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Schönes Spiel im Reich der Sonne
Schönes Spiel im Reich der Sonne Bild: shutterstock.com/miya227
07.04.2022 / Reisen

Land des Lächelns

Japan hat rund 2.500 Golfplätze, unter anderem im Großraum Tokio finden sich traumhafte Anlagen.

Autor:in: Dr. Johannes Martin Wagner
Lesedauer 4 MIN
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Japan hat rund 2.500 Golfplätze und mehr als neun Millionen Golfende. Sieben Prozent der Bevölkerung spielt Golf, unter anderem im Großraum Tokio finden sich traumhafte Golfplätze. Meine Freude war deshalb riesig, als mir vor einiger Zeit ein beruflicher Aufenthalt in Tokio die Möglichkeit eröffnete, eine Runde Golf in Japan zu spielen. Schnell wurde mir jedoch klar, dass mein Vorhaben nicht allzu leicht umzusetzen war. So gestaltete sich die Auswahl eines Golfplatzes und eine Startzeit-Reservierung vor Abreise nach Japan aufgrund mangelnder japanischer Sprachkenntnisse als schwierig. Erst mit der Unterstützung der zuvorkommenden Damen am Infoschalter des Tokioter Flughafens konnte ich eine Startzeit im Akabane Golf Club im Norden von Tokio reservieren.

Hat Schwung - mein Flightpartner Takeshi

Hat Schwung - mein Flightpartner Takeshi

 

Abschlag im Anzug 

An einem sonnigen Samstagmorgen machte ich mich mit der sagenumwobenen Tokioter U-Bahn in Richtung Golfplatz auf. Am Zielbahnhof angekommen wurde ich von einem Shuttlebus des Golfclubs abgeholt. Das Clubhaus mit Rezeption und Pro-Shop vermittelte den Eindruck eines oberklassigen Hotels. Einen hohen Wert auf Etikette legend, erschienen fast alle Japaner im Anzug bzw. Kostüm. Der edel wirkenden Umkleide war ein sehr geräumiger Dusch- und Wellnessbereich angeschlossen. Badetücher, Pflegeprodukte sowie recycelbare Kämme standen zur freien Nutzung bereit.

Startreihenfolge von der Stange

Mit einem weiteren Shuttlebus wurde ich zum ersten Abschlag befördert. Dort traf ich auf Takeshi, einen pensionierten Japaner, der sich als ein hilfsbereiter Flightpartner erwies. Er reagierte zunächst sehr verdutzt, als ich ihn zwecks Festlegung der Startreihenfolge nach seinem Handicap fragte, verwies mich dann auf einen bereitstehenden Köcher, in dem sich kleinere Metallstangen mit einer jeweils unterschiedlichen Anzahl an Kerben befanden. Durch verdeckte Herausnahme der Stangen ermittelten wir, wer als Erstes abschlagen durfte. Später erklärte er mir, dass viele japanische Golfer nicht zwingend ein offizielles Handicap besitzen. Auch eine Platzreifeprüfung gibt es nicht.

 

Fangnetze und Fahne

Meine Verwunderung nahm zu, als ich am ersten Abschlag Fangnetze entdeckte, die sich unmittelbar neben und über dem Abschlag befanden und somit nur ein eingeschränktes Fenster zum Durchspielen zuließen. Diese sollen verhindern, dass die Abschläge zu weit abseits des Fairways landen. Eine Berührung der Netze bleibt jedoch straflos. Als ebenfalls praktisch empfand ich eine circa einen Meter hohe gelbe Fahne, die auf jeder Par 4- und Par 5-Bahn mittig auf dem Fairway platziert war. Diese befindet sich immer 250 Yards hinter dem Abschlag und unterstützt den Golfer somit bei der Abschätzung von Entfernungen.

Zwei Grüns im Wechsel

Bei erstmaliger Annäherung zum Grün stellte ich überrascht fest, dass die Bahn zwei Grüns umfasste, jedoch nur auf einem Grün ein Fahnenstock gesteckt war. Wie ich von Takeshi erfuhr, ist die Anlage von zwei Grüns pro Bahn auf vielen japanischen Golfplätzen üblich. So werden die Grüns für eine bessere Regeneration im täglichen Wechsel bespielt. Auf der Scorecard sind jeweils zwei Längenangaben pro Bahn aufgeführt. Verwundert war ich auch über etwas größere Spitzhammer aus Holz auf fast allen Abschlägen. Diese werden genutzt, um Löcher in die Abschlagsfläche zu „stanzen“, in die anschließend die Tees gesteckt werden.

Unschlagbar schön!

Wie ich zuvor im Internet gelesen hatte, ist nach neun Löchern eine circa einstündige Pause Pflicht. Diese nutzten Takeshi und ich für ein Mittagessen im Clubhaus. Weiter ging’s und meine Verwunderung wich zunehmend reiner Spielfreude. Der Platz war trotz der späten Jahreszeit in einem sehr guten Zustand und ließ nicht nur Blicke auf den angrenzenden Fluss Arakawa, sondern auch auf die Tokioter Skyline in der Ferne zu. Unschlagbar schön – und preiswert: Die 18-Löcher-Runde plus Leihschlägerset, Mittagessen, Transport, Nutzung der Umkleide und des Wellnessbereichs kostete mich nur 100,- Euro! Das war ein ereignisreicher Tag mit der abenteuerlichen Erfahrung, Golf einmal ganz anders erlebt zu haben. Der Besuch eines Golfplatzes in Japan ist absolut lohnenswert, sprachliche Barrieren sollten einen nicht aufhalten. Zum ausführlichen Reisebericht geht es hier.

(Bildquellen: Alle Bilder von Dr. Johannes Martin Wagner)

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