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Lavafelsen im Blick auf „Islands schönstem Golfplatz“, dem Golfklúbbur Brautarholt
Lavafelsen im Blick auf „Islands schönstem Golfplatz“, dem Golfklúbbur Brautarholt Bild: Monica Deniers
12.04.2023 / Reisen

Golf in Island

Sanftes Grün auf schwarzer Lava: Bei Island denkt der Mensch an Vulkane, Geysire, Pferde. Dabei soll die Insel mehr Golfplätze als Schottland besitzen – darunter sehr ungewöhnliche ...

Autor:in: Monica Deniers
Lesedauer 4 MIN
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Golfpaket … 

In den letzten Jahren ist Island zunehmend ins Visier der (Golf-)Reiseveranstalter gerückt. Wer sich Recherche und Planung ersparen möchte, findet für die Insel verschiedenste Komplettangebote von Flug bis Abschlag. Und gerade in der Hochsaison (Mitte Juni – Mitte August) bietet eine betreute Reise sichere Abschlagzeiten bis hin zum Mitternachtsgolf sowie Naturschauspiele ohne Warteschlange. Diese Vorteile bekommst du allerdings nicht umsonst. 

… oder Eigeninitiative?

Für mich außerdem von Nachteil: Routen und Golfplätze sind vorgegeben, der Zeitplan ist getaktet, für interessante Abstecher bleibt kaum Raum – und das Wetter hält sich manchmal nicht an die Spielplanung. Du magst es flexibler und musst nicht unbedingt nachts golfen? Dann nutz die Nebensaison (Mai oder September) in Eigenregie: insgesamt preiswerter, weniger Konkurrenz um Bett und attraktive (Schau-)Plätze, spontane Golfbreaks.

Drolliger Troll - was das wohl soll? (Bild: Monica Deniers)

Drolliger Troll - was das wohl soll? (Bild: Monica Deniers)

Ist Island teuer?

Jein. Flug und Leihwagen sind nicht das Problem, Greenfees variieren je nach Platz, liegen aber auf EU-Festlandsniveau. Bei vielen Anlagen kann man Schlägersets leihen, die lohnen sich jedoch bei einem Rundenpreis um 50,- Euro nur bei „Mal-nebenher-Golf“.  Besonders Übernachtungen können ins Geld gehen. Wer sich nicht mit einem Bett im Schlafsaal oder einem Gemeinschaftsbad begnügen will, muss genau (und öfter) hinschauen. Denn die Anbieter rufen oft nicht nachvollziehbare Tagespreise auf. Dabei ist nicht etwa der Dienstag billiger als der Sonntag, sondern heute ist derselbe Dienstag bis zu 60 Prozent billiger als vorgestern. So können gute Hotels preiswerter werden als ein einfaches B&B. Ein weiterer Budgetkiller sind Eintrittspreise. Thermalbäder, Museen, Lavaformationen – wenn bewirtschaftet, kosten sie viel. Häufig gibt es jedoch kostenlose Alternativen, warme Pools mitten in der Landschaft (wie den „heißen Fluss“ von Hveragerði), Wasserfälle (wie den Gullfoss) oder Nationalparks (wie den Thingvellir). 

Golf, Golf, Golf

Viele Plätze im Großraum Reykjavik liegen zwischen der Reykjanes-Halbinsel, Akranes und Hvolsvöllur. Du hast die Qual der Wahl: 18- oder 9-Löcher-Platz, Meerblick oder Lavafeld, Edelrasen oder Dorfplatz. Lass dich nicht durch die bei vielen Anlagen übliche Doppelbezeichnung verwirren, mal wird der Clubname benutzt (gut für die Suche im Netz), mal ein unterschiedlicher Platzname. Wie bei uns ist ein Vorab-Anruf oder eine Online-Reservierung eine gute Idee, aber zu schwach belegten Zeiten funktioniert auch ein ungeplanter Zwischenstopp. Mitarbeitende und Mitglieder sind fast immer hilfsbereit und gastfreundlich. Kurze Wartezeiten überbrückt ein Kaffee oder ein kleines Mittagessen.  

Typischer Küstenplatz mit Links-Charakter: Sudurnes GC/Hólmsvöllur

Typischer Küstenplatz mit Links-Charakter: Sudurnes GC/Hólmsvöllur

Vorschlag

Zum Einstieg ein typischer Küstenplatz mit Links-Charakter (Sudurnes GC/Hólmsvöllur), dann Klettergolf auf Lavahügeln zwischen fauchenden, dampfenden Bodenspalten (GC Hveragerðis/Gufudalsvöllur), neun Löcher ohne Baum und Strauch auf einer Dreiviertelinsel mit viel Meer ringsum (Nes GC/Nesvöllur) und als Höhepunkt gepflegte Fairways zwischen Brandung und Lavafelsen auf dem „besten Platz Islands“ (Golfklúbbur Brautarholt). Auf dem Weg zum Flughafen noch ein Memento. Der Kálfatjarnar-Course (GC Vatnsleysustrandar) liegt auf Kirchengelände und schmiegt seine neun Löcher um die Kálfatjarnarkirkja und den angrenzenden Friedhof. Da kommen schon mal Bälle zwischen den Grabstätten zur Ruhe und erinnern an Vergänglichkeit. Schlechte Erfahrung: „Must play“ Keilir Golf. Die in der Tat sehr gepflegte Anlage punktet mit neun Löchern zwischen Lavainseln vor pittoresk vergammelnder Industrie und neun grasigen Löchern auf Seehöhe. Wegen der großen Nachfrage wird ein Vierer nach dem anderen losgejagt, der Vorflight titscht munter seine Bälle zwischen die Felsen, die Nachfolgenden drängeln wegen drohender Dämmerung – wenig Spaß für viel Greenfee.

Natur als Zugabe

Unmöglich aufzulisten, was selbst in dem kleinen bereisten Gebiet rund um die Hauptstadt sehenswert ist. Aktive und schlafende Vulkane gestalten die Landschaft und formen Lavaflüsse, schwarze Strände, Höhlen, Wasserfälle und Seen. Geothermie bringt der Insel Wärme und Energie, lässt Geysire sprudeln und den Sand blubbern. In der Ferne siehst du schneebedeckte Gipfel und mächtige Gletscher. Eine Bootstour könnte auf Wale treffen, ein Gang durch Reykjavik trifft mit Sicherheit auf eines der unzähligen Museen für Kunst, Wikinger, Stadtgeschichte, Schifffahrt, Fischfang oder das Phallus-Museum mit über 200 Penissen isländischer Land- und Meeressäuger.

Mach mal blau: Als Kontrastprogramm lockt die Blaue Lagune

Mach mal blau: Als Kontrastprogramm lockt die Blaue Lagune

Tipp

Das Perlan-Museum mit einer begehbaren Gletscher-Nachbildung im Eiskeller sowie Aussichtsplattform und Drehrestaurant unter der Glaskuppel. Der Cafeteria-Bereich links vom Aufzug ist übrigens preiswerter als der Restaurantbereich rechts. Anti-Tipp: Jeder will in die Blaue Lagune – wirklich jeder. Und jeder will ein perfektes Selfie machen. Deshalb pflügen trotz Zeitfenster-Einlass Menschenmassen durchs nicht immer fremdstofffreie milchig-blaue Wasser und starren gebannt auf ihr in eine Plastiktüte verpacktes Handy, um den besten Hintergrund auszutesten. Ihnen zuzuschauen ist ganz lustig, aber für Eintrittspreise zwischen 60,- und 90,- Euro (an frequentierten Tagen höher) auch ganz schön teuer.

Trolle, Elfen und mehr 

Golfen und staunen – das braucht seine Zeit. Für eine Woche findest du in der erweiterten Region um Reykjavik und entlang des so genannten Golden Circles mehr als genug Ziele in Schwarz-Grün. Mit mehr Zeit kannst du die Insel auf der Ringstraße umrunden (zirka 2.500 Kilometer). Gen Osten und im Nordosten nimmt die Zahl der Golfplätze zwar ab, die der Naturwunder hingegen zu. Wie wär’s zum Beispiel mit Paddeln zwischen Eisschollen auf der Jökulsárlón-Lagune?  Erst im Nordwesten brauchst du wieder mehr Golfbälle. Wer dann noch Zeit und Sinn für Abenteuer hat, mietet eines der für das Hochland zugelassenen Allradfahrzeuge. Dort übersteht kein Grün die arktisch kalten Winter, dafür wirkt die Wildnis (fast) unberührt. Das muss der sagenumwobene Ursprung des „Geheimen Volkes“ sein, die Heimat von Trollen und Elfen. Weitere Informationen hier.                            

(Bildquellen: Alle Bilder Monica Deniers)
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