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Solo auf dem Golfplatz
Alleine golfen – was der eine liebt, ist für den anderen nicht unbedingt ein Vergnügen …
Freitag, der 13., ich starte fröhlich in den Tag: Heute habe ich, erstens, frei und bin, zweitens, um 9 Uhr mit einer Freundin zum Golfen verabredet. Herrlich! Auf geht’s. Von wegen: Gerade als ich losfahren will, sagt meine Flightpartnerin ab – wegen Wadenproblemen ... Wie bitte?
Solo-Runde
Nach kurzer Schockstarre fasse ich einen kühnen Entschluss: Die Startzeit ist gebucht, die Golfklamotte an der Frau, das Bag im Wagen – ich fahre jetzt einfach trotzdem zum Golfplatz und werde also zum ersten Mal in meinem Leben alleine eine Runde Golf spielen! Ich. Ganz alleine. Jawoll! Auf der Fahrt fühle ich mich verwegen und tollkühn, je näher ich zum Golfplatz komme allerdings auch immer aufgeregter und zunehmend ängstlicher. Alleine golfen? Ob das wirklich so eine tolle Idee ist? Der Golfplatz empfängt mich mit einem leeren Parkplatz, viel Ruhe und wunderschöner Morgenstimmung. Jetzt freue ich mich auf den ersten Abschlag.
Wer nicht wagt, …
… der nicht gewinnt. Nun: Ich wage – und verliere dennoch, und zwar schlagartig meine Zuversicht. Schlag 1 – eine Vollkatastrophe! Ich kloppe noch einen Ball – wieder ein absoluter Fehlschlag. Kein Mensch außer mir ist hier weit und breit, dennoch fühle ich mich angespannt, beobachtet – und zunehmend beschämt. Ich versuche es nochmal. Wieder nichts. Na, das fängt ja „gut“ an! Statt Traumschlägen heute nur Kullerbällchen, oder was? So schlecht habe ich schon lange nicht mehr am Abschlag performt. Zerknirscht zuckel ich los. Ball 1 und 2 sammele ich auf, mit Ball 3 spiele ich weiter. Wobei man es kaum „spielen“ nennen kann. Kein Schlag gelingt … Die Fahne ist gefühlt kilometerweit weg und kommt erschreckenderweise nur sehr langsam näher. Als ich plötzlich bemerke, dass hinter mir ein nächster Flight am Abschlag wartet, werde ich völlig hektisch, nehme nach zwei weiteren Fehlschlägen den Ball auf und schleiche zum nächsten Fairway.
Der Wurm …
… ist drin: Auch auf Bahn 2 geht nichts. Ich bin ratlos und höre nach der Hälfte auf. Auf der nächsten Bahn wird es bestimmt besser, rede ich mir selbst gut zu. Vor einer Woche erst habe ich mit der Flightpartnerin hier gespielt und es lief bestens. De facto befand ich mich sogar im Golfers High: Die Bälle flogen, alles lief wie geschmiert und ich hatte gut lachen. Das ist mir jetzt vergangen. Am Abschlag der Bahn 3 entspanne ich mich etwas. Der Nachfolgeflight ist nicht mehr in Sichtweite, ich werde etwas ruhiger und nun endlich gelingt auch der ein oder andere Schlag. Jetzt nehme ich auch wieder die Morgenstimmung, die taubedeckten Grüns und Fairways wahr, die Ruhe um mich herum, den leeren Platz, der vor mir liegt und darauf wartet, von mir erobert zu werden. Wunderbar!
Weiter geht’s
Leider lässt mein Golfspiel jedoch auch weiterhin zu wünschen übrig. Liegt das allein am Freitag, den 13.? Nein, abergläubisch bin ich eigentlich nicht, nur offenbar heute absolut schlecht drauf. Als ich Bahn 6 erreiche, habe ich bereits zwei Tees sowie drei Bälle als Verlust zu verbuchen und die Zahl der gelungenen Schläge ist an einer Hand abzählbar. Was ist für viele bloß der Reiz am Solo-Golfen? Im Bekanntenkreis habe ich einige, vornehmlich Männer, die sogar am liebsten alleine auf die Runde gehen und es, wenn sie doch mal in Begleitung sind, hassen, wenn diese zu viel redet. Männer schweigen lieber, offenbar nicht nur in Beziehungen, sondern auch auf dem Golfplatz. Wenn sie beschäftigt sind, können sie sich nicht auf ein Gespräch konzentrieren, verrät das Internet. Verstehe ich nicht! Golfen bedeutet für mich, mit jemandem eine schöne Zeit in der Natur zu verbringen und dabei den Ball zu bewegen, ohne dass es mir um sportliche Ziele, um das Equipment, die Technik oder gar ums Zocken geht. Mir fehlt, typisch Frau offenbar, meine Begleitung, das gemeinsame Erlebnis und unser harmloses, fröhliches Quatschen über dies und das.
Wiedersehen macht Freude
Nach Bahn sieben breche ich deshalb das Experiment Solo-Golfrunde ab. Seltsam: Stundenlang alleine joggen finde ich herrlich, de facto jogge ich sogar am liebsten alleine, aber auf dem Golfplatz ohne Partner/in unterwegs zu sein, das macht mir keinen Spaß, zumindest nicht heute. Vielleicht ist es eine Gewöhnungssache? Recht nachdenklich fahre ich nach Hause und beschließe: Einmal ist keinmal. Ich werde es nochmal ausprobieren – an einem anderen schönen Frühlings- oder Sommertag. Auf jeden Fall aber nicht nochmal an einem Freitag, den 13.! ;-)