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Platz da in Kanada
Wildnis – perfekt gepflegt: Der Icefields Parkway schlängelt sich die kanadischen Rocky Mountains entlang, und so soll der Trip in erster Linie Naturerlebnis werden mit Bergen, Gletschern, Wasserfällen, Bären, Elchen, Murmeltieren.
Golf und Natur in Kanada
Wichtigste Utensilien: Kamera und Fernglas – kein Gedanke an Golfschläger. Trotz intensiver Vorbereitung dann zwei Überraschungen: Auf dieser Route durch die Wildnis gibt es die adrettesten bärensicheren Edelstahl-Toiletten und einige der schönsten Golfplätze Amerikas ... Kanada lockt mit Natur pur und Da-muss-ich-spielen-Anlagen – über 1.000 Golfplätze machen das Land zum lohnenswerten Reiseziel für Golfer. Praktisch jeder größere Ort verfügt über mindestens einen Golfplatz, in ausnahmslos jeder Provinz und jedem Territorium finden sich aufgrund ihrer Lage und Gestaltung einzigartige Plätze. In der Regel existiert keine Handicap-Vorgabe, auf zügiges Spiel und die Einhaltung von Regeln und Etikette wird geachtet. Die Greenfees sind günstig und es kommt durchaus vor, dass man praktisch allein auf dem Green steht. Klimatisch liegt die beste Reisezeit für die Tour Calgary – Edmonton – Jasper – Calgary zwischen Juli und August, aber da fahren alle. Wer zur Not mal einen kurzen Schneesturm aussitzt, nutzt Juni oder September. Zu diesen Zeiten bietet Condor den Flug Frankfurt – Calgary ab 300,– Euro an. Für flexibles Look & Go ist ein Wohnmobil ideal. In Calgary gibt es mehrere Anbieter, bequemer und nicht unbedingt teurer bucht man in Deutschland, zum Beispiel bei Canusa Touristik.
Aus der City in den Busch
Nach der Landung erleben wir erst Edmonton und „die größte Shopping Mall Nordamerikas“ mit überdachtem Minigolf, Aqua-Zoo und der Santa Maria. 45 Kilometer östlich bugsieren wir unser Gefährt dann auf einer unbewirtschafteten Campsite durchs Gebüsch. Kein Betreiber, keine Gäste, aber Biber vor der Linse. Am nächsten Morgen eine breite Fahrbahn Richtung Westen und dann, hinter einer Kurve, atemberaubende Landschaft mit Parkplatz. Gut, dass wir begeistert anhalten, denn die Straße ist plötzlich voller Tiere. Später unterscheiden wir sie anhand der mit dem Nationalpark-Eintritt erworbenen Prospekte: Bergziegen (weiß) und Bergschafe (braun). Der Elch heißt „Moose“ und ist gefährlich, während der „Elk“ ein Wapitihirsch und gefährlich ist. Die langen Krallenspuren verraten Grizzlys („tot stellen“), die kurzen Schwarzbären („laut singen“). Harmlos scheinen nur die pfeifenden Murmeltiere und die farbenprächtigen Wildblumen zu sein. Tatsächlich kommen wir aber nur einmal ins Schwitzen, als ein ruhig dahin schwimmender Elch unerwartet seinen See verlässt, den lustigen Schlendergang auf ungeahntes Tempo beschleunigt und ohne Rücksicht auf wen oder was im Wald verschwindet („Raum geben“). Ärgerlich sind menschliche Idioten, die Bären durch Futter vor ihre Kamera locken, wohl wissend, dass die Ranger so geprägte Tiere aus Sicherheitsgründen abschießen müssen („Teleobjektiv“).
Ab in die Wildnis
Wild campen ist verboten, dafür gibt es Standplätze von ganz einfach („no service“) bis total luxuriös („full hook up/drive through“). Und dann rein in die Wildnis. Jasper-, Banff- und Kootenay-Nationalpark bieten Naturschauspiele direkt an der Straße oder auf gut gepflegten Trails. Wie so oft entscheiden ein paar Schritte über Massenandrang oder Waldeinsamkeit. Dabei kann Andrang auch unterhaltsam sein: Der Reiseführer empfiehlt ausdrücklich den Bow Lake für ein besonderes Erlebnis. Ankunft – Parkplatz leer. Zwei Busse – asiatische Touristen bilden eine Schlange, um sich gegenseitig vor einem bestimmten Felsen zu fotografieren. 12 Minuten später – Parkplatz leer.
Ready Golf mit ohne Bär
Wer hätte gedacht, dass Berg- und Talwandern, Baden in heißen Quellen, Durchstreifen eines Regenwaldes, Gletscherfahrten, Höhlengänge, Tierbeobachtung und unzählige neue Eindrücke noch Platz lassen für Golfwünsche. Aber Kanada mit einer der weltweit höchsten Golfplatzdichten pro Einwohner bietet auch in dieser nicht sehr dicht besiedelten Gegend herrliche Plätze. Für alle acht des Columbia Valley Golftrails reicht die Zeit nicht, deshalb nur die beiden in Radium Hot Springs mit spektakulärem Talblick und „wildlife viewing potential“. Ebenfalls spektakulär, aber mit Blick nach oben und in des Teufels Kochtopf (Bahn 4): Banff Springs GC. Im Kananaskis Country GC dann doch noch mal fast ein Bär – Bag geliehen, los. Mit uns Mike aus Baltimore, engagierter Sammler von Pace of Play-Buttons. Manche Plätze vergeben diese Pins, absolviert man seine Runde in vorgegebener Zeit. Mikes bespickte Kappe wiegt mindestens ein Kilo, aber Kananaskis fehlt ihm noch. Das ist Ready Golf im Reinformat, als am Rande des Fairways, nah genug fürs Tele aber weit genug für den Puls, ein stattlicher Grizzly auftaucht. Während wir für eine kurze Fotopause plädieren, rast der Pin-Fetischist mit Blick auf die Uhr und knatterndem Cart seinem Ball hinterher. Bär trollt sich, Chance dahin, drei Stunden und 35 Minuten, Button für Mike (und für uns). Beim Kaffee auf der Terrasse können wir die Schönheit der Anlage inmitten der Bergwelt dann so richtig genießen.