine schwierige Entscheidung. Dieses Mal siegt das Risiko. Zu Recht. Die Kugel macht einen Bogen, zischt eng an den Baumkronen vorbei und bleibt auf dem Fairway liegen. Hurra! Das Grün ist links von einem langgezogenen und vorne rechts von einem breiten, höher gelegenen Bunker verteidigt. Ein lockeres Eisen 8, zwei Putts, Par. Voila!

Golfen, cruisen & mehr

Der Golfpark München Aschheim bietet einen sehr grünen, gepflegten, recht ebenen und abwechslungsreichen Platz, dessen Herausforderungen nicht in der Länge, sondern in dem manchmal kniffligen Layout liegt. Hier ist taktisch geschicktes Vorgehen gefragt. Entscheidend ist weniger eine hohe Schlägerkopfgeschwindigkeit, sondern vielmehr das präzise Spiel. Wer Freude an einer üppigen Botanik und einer kompakten, familiär wirkenden und hochwertigen Anlage hat, sollte sich auf den Weg nach Aschheim machen (vor Ort noch einmal die genaue Startzeit klären). Es lohnt sich, zumal es für VcGler attraktive Sonderkonditionen gibt! Und wer mag, leiht sich einen der fünf „Electrical Device for Golf and Road (EDGAR)-Flitzer“ mit hochgezogenen Lenkern, Stoßdämpfern, breitem Sitz und ultra-dicken Reifen – fürs Cruisen über die Fairways ideal.

Golfpark München Aschheim:

18 Löcher: 90,–  Euro (Mo-Fr) 110,– Euro (WE)
Early Bird/Moonshine-Golf: 60,–  Euro (Mo-Fr) 80,–  Euro (WE)
Rangefee: 15,–  Euro  
Bälle: 2,– Euro/30 Stück  

www.gp-ma.de

(Fotos: VcG)

 

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