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Mehr Zeit für Golf - hurra!
Mehr Zeit für Golf - hurra! Bild: shutterstock.com/sattahipbeach
06.03.2022 / Interview

Mehr Zeit für Golf

Das richtige Zeitmanagement schafft Freiräume für Freund:innen, Familie und Freizeitaktivitäten wie das Golfen.

Autor:in: Imke Ulrich
Lesedauer 7 MIN
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Trotz des technischen Fortschrittes und der gestiegenen Lebenserwartung hat jeder dritte Deutsche dem Internet zufolge das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben für Freund:innen, Partner:innen und Hobbys wie das Golfen. Kein Wunder, dass der Begriff Zeitmanagement zurzeit in aller Mund ist. Es gibt unzählige Apps und Bücher, das Internet strotzt vor Blogs und Seminarangeboten zu diesem Trendthema. Wie funktioniert ein optimales Zeitmanagement und kann man es wirklich lernen? Wir haben nachgefragt bei Andreas Müller. Der 31-Jährige aus Blumberg ist Geschäftsführer der Firelife GmbH sowie Zeitmanagement-Coach, Speaker und Berater und hat für VcG-Mitglieder ein exklusives Angebot konzipiert:

Herr Müller, Sie arbeiten als Zeitmanagement-Coach. Warum? Gibt es eine persönliche Vorgeschichte?

Ja, in der Tat. Als Geschäftsführer eines auf Brandschutz spezialisierten Ingenieurbüros hatte ich seit 2013 die klassische 60/70 Stunden Woche, arbeitete regelmäßig auch am Wochenende – bis mir klar wurde, dass es so nicht weitergehen kann. Ich besuchte ein Zeitmanagement-Seminar und war begeistert. Plötzlich schaffte ich viel mehr, hatte aber immer noch eine 60/70 Stunden Woche. Später faszinierte mich der Ansatz von John Strelecky: „Wenn Kunden Termine wollen, machen wir die online oder der Kunde kommt zu uns.“ Ich optimierte mein Terminmanagement, hatte mehr Zeit und einen höheren Umsatz. Ich wollte dann, dass auch mein Team effizienter arbeitete, aber das funktionierte führungstechnisch und kommunikativ nicht. Um zu verstehen, dass und warum jeder Mensch anders tickt, bildete ich mich weiter, unter anderem in den Bereichen Hypnose, Persönlichkeitsdiagnostik sowie Kommunikationstheorien, und merkte: Brandschutz macht mir Freude, ist nicht aber nicht mehr alles für mich. 2020 gründete ich deshalb die Fire Life GmbH, unter deren Dach ich die beiden Standbeine Zeitmanagement und Brandschutzvereine.

Was verstehen Sie unter einem effizienten Zeitmanagement? Ist es wichtiger denn je?

Zeit ist der einzige limitierende Punkt im Leben. Ein effizienter Umgang mit ihr hilft, ein selbstbestimmteres, vor allem von negativem Stress befreites Leben zu führen. Zeitmanagement ist in unserer modernen, hochtechnisierten Welt wichtiger denn je, bedeutet jedoch für jeden etwas anderes und ist sehr von der Person, ihrem Alter und ihrer Lebenssituation abhängig. Ich coache Arbeitnehmer und Selbständige, aber auch immer mehr Arbeitgeber. Letztere erkennen, dass es mit dem klassischen Modell der 5-Tage-Woche mit acht Arbeitsstunden plus Überstunden und dem Anspruch, jeder opfert sich für das Unternehmensziel auf, heute immer schwerer ist, Fachkräfte zu finden. Ortsunabhängiges Arbeiten, die 4-Tage-Woche, das zählt heute. Ich helfe zum Beispiel Teamleiter oder Human-Resources-Manager, Mitarbeiter langfristig zu halten, inneren Kündigungen und Krankheitstagen vorzubeugen. Es geht darum, neue Strukturen zu schaffen, die für beide Seiten einen Nutzen haben.

Kann man Zeit überhaupt managen? 

Zeit ist ein gleichmäßig über die Welt verteiltes Gut, das jedem gleich zur Verfügung steht. Es geht bei meiner Arbeit in der Tat eher um das Selbstmanagement/die Selbstorganisation. Der richtigere Ausdruck wäre also „Zeitverbringungsmanagement“.

Ein Tag hat zwar 24 Stunden, doch wenn man alle Verpflichtungen und Notwendigkeiten abzieht haben wir Deutschen nur durchschnittlich vier Stunden und drei Minuten freie Zeit, fanden Hamburger Wissenschaftler:innen heraus. Was also tun? Weniger schlafen?

Ja, nur rund ein Fünftel des Tages steht zur freien Verfügung, und das noch nicht mal ganz für uns, denn da sind Haustiere, die Kinder etc., um die man sich kümmert. Wir leben in einer Welt, die sich seit Jahren immer mehr digitalisiert, alles wird immer einfacher, schneller, die Umsatzkraft ist dadurch massiv gestiegen, die tatsächliche Produktivität eines Menschen aber nur um zehn/fünfzehn Prozent. Meine These ist: Wir gehen mit den technischen Tools falsch um, lassen uns zu schnell ablenken vom Smartphone und den sozialen Medien. Sie sind, neben technischen Problemen durch nicht funktionierende Logins oder Geräte, die größten Zeiträuber. Deshalb ist nicht weniger schlafen die Lösung, sondern sich bewusst zu machen, wie viel Zeit man mit WhatsApp, Outlook, Instagram & Co verbringt. Überall macht es Pling, hinzu kommen Anrufe – alles lenkt ab, kostet Zeit. Nach und nach hier weniger zu agieren, wäre schon ein großer Schritt in die richtige Richtung. Einfach mal alle Benachrichtigungsfunktionen, alle Messenger-Dienste, Anrufe ausschalten, das befreit enorm! Selbst Donald Trump hat als Präsident regelmäßig gegolft. Wenn es sogar der wichtigste Mann Amerikas schafft, sich Zeit fürs Golfen zu nehmen, kann das jeder. 

Ist die Nachfrage nach einem effizienten Zeitmanagement in den letzten Jahren gestiegen? 

Ja, die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen durch Corona immer mehr. Weniger Dienstreisen, mehr Home Office, zum Teil immer noch am Küchentisch – dies macht es für viele Menschen schwer, Arbeit und Freizeit zu trennen. Viele haben ein schlechtes Gewissen und packen die durch den Wegfall der Fahrtzeit gewonnene Zeit bei der Arbeitszeit oben drauf. Der Großteil der Menschen arbeitet mehr als zuvor. Viele belügen sich auch selbst: „Ich brauche keine Pause, mein Beruf ist mein Hobby“ – das ist gefährlich, der Ausgleich kommt zu kurz. 

Welche negativen Folgen hat das?

Die Auswirkungen auf das Sozialwesen in den Städten und Gemeinden sind enorm. Zum Beispiel leiden die Sport- und Musikvereine, die Feuerwehr etc. an Mitgliederschwund. Und auf persönlicher Ebene sind gesundheitlichen Folgen wie Burnout, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaflosigkeit beachtlich. Das hat dann wiederum Auswirkungen auf das Zwischenmenschliche, es bleibt zu wenig Zeit für die Ehe, für Kinder ...

Ist Zeitmanagement nicht vielleicht auch nur ein Modethema, wie Achtsamkeit, Entschleunigung etc., mit dem sich gerade gut Geld machen lässt? 

Zeitmanagement kann aktuell definitiv als „Modethema" wahrgenommen werden - vor allem die „Jungen", zu denen ich mit Anfang 30 ja schon fast nicht mehr zähle, sind hier aktuell ein starker Treiber. Sicherlich gibt es in dieser ganzen Coaching-Bubble auch schwarze Schafe, denen es nur ums schnelle Geld geht. Unzählige Angebote, auch sehr hochpreisige, locken – als Endverbraucher muss man da aufpassen. Beim Zeitmanagement ist mir eines besonders wichtig: Du kannst keinen Mechaniker mit einem Suppenlöffel in die Werkstatt stellen. Damit kriegt der keinen Reifen gewechselt, sprich: Du musst wissen, welches Tool für dich in deiner Situation am besten ist. Schneller zum Ziel geht deshalb mit einem Coach, der die Expertise hat.

Wie finde ich einen passenden Coach?

Es gibt noch keine einheitlichen Qualitätssiegel zur Orientierung. Man sollte darauf achten, dass der Coach ein sinnvolles Kennenlern-Angebot hat. Vertraue nicht nur auf die Google-Bewertung, sondern auch auf dein Bauchgefühl. Alpen-, Pomodoro-, Pareto-, Eisenhower- etc. – es gibt unzählige Methoden. Wer nicht mit seiner Zeit zurechtkommt, kennt sich selbst zu wenig. Ein guter Coach analysiert die Persönlichkeit. Er erkennt, welche Methode du in welcher Form benötigst, bringt dir bei, Schritt für Schritt auf deine Zeiträuber zu verzichten und deine Zeit künftig besser für dich zu nutzen, auch einfach mal „Nein“ zu sagen! Auf die Versprechen des schnellen Erfolgs sollte verzichtet werden. Eine Rauchentwöhnung ist zwar meist nach einer Sitzung getan, aber für die großen Themen des Lebens sollte auch das Coaching etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Kann man das richtige Zeitmanagement überhaupt erlernen? Vieles macht man doch auch aus Gewohnheit …

Ja, Zeitmanagement ist erlernbar. So wie wir die Gewohnheiten auch erst erlernt haben. Das Schöne daran ist: Wir können es für uns nutzen. Als Coach helfe ich meinen Kunden, Zeit zu gewinnen, auch indem wir Gewohnheiten miteinander verknüpfen. Zum Beispiel lassen sich Sportübungen mit dem täglichen Duschen verbinden. Die Zeit für die Übungen steigern wir dann nach und nach, bis plötzlich also doch Zeit für die halbe Stunde Sport am Tag ist. 

Lebenszeit wertvoller zu gestalten, ist dies nicht auch eine Frage des Geldes?

Nein, dazu braucht es nicht zwingend Geld. Es kann auch bedeuten, die freigewordene Zeit zum Beispiel mit dem Kind oder mit Golfen zu verbringen oder für unternehmerische Ziele zu nutzen. 

Was möchten Sie unseren Leser:innen als Tipp mitgeben?

Ich rate jedem, einen Standardtag seines Lebens mal zu hinterfragen, ganz in Ruhe, am besten im Urlaub. Vieles geschieht aus Gewohnheit. Was ließe sich anders organisieren? Wie nutze ich meine persönliche Energiekurve? Allein durch dieses Reflektieren der eigenen Situation ist ein erster wichtiger Schritt zu mehr selbstbestimmter Zeit getan.

Vielen Dank für das Gespräch!

Clever vorgehen ... (Foto: Firelife; Andreas Müller)

Clever vorgehen ... (Foto: Firelife; Andreas Müller)

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... und die Zeit besser nutzen! (Foto: Firelife, Andreas Müller)

... und die Zeit besser nutzen! (Foto: Firelife, Andreas Müller)

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