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Problemzonen
The same procedure – dem Dezember-Juchhei folgt alle Jahre wieder im Januar das große „Oh wei“. Gänsebrust und Marzipan, Dominosteine und Plätzchenwahn, die Schlemmerei hat es dem Körper sichtbar angetan: Problemzonen-Alarm! Darüber kann ich nur lachen. Meine Schwachstellen sind von ganz anderer Natur …
Im Gegensatz zu mir fürchten sich die meisten Frauen vor allem vor Taillenspeck. Bei einer Online-Umfrage*des britischen Marktforschungsunternehmen Mintel haben das tatsächlich 69 Prozent von ihnen so angegeben, 48 Prozent empfinden dicke Oberschenkel als Manko, danach folgen der Hintern (39 Prozent) und die Hüften (32 Prozent). Fette Arme sind für 28 Prozent der Befragten ein Problem, nur Brust, Bikinizone, Hals und Dekolleté werden seltener als zu dick beklagt. Der Speck soll weg, das wissen auch die Redakteure und so kommt ab Januar kaum ein Medium ohne Diät-Tipps und Überschriften wie diese aus: „Was Deine Problemzonen über Dich verraten“. Na, ist doch klar: Zu viel gegessen und zu wenig bewegt. So sieht’s aus!
Wozu die Aufregung, frage ich mich. Wer mit Sport und Mäßigung ins neue Jahr startet, hat die Kalorienbilanz doch schnell wieder im Griff. Ich bin da weitaus schlechter dran, denn ich habe gleich mehrere Problemzonen, aus denen frau nicht so leicht herauskommt.
Abgesehen davon, dass die Ehe bisweilen eine ausgewachsene Problemzone sein kann, ist momentan das Zimmer des pubertierenden Sohnes inklusive des Zöglings selbst eine, ja, man muss es an dieser Stelle so sagen, Schwachstelle mit Tendenz zur Katastrophe. Noch prekärer ist jedoch die Situation auf dem Golfplatz. Hier habe ich multiple Problemzonen auf einmal, Nummer 1: das Rough. Dieses Bälle magisch anziehende Randgebiet lässt jede Bahn zur Herausforderung für mich werden. Nummer 2, das Wasserhindernis, steht dem in nichts nach, dicht gefolgt von Problemzone Nummer 3, dem Sandbunker. Einmal hin, immer drin – was habe ich in der Kuhle schon geflucht. Leider muss ich auch das Grün zu den „master of desaster“-Zonen zählen. Mal rollt der Ball zu schnell, mal zu langsam, selten dahin, wo er hin soll – und immer ist es frustrierend. Seufz, auf den Punkt gebracht ist der Golfplatz an sich für mich ein Kollateralschaden, eine peinliche noch dazu für alle offensichtliche Offenbarung meiner Defizite.
Denn während sich körperliche Problemzonen unter dicken Winterpullis und langen Wollmänteln vortrefflich verbergen lassen, bis der Körper wieder in Form ist, bleibt mir keine andere Wahl als selbstbewusst zu meinem schlechten Spiel zu stehen – und weiter daran zu arbeiten. Nun denn, ich wäre kein Optimist, wenn ich nicht an diesem Mist noch etwas Positives finden könnte:
Taillenspeck und andere körperlichen Kaloriendepots sind dank des vielen Trainings für mich wenigstens kein Thema mehr!