
Golf-Lust statt Golf-Frust!
Wer Köpfchen hat, golft ohne Kopf – wie man vom Golfgehirn-Besitzer zum Golfgehirn-Benutzer wird, verrät Golf-Mental-Trainer Klaus Rempe.
Neue Saison, neues Golfglück – bist du emotional und mental stark genug fürs Golfen? Dann erwarten dich Monate voller erfolgreicher und schöner Golfrunden. Und wenn es noch hapert, hilft dir vielleicht das Buch „Golfen ohne Kopf – Mentales Fitting“. Die neue Publikation des begeisterten Golfers, Diplom-Psychologen und Mental-Coachs Klaus Rempe möchte Golfenden aller Spielstärken hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben. Wie funktioniert mentales Fitting und was steckt dahinter?
Herr Rempe, Sie sind seit Jahrzehnten als Spieler und Caddy in der Golfbranche unterwegs und haben sich als Diplom-Psychologe, Management-Trainer und Golf-Mental-Coach einen Namen gemacht. Jetzt ist Ihr Buch „Golfen ohne Kopf“ erschienen. Solche Ratgeber gibt es ja schon einige ... Was zeichnet Ihr Buch aus?
Ich weiß durch meine 30jährige Golfvita, dass der wichtigste Schlag immer der nächste ist, habe aber bei Golfenden völlig unabhängig vom Spielniveau beobachtet, dass dieser nächste Schlag oftmals durch eigene Gedanken sabotiert wird! Es fehlen Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und die innere Überzeugung: „Das wird funktionieren“. Diese sind nicht vorhanden, weil man mit den mentalen Mustern aus anderen Lebensbereichen auf den Golfplatz kommt. Im Job legt man zum Beispiel noch eine Schippe drauf, wenn etwas nicht funktioniert, auf dem Golfplatz ist es dagegen nicht unbedingt hilfreich, den Schläger noch kräftiger anzufassen, sich noch mehr zu konzentrieren. Das habe ich wiederholt erlebt und darum bin ich immer wieder auf der Suche nach kurzen, einfachen Tipps gewesen. Menschen auf dem Golfplatz brauchen eine pragmatische Hilfe, deswegen habe ich dieses Buch geschrieben. Meine Erfahrungen als Mental-Coach habe ich dafür auf den Golfplatz übertragen.
Für wen haben Sie dieses Buch geschrieben?
Auf jeden Fall für alle Golfenden, denn egal ob Anfänger oder Profi, der psychische Prozess ist bei beiden absolut vergleichbar. Vom ersten Tag des Golferlebens bis zum Sieg in Augusta, das ist immer dasselbe Thema: „Bahn 12 liegt mir nicht“, „Heute ist nicht mein Tag“ etc., diese negativen Gedanken, sprich psycho-mentalen Negativ-Tattoos, führen körperlich und geistig dazu, dass nichts mehr geht. Man hat Katastrophenbilder im Kopf und produziert die mentale Krise immer wieder. Da muss jetzt endlich mal Abhilfe geschaffen werden – und zwar kurz, knapp und hilfreich! Das Buch ist deshalb auch in den Tipps so breit angelegt, dass es für jede Spielkategorie passt. Ich zeige, wie man Emotionen lenken kann, gebe mentale Soforthilfe für Situationen des Golfspiels und vermittle, wie sich aus Golf-Frust Golf-Lust machen lässt. Alles, was ich geschrieben habe, ist hunderte Male von Amateuren und Profis getestet worden – es funktioniert.
Wie haben Sie die methodischen Ideen Ihres Buches entwickelt?
Ich habe irgendwann den Begriff „Neuro-Golfing“ als „mentale Wissenschaft vom optimalen Benutzen des eigenen Golfergehirns“ geprägt und daraus mein Co.o.l-Golfsystem konzipiert. Am Anfang war die Erkenntnis: Golfende haben alle dieselben Desasterschrauben, ich möchte ihnen mit meinem Buch aus diesen heraushelfen. Diese häufige Frustration bei einer der schönsten Freizeitbeschäftigungen der Welt, dem Golfen, muss nicht sein. Die Neurowissenschaft lehrt uns, wie man mit seinem Gehirn umgehen muss, wenn man etwas verändern, sprich Gedanken, Verhaltensweisen, im Fall von Golf vor allem Emotionen, in den Griff bekommen möchte. Im entscheidenden Moment das Richtige denken und empfinden, darum geht’s! Ich bringe die Erkenntnisse der Neurowissenschaft in den Alltag des Golfenden!
Das bedeutet?
Auf den Punkt gebracht bedeutet das: Angst hat man schnell, Zuversicht dauert! Wir fühlen eine Dreiviertel Sekunde früher, bevor wir denken. Als Caddy habe ich Niki Ferrari und Kevin Berger begleitet. Beide haben mir bestätigt, dass sie das kennen: Angst und Selbstzweifel hemmen beim Golfen. Es geht darum, diese Emotionen in den Griff zu bekommen – und dazu brauche ich Tools! Ich muss mein System haben, wie ich mich aus einer Frustration herausbekomme. Das funktioniert mit dem Self Mastering, eine Verhaltensweise aus der Neuro-Wissenschaft, die 1 zu 1 auf Golf übertragbar ist.
Sie propagieren das „Golfen ohne Kopf“, aber müsste man nicht mit Blick auf die gerade angesprochene Selbstbeherrschung eher von „Golfen mit Kopf“ sprechen?
Ich sage immer: Versuche nicht zu spielen wie die Pros, sondern so zu denken wie sie, vorausgesetzt sie denken richtig, einfach und gar nicht! Mit meinen Tools bringe ich einen routinemäßigen Ablauf in die Situation, das bedeutet: Du erhältst mentale kleine Impulse, die du gezielt einsetzt und verinnerlichst. Ohne Kopf, sprich ohne störende Gedanken und Gefühle, zu golfen, das ist das Ziel!
Aber wie lange dauert es, bis man diese Routine hat?
Mein Buch enthält zehn Neuro-Golfing-Fakten, zehn Mental-Tipps, zehn Co.o.l-Golf-Mental-Inspirationen, Golfgeheimnisse für die entscheidenden Momente – und das großartige Versprechen, dass sich der Score des Lesenden innerhalb von vier Wochen um 20 Prozent verbessern werde. Das funktioniert wirklich, regelmäßiges Training vorausgesetzt. Bei meinen Tipps ist für jeden was Passendes dabei: Ich habe mit hunderten von Menschen die Erfahrung gemacht, die vier Wochen lang zwei meiner Tipps befolgten und wettkampfnah trainierten, also auf der Driving Range in Gedanken 18 Löcher durchspielten inklusive Schlägerwechsel. Bis aufs Putten geht alles auf der Range. Ohne zeitlichen Druck läuft die Runde im Kopf ab, inklusive Preshot-Routine, es kommt mentale Klarheit ins Spiel. Ich weiß, diese Tipps helfen mir, ich kann sie immer wieder anwenden. Man muss aber die Disziplin haben, sich 100prozentig darauf einzulassen!
In wieweit geht Ihr Buch über das hinaus, was nicht auch jeder gute Pro seinen Schüler:innen vermittelt?
Mein Ansatz basiert auf meinen Golf-Erfahrungen und meinem Wissen aus der Neurowissenschaft. Ich trainiere mit den Menschen zu 80 Prozent mental, der Pro lehrt dagegen zu 80 Prozent Technik, hauptsächlich auf der Driving Range, selten in der Spielsituation. Eine gute Technik ist wichtig, aber auf dem Platz kommt das Mentale dazu. Das eine geht nicht ohne das andere. Mein Buch ist deshalb eine ideale Ergänzung zum Training mit dem Pro. Emotionen sind steuerbar und Golf ist dafür prädestiniert, Frustrationen ins Positive zu kehren. Viele Golfer haben das Potenzial des Mental-Trainings noch nicht erkannt.
Wenn Sie jemandem nur einen einzigen Mental-Tipp geben könnten, welcher wäre es?
Mein ultimativer Tipp ist: Wenn die vorherige Bahn eine Katastrophe war, mach dich am nächsten Abschlag frei von allen Gefühlen, atme durch und konzentriere dich auf einen kleinen Punkt deines Balls, zum Beispiel auf einen Buchstaben seiner Aufschrift oder einen Dimpel. Fixiere dich darauf und denke nichts außer: „Diesen kleinen Punkt haue ich jetzt weg, und zwar ganz genau dorthin!“ Stelle dir genau vor, wie und wohin der Ball fliegen soll. Dein Körper wird automatisch alles richtigmachen. Man überlistet sich selbst, indem man alles, was einen guten Schlag behindert, ausblendet, die emotionale Festplatte reinigt. Dieser Tipp funktioniert bei allen und immer und ist Basis meines Co.o.l-Golfsystems! Einfach mal ausprobieren! Das funktioniert übrigens auch in anderen Lebensbereichen.
A propos Bilder: Ihr Buch kommt mit wenigen Bildern aus. Warum die schlichte Aufmachung?
Ganz einfach: Mein Buch soll ein Begleiter und Ratgeber sein, kein hübscher Bildband. Es soll durch Inhalt überzeugen, nicht durch Optik. Emotionen werden, wie ich gerade schon erläuterte, stark durch Bilder gesteuert. Mir nützt es nichts, in einem Buch Bilder zu sehen, die das Spiel eines anderen zeigen. Nur die selbstgemachten Bilder sind der entscheidende Motor für ein positives Spiel, mein Buch ist deshalb sehr spartanisch bebildert.
„Sieger kämpfen nicht,
sie spielen!“
Warum stört Sie die Aussage: Golf macht demütig?
Demut ist ein Begriff, der mich wirklich nervt, denn er beschreibt ein persönliches Kleinmachen. Aufgeben schwingt mit und Schicksalsergebenheit. Demut ist eine der schlechtesten Ausreden, finde ich. Wenn Dinge nicht beeinflussbar wären, dann hätte ich mein Buch nicht geschrieben. Man ist nicht dem Schicksal ausgeliefert. Wenn man meine Tools anwendet, schon gar nicht. Entscheidend sind die mentale Stärke, also Selbst-Gewissheit, Final Coolness und Self-Mastering. Sich sicher fühlen, wohl fühlen – das bringt Erfolg und Freude.
Final-Coolness – was ist damit gemeint?
Sieger kämpfen nicht, sie spielen – das bedeutet: Sie haben vorab entscheidende Spielsituationen schon x-Mal in bestmöglicher Weise im Kopf durchgespielt und können, da das Gehirn nicht unterscheidet zwischen realer oder visueller Durchführung einer Aktivität, im entscheidenden Moment ihre Bestleistung final abrufen. Sie fühlen sich sicher und sind deshalb cool.
Ist diese mental-emotionale Programmierung und Selbststeuerung denn wirklich trainierbar?
Ja, definitiv. Wenn man weiß, wie das mentale Training funktioniert und es regelmäßig durchführt. Zwei Minuten Kopfkino morgens auf der Bettkante, das reicht schon. Schon nach vier Wochen ist man mental stärker – und spürt eine Generalisierungswirkung auch auf andere Gedankenmuster, sprich nach drei bis sechs Monaten agiert man auch in anderen Lebensbereichen selbstbewusster und fühlt sich wohler. Das ist neurowissenschaftlich erwiesen.
Kann ich mir mentale Stärke wirklich selbst beibringen? Ohne Coach?
Entscheidend ist, dass man innerlich bereit für das mentale Fitting ist und sich nicht durch Selbstkritik und Selbstzweifel selbst im Weg steht. Dann kann mein Buch helfen. Man braucht aber auch einen immer wiederkehrenden Push von außen, zum Beispiel durch einen Freund oder Coach. Es muss mich jemand an meine zwei Minuten Kopfkino auf der Bettkante erinnern. Wir brauchen einen Begleitschutz über drei bis sechs Monate, bis die mentalen Anker verinnerlicht sind.
Ihr Buch gibt es auch als Hörbuch. Ist der Push, von dem Sie gerade sprachen, auch durch dieses möglich?
Ja, ich habe es deshalb das „Auf-dem-Weg-Zum-Golfplatz-Hörbuch“ genannt. Es ist ganz pragmatisch das komfortable Mental-Training, jederzeit zur Hand, von mir selbst eingelesen. Die Menschen sind sehr verschieden: Manche verinnerlichen besser, wenn sie etwas hören, andere durchs Lesen. Egal wie: Wichtig ist, dass Bilder im Kopf entstehen!
Planen Sie weitere Veröffentlichungen über das mentale Fitting?
Das Thema hat auf jeden Fall großes Potenzial. Ich bin jetzt erstmal froh, dass das Buch und das Hörbuch als allgemeiner Einstieg fertig sind. In Nachfolgeprojekten werde ich dann nach und nach einzelne Desasterthemen beleuchten, also Spielsituationen, die mental immer wieder Probleme machen, zum Beispiel „Putten mental“ oder „Bunker mental“, je nachdem welche Themen gewünscht werden und welche Resonanz ich auch in meinen Golf-Mental-Events (einen Eindruck gibt hier das Video) und Einzelcoachings erhalte.
Wir sind gespannt. Zu guter Letzt verraten Sie uns doch bitte noch, welchen Leitspruch Sie unseren Leser:innen mit auf den Weg geben wollen würden?
Gerne. Mein Favorit ist: „Beim nächsten Ärgern ganz viel Spaß!“ Das beschreibt sehr schön, wie man im entscheidenden Moment sein Inneres umdreht und sich neu fokussiert – weg vom Ärgern hin zum Spaß, es geht weiter. Den Satz liebe ich!
Vielen Dank für das Gespräch!
Interviewpartner: Klaus Rempe
Golfer seit 1992, Diplom- und Wirtschaftspsychologe, Mental-Coach und Autor (unter anderem „Neue Wege der selbst Motivation“, „Positives Mentaltraining im Führungsalltag“ )
Heimatclub: Green Hill München, Kontakt: Institut Klaus Rempe, Coerdestraße 15 , 48147 Münster, Fon: 0251 / 30191, E-Mail: info@klausrempe.de und contact@rmg.academy
Weitere Informationen unter: www.rmg.academy , www.rempemental.golf , www.coolgolf.eu