Golfplatz Altenstadt

Manches ist nicht, wie es auf den ersten Blick scheint. Aber vieles ist möglich beim Golfplatz Altenstadt – vor allem ungetrübter Golfspaß!

So richtig werbeträchtig ist die Website nicht. Der Golfplatz Altenstadt setzt eher auf (Mitglieder-)Information. Nichts zu bieten? Im Gegenteil! Altenstadt ist unbedingt einen Besuch wert: abgestimmte Grüntöne fürs Auge, tschirpende Schwalben fürs Ohr, duftende Büsche für die Nase, knifflige Bahnen und verblüffende Grüns, durchdachtes Drumherum, eine gaumenkitzelnde Gastronomie und dazu eine überall spürbare gastfreundliche Atmosphäre – ein Golfgenuss.

Der erste Eindruck

„Langweilige Wiese“ urteilt der Gatte beim Blick auf die zwar stimmungsvolle, aber sehr aufgeräumt wirkende Luftaufnahme auf der Altenstadt-Homepage. Wir erfahren, dass die Anlage in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiert und Golfer:innen aller Spielstärken und in besonderem Maße Kinder und Jugendliche sowie auch VcG-Mitglieder mit tollen Angeboten umwirbt. Ein knapper Text erläutert die Ausbaustufen bis hin zum heutigen 27-Löcher-Course und gibt einen geheimnisvollen Hinweis: „Nichts ist, wie es scheint. Aber alles ist möglich bei uns in Altenstadt.“ Zugegeben, wir sind etwas skeptisch.

Wahre Werte: Willkommen …

Das Wetter ist gut, die A 45 frei. Von Norden (Ausfahrt 39, Altenstadt) oder Süden (Ausfahrt 38, Florstadt) kommt man in wenigen Minuten zum Ziel. Auf dem Parkplatz die erste Überraschung: Wirklich jeder und jede in Sichtweite grüßt freundlich – das ist nicht mehr selbstverständlich. Unser auswärtiges Kennzeichen erregt die Neugier der Mitauspackenden, wir kommen locker ins Gespräch. Der Platz wird gelobt, es gibt Tipps bezüglich einiger Schräglagen und den fürsorglichen Hinweis auf eine Droppzone beim Inselgrün (B7). Suchen wir ein Fotomotiv? Unbedingt die Steinbrücke an der 18 (B9) knipsen – „richtig romantisch“, sagt sie. „Wenn dein Ball auf dem Grün liegt“, ergänzt er.

… und Service

Vorbei an einem bemerkenswert gestalteten Ensemble aus Holz, Glas, Stahl und Wasser, das Gastronomie, Nutzräume und Sekretariat mit kleinem Pro Shop beherbergt, kommen wir rechts ums Eck zum Empfang. Auch hier ein netter Ton und unaufgefordert eine ausführliche Wegweisung zu Umkleiden, Übungsmöglichkeiten und zum ersten Tee. Es bleibt noch etwas Zeit für einen ersten Gastronomietest. Das Ristorante Bella Vista ist nicht nur innen und außen propper anzusehen, es ermöglicht auch einen „schönen Blick“ auf den Platz. Man setzt auf klassischen Tischservice und offeriert bis 17 Uhr eine kleine Karte mit Salat, Pizza und Pasta – später mehr. Bereitwillig werden jedoch auch „nur“ Getränke serviert.

Wahre Werte: Reichlich Platz …

Bereits vom Parkplatz überblickt man einen Teil des Geländes: weder platt noch kahl. Sanft hügelig mit leichten Schrägen entfalten sich die sichtbaren Löcher in einem von Laub- und Nadelwald begrenzten Areal. Dreimal neun Löcher (A/B/C) ermöglichen unterschiedliche Kombinationen und eröffnen zusätzlichen Spielraum bei Turnieren oder starkem Andrang. Wir spielen A/B, die längste Variante mit den beiden älteren Platzteilen.

… breit mit Busch

Der erste Drive scheint einfach, viel Raum und niedrig gemähtes Rough zwischen den Bahnen. Erst nach dem leicht verzogenen Abschlag fallen die hübsch gepflanzten Busch- und Baumgruppen auf. Der Golfplatz-Architekt hat nicht nur eine vielfältige Auswahl getroffen, er hat sie zum Teil auch ballverschlingend positioniert. Meine Kugel ist jedenfalls weg. Und die voreilige „alles easy“-Einstellung auch. Diese in zwei Jahrzehnten gut eingewachsene Bepflanzung mit (im Juni) intensiver Duftnote sorgt übrigens auch dafür, dass die oft parallel verlaufenden Bahnen optisch getrennt werden und eine ungestörte Spielsituation entsteht.

Schönes Rough

Nicht überall werden die Wiesen kurzgehalten. Farbenprächtige Wildblumen locken Besucher aus den nahen Bienenstöcken, bieten aber auch gerne und dauerhaft Golfbällen ein neues Zuhause. 
Auf den A-Löchern kommt Wasser mit Ausnahme des siebten Abschlags nicht ins Spiel. Bunker liegen schon mal in Drive-Länge, dafür sind sie oft seitlich der Grüns angelegt, so dass die Fahne gut angespielt werden kann.

Bluff-Putt 

Beim Spiel auf die Fahne hilft die Tuchfarbe: Blau steckt vorne im Grün, Gelb mittig, während roter Stoff auf einen hinteren Standort verweist. Die gut gepflegten, mittelgroßen Grüns haben wenige sichtbare Breaks. Aber auch hier solltest du genauer hinsehen, denn winzige Verwerfungen zusammen mit einer Grain-anfälligen Grasnarbe können einen gefühlt sicheren Putt überraschend am Loch vorbeiführen.

Geschütztes Örtchen

Gewitter sind auf einem so weitläufigen Golfplatz eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Deshalb haben die Betreiber sieben Blitzschutz-Hütten aufgestellt, die mit Holzbau und interessanter Dachkonstruktion auf die Clubhaus-Architektur verweisen. Eines ummantelt sogar eine transportable Toilette, wahrscheinlich das schönste blitzsichere Kunststoffklo Deutschlands.  

Drei Wasserwelten

Auf den zweiten Neun liegen drei Teiche mit ganz unterschiedlichen Bewohnern. Am vierten Grün beobachten stattliche Goldfische (?) neugierig, aber stumm menschliches Tun, während die Tierwelt am fünften Abschlag im Verborgenen bleibt, sich jedoch in ihrer lautstarken Zirp- und Quak-Vorstellung durch uns nicht stören lässt. Der Buckelwal im Wasser hinter dem Inselgrün entpuppt sich bei näherem Hinsehen leider nur als Festmach-Tonne für den Sauerstoff-Sprudler.

Und weitere Dreier

Der B-Course beginnt wieder am Clubhaus. Er umfasst drei Par-3-, drei Par-4- und drei Par-5-Löcher, und drei Mal wechseln sich kurz und lang dabei ab. Magie? Jedenfalls keine Langeweile. Der Gatte hadert mit dem längsten Loch (B6, gelb 548 Meter), ich vermurkse das kürzeste (B7, rot 99 Meter). Der einfache Insel-Plan: hoch anspielen, Ziel Mitte Grün. Realisierung: Dropzone. Deren Bodenbeschaffenheit tröstet, mit meinem Schlag ins Wasser bin ich heute nicht allein. Nach einem weiteren, deutlich kürzeren Par-5 erreichen wir über die gerühmte Brücke das letzte Grün.

Wahre Werte: Wohlfühlfaktor

Wieder zurück auf der Bella-Vista-Terrasse kommen wir – klar – auf das Golfwetter zu sprechen. Da haben die Altenstädter:innen ein eigenes Vorhersagesystem, angeblich sicherer als jeder Wettbericht. Unter den überhängenden Gebäudedächern haben nämlich zahlreiche Schwalben ihre Nester gebaut und schwingen sich immer wieder futtersuchend in die Lüfte. Je nach Flughöhe wird dann Sonnencreme oder Regenjacke eingepackt. Für uns geht ein angenehmer Golftag zu Ende. Manches ist nicht, wie es auf den ersten Blick schien. Aber vieles ist möglich in Altenstadt – vor allem ungetrübter Golfspaß.

Golfplatz Altenstadt

18 Löcher:   55,- Euro (65,- Euro WE)
9 Löcher:     30,- Euro (35,- Euro WE)
Rangefee:     0,- Euro
Bälle:            2,- Euro/30 Stück