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Von der Pike auf
Vom Dorf zu Europas größtem Golfresort: Wir haben das Quellness Golf Resort Bad Griesbach, besucht und uns von seinem Geschäftsführer Andreas Gerleigner mitnehmen lassen durch den Wandel der Zeit.
Wohin die Reise geht: Bad Griesbach bei Passau war ein verschlafenes Dorf, bis Anfang der 70er Jahre Heilwasserquellen entdeckt wurden und aus dem Nichts ein beliebter Kurort und ab 1988 ein Golfparadies entstand, das heute Andreas Gerleigner führt.
VcG: Herr Gerleigner, Sie sind seit Juli 2017 Geschäftsführer des Quellness Golf Resort Bad Griesbach – wie kam es dazu?
Gerleigner: Durch glückliche Umstände: Ich bin in Bad Griesbach aufgewachsen und als ich in jungen Jahren einen Ferienjob suchte, erzählte mir ein Freund von seinem guten Verdienst als Caddiemaster im Resort. Also bewarb ich mich – und blieb. Von der Pike auf habe ich als Aushilfe und später als Angestellter das Wachstum des Resorts miterlebt, Golfwagen gewaschen, Mülleimer geleert etc., 1993 schließlich als sportlicher Leiter den Spielbetrieb verantwortet und als mir 2017 der Geschäftsführerposten angeboten wurde, nicht Nein gesagt. Arbeiten und wohnen, wo andere Urlaub machen – mir gefällt’s!
VcG: Sie haben erlebt, wie in den 70er-Jahren „Bad Griesbach Therme“ mit Hotels, Restaurants und Geschäften entstand und immer mehr Touristen den Ort entdeckten. Gab es da keine Vorbehalte in der Bevölkerung, auch nicht als Ende der 80er Jahre der Golfbereich hinzukam?
Gerleigner: Nein, im Gegenteil: Die Bevölkerung hat sehr schnell erkannt, dass das Resort als Tourismusmagnet und Arbeitgeber gut für die Region ist. Der Impuls, auch auf Golf zu setzen, kam damals unter anderem durch Franz Beckenbauer, der ein sehr enger Freund unseres Resort-Gründers Alois Hartl ist. Die Brüder Langer haben das Vorhaben unterstützt. Golfunterricht für jedermann, das gab es in den 80er Jahren ja noch nicht. Das Resort hat dies zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis ermöglicht – mit Erfolg! Heute beschäftigen wir 60 Greenkeeper auf 129 Spielbahnen mit einer Spielfläche von 4,7 Millionen Quadratmetern. Es gibt fünf 18-Löcher-Meisterschaftsplätze, drei 9-Löcher-Plätze, zwei 6-Löcher-Plätze, ein riesiges Trainingszentrum und jährlich rund 200 Golfturniere. Der Golf-Bereich macht aber nur 35 Prozent des Resort-Umsatzes aus. Wir bieten ja noch viel, viel mehr: Wellness, Fitness, Physiotherapie, Familienurlaub, Seminare und Tagungen …
VcG: Zu Ihrem Resort gehören heute drei First-Class-Hotels und drei Gutshöfe, es gilt als das europaweit größte seiner Art. Was unterscheidet Sie von anderen Resorts?
Gerleigner: Unser Konzept ist einzigartig, denn die drei Resort-Hotels „Maximilian*****“, „Fürstenhof****S“ und „Das Ludwig****S" liegen nicht wie in einem amerikanischen Resort direkt an den Golfplätzen. Jede der Golfanlagen ist jedoch in nur zehn Fahrtminuten von den Hotels aus erreichbar und hat eine eigene Driving Range, Pitching- und Chipping-Area, eine Clubrezeption und Gastronomie. Der Gast fühlt sich dort wie auf einer klassischen 18-Löcher-Anlage und nicht als Teil eines Resorts. Auf drei Anlagen kann er übrigens in den Gutshöfen Brunnwies, Uttlau und Penning direkt am Golfplatz übernachten. Auch immer mehr Freundesgruppen schätzen den direkten Blick aufs Grün und das gastronomische Angebot. Unsere Hotel- und Gutshofgäste erhalten übrigens 20 Prozent Greenfee-Ermäßigung und dürfen am selben Tag einen zweiten Platz des Resorts ohne Aufpreis bespielen.
VcG: Ihr Golfresort ist sieben Tage die Woche geöffnet und hat ein eigenes Online-Buchungssystem mit 24-Stunden-Startplatzreservierung – sind es auch Features wie diese, die Sie einzigartig machen?
Gerleigner: Ich denke, eine Mischung aus allem. Bei uns werden Service und Individualität großgeschrieben. Der Gast soll machen, was er möchte. Wenn er zum Beispiel nachts seine Startzeit umbuchen will, dann erledigen wir das. Wir haben zehn Golfplätze, aber diese sind topographisch und spielerisch sehr individuell designt: Im Norden des Resorts liegen hügelige Anlagen wie der von Bernhard Langer designte Platz Brunnwies in Lederbach mit tollen Ausblicken und extremen Schräglagen, im Süden sehr flache Plätze mit European-Tour-Standard, langen Bahnen und vielen Wasserhindernissen wie in Penning, die ebenfalls von Bernhard Langer designt wurden. Unsere Spieler können sich also innerhalb kürzester Zeit, in maximal zehn Fahrtminuten, verschiedenen spielerischen Herausforderungen stellen. Diese Kombination innerhalb eines Resorts findet sich nirgendwo sonst. Gleiches gilt auch für die Unterkünfte und die Gastronomie: Ob First-Class-Hotel oder Gutshof, romantisch oder rustikal, Spa oder Shopping – wir können nahezu alle Wünsche erfüllen. Die Zimmerkarte ermöglicht überall bargeldloses Bezahlen, auch beim Golfunterricht und auf der Driving Range. Spaß und Freude am Golfen, das ist unser Ziel.
VcG: Ist hier in Bad Griesbach wirklich die größte Golfschule Europas zu finden?
Gerleigner: Ja, in der Tat, denn das Resort beschäftigt 30 Golflehrer an einem Ort, die vom Kind bis zum Pro vielfältige Trainingsmöglichkeiten anbieten. Sie arbeiten in der Golfakademie an unserem Golfodrom®, einem Trainingszentrum mit 210 Abschlagplätzen, großem Putting- und Kurzspielbereich, drei 9-Löcher- sowie zwei 6-Löcher-Anlagen und Prüfungs- und Ausbildungszentrum der PGA of Germany. Da sie alle Plätze des Resorts nutzen dürfen, können sie sich optimal auf die Probleme ihrer Schüler einstellen, zum Beispiel das Schräglagenspiel trainieren oder in Spielkursen auf unterschiedlichen 18-Löcher-Plätzen spielen.
VcG: Laut einer Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. sind Feriengebiete in Deutschland die beliebtesten Reiseziele. Ist dies auch in Bad Griesbach spürbar, trotz des stagnierenden Golfmarktes?
Gerleigner: Ja, zu uns kommen nach wie vor sehr viele Gäste aus dem deutschsprachigen Bereich, auch aus Österreich und der Schweiz. Aber auch immer mehr Skandinavier, Tschechen und Ungarn schätzen unser kulinarisches, sportliches, medizinisches und physiotherapeutisches Angebot. Die Tendenz geht heute zum Kurzurlaub von drei bis fünf Tagen, dann aber zwei Mal im Jahr. Früher haben viele das Golfen im Urlaub kennen gelernt. Heute besuchen uns Golfer, um ihr Können zu intensivieren und die Gastronomie- und Wellness-Angebote zu genießen. Events, Unterhaltung, Gastronomie werden immer wichtiger für die maximale Wertschöpfung der knappbemessenen Freizeit. Klassische Turniere ziehen heute nicht mehr, innovative Formate und viel mehr spielerische Elemente müssen her. Da sind wir gefordert, neue Ideen zu entwickeln! Unsere Turniere mit Kick, zum Beispiel Golf kombiniert mit Biathlon-Wettschießen, kommen gut an.
VcG: Aus dem „Hartl Golf Resort“ wurde vor drei Jahren das „Quellness Golf Resort Bad Griesbach“. Ist der neue Name eine Reaktion auf veränderte Marktbedingungen?
Gerleigner: Ja, denn wir sind eine große Golfdestination, aber ganzjährig viel mehr als das, dank der staatlich anerkannten Heilwasserquellen, die nachweislich positiv auf die Gesundheit wirken und unseren Gästen exklusiv zur Verfügung stehen. Prävention, Gesundheit und Entschleunigung in Kombination mit dem Heilwasser, das wird immer wichtiger, vor allem auch für Jüngere! Das Wort „Quellness“ aus „Wellness“ und „Quelle“ bringt es auf den Punkt.
VcG: Vielen Dank für das Gespräch!